Russland unter Druck der Sanktionen – Putin gibt Milliarden für alte Schrottanker aus
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft zielen auch auf Putins Öl-Geschäft. Doch Russland will weiterhin mit maroden Tankern die Maßnahmen umgehen – trotz enormer Risiken.
Moskau – Trotz Ukraine-Kriegs und westlicher Sanktionen verdient Russland Milliarden mit Öl. Eine besondere Rolle spielen sogenannte „Schattentanker“, die im Auftrag von Russland Öl zu den Käufern transportieren. Diese setzt Wladimir Putin schon länger ein, um die westlichen Öl-Sanktionen zu umgehen. Doch die Schiffe sind oft alt, im maroden Zustand und sind nicht nur für Russland eine Gefahr.
Russlands Wirtschaft unter Druck der Sanktionen – Putins Schattenflotte exportiert weiter Öl
Das Volumen des russischen Öls, das von Schattentankern transportiert wird, ist von 2,4 Mio. Barrel pro Tag im Juni 2023 auf 4,1 Mio. Barrel im Juni 2024 gestiegen, heißt es in einem jüngsten Bericht der Kyiv School of Economics (KSE). Im Juni 2024 wurden 70 Prozent des russischen Öls von einer Schattenflotte transportiert, für deren Aufbau Russland schätzungsweise 10 Milliarden Dollar ausgegeben hat, so die KSE.
Die Schattenflotte sei zudem für 89 Prozent der gesamten russischen Rohöltransporte verantwortlich gewesen. Trotz der Preisobergrenze für russisches Öl von 60 Dollar pro Barrel, wurden die meisten Ladungen seit Mitte 2023 offenbar über der Preisobergrenze gehandelt. Durch die Preisobergrenze für russisches Öl werden starke Preissteigerungen aufgrund außergewöhnlicher Marktbedingungen begrenzt; zudem soll die Grenze Russlands Einnahmen aus Erdöl drastisch verringern. Nach der Einigung der Europäischen Union setzten auch die G7-Staaten und Australien eine Preisobergrenze von 60 Dollar je Fass für russisches Öl fest.
Wie funktionieren Schattenflotten?
Sogenannte „Schattenflotten“ oder „Geisterschiffe“ fahren oft unter den Flaggen von Ländern, die keine strengen Schifffahrtsvorschriften haben. Dies sind zum Beispiel Panama, Liberia und die Marshallinseln. Die Eigner solcher Schiffe haben in den seltensten Fällen Kontakt zu den US- oder EU-Behörden. Das erschwert die Überwachung, ob Sanktionen eingehalten werden.
Schattentanker umgehen Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – doch es gibt hohe Risiken
Die KSE warnt zugleich vor den Risiken der Schattentanker: Grund ist zum einen das hohe Alter der Tanker (im Durschnitt 18 Jahre) zum anderen mache und die unzureichende Versicherung diese Schiffe extrem gefährlich. Laut der Financial Times hat es mehrere Unfälle mit Schattenschiffen gegeben, die mit Russland in Verbindung gebracht werden können.
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Im März 2024 kollidierte der 15 Jahre alte Schattentanker Andromeda Star, welcher Mitglied der russischen Schattenflotte ist, in der Nähe von Dänemark mit einem anderen Schiff. In den letzten zwei Jahren hätten vier Schiffe der russischen Schattenflotte ihre Maschinenleistung verloren, unter anderem in den Dardanellen und in der Dänischen Meerenge.
Warnung vor „Schwachstellen“ – Russlands Wirtschaft setzt auf marode Schattentanker
Auch bei Schiffen der Schattenflotte, die Öl von anderen sanktionierten Verkäufern transportierten, kam es zu Maschinenausfällen. Im Mai 2023 erlitt ein 27 Jahre altes, unter gabunischer Flagge fahrendes Schiff mit einer Kapazität von 700.000 Barrel, das für den Transport von iranischem Öl eingesetzt wurde, eine schwere Explosion in der Nähe von Indonesien. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt leer, es lief also scheinbar kein Öl aus.
Dennoch weisen Experten auf den Ernst der Lage hin. „Die Schwachstelle im Rechtsrahmen und die dramatisch gewachsene Rolle von Schattentankern im russischen Ölhandel bedeuten, dass eine größere Umweltkatastrophe nur eine Frage der Zeit ist“, schreibt die KSE.
Russland umgeht Sanktionen – aber auch Handelspartner bekommen den Druck zu spüren
Russland sucht immer wieder Schlupflöcher, westliche Sanktionen zu umgehen. Es stellt sich die Frage, ob man die Maßnahmen gegen Russlands Wirtschaft noch mehr verschärfen müsste. Russlands Schattenflotte existiere immerhin nur, weil es Länder gibt, die bereit sind, sanktioniertes russisches Öl zu kaufen, schreibt Politico. Vor allem China und Indien zählen für Russlands Wirtschaft zu den größten und relevantesten Öl-Käufern. Die KSE schlägt die Einrichtung „schattenfreier“ Zonen in europäischen Gewässern vor, um die Transportwege für Putins Schattentanker einzuschränken.
Putin konnte sich zwar bislang auf einige Handelspartner verlassen, doch auch sie scheinen dem Druck der Sanktionen immer weiter nachzugeben. So hat Indien nach Erlassung der EU-Sanktionen gegen russisches LNG angekündigt, kein sanktioniertes LNG mehr von Putin zu wollen. Nun bleibt abzuwarten, wie viele andere Partner diesem Beispiel folgen werden. (bohy)