Ukrainer funktionieren US-Panzer um – und haben großen Erfolg damit

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Während viele Leopard 2 bei der Reparatur sind, verteidigen die Ukrainer die Front im Osten mit Bradley-Panzern. Mehrere Stärken zahlen sich gegen die russische Armee aus.

Awdijiwka - Im Ukraine-Krieg läuft längst nicht alles für Kiew. Während etliche der gelieferten Leopard-2-Panzer zur Reparatur im Baltikum sind – und damit weit weg von der Front – haben die Russen offenbar eine Schwachstelle der M1 Abrams identifiziert.

Gegen Armee von Wladimir Putin: Ukrainer verteidigen Front im Osten mit Bradleys

Was sich dagegen nach den herben Verlusten Sommer bezahlt macht, sind die amerikanischen Bradleys. Mit den Schützenpanzern verteidigen die Ukrainer trotz heftiger russischer Angriffe seit Wochen erfolgreich die Frontabschnitte bei Awdijiwka und Kupjansk im Osten des geschundenen Landes. Egal, was sie versuchen: Hier kommen die Invasionstruppen von Moskau-Autokrat Wladimir Putin nicht durch.

Mit Blick auf das völlig zerstörte Awdijiwka im Donbass bescheinigte der viel zitierte Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) der ukrainischen Armee im „heute journal“ des ZDF zuletzt „erhebliche Abwehrerfolge“. Etliche Videos bei X (vormals Twitter) dokumentieren zudem, welche Panzer dabei im Fokus stehen: die Bradleys. Und zwar auch, weil die Ukrainer sie umfunktionieren.

Russische Soldaten hätten „Angst“ davor, Angriffsoperationen zu starten, „wenn sie wissen, dass ein Bradley gegen sie kommen wird“, erklärte ein ukrainischer Soldat namens Kach laut des amerikanischen Nachrichtenmagazins Newsweek. Demnach ist er einer der Kommandeure der 47. mechanisierten Brigade, die die Ruinen der einstigen Industriestadt Awdijiwka gegen pausenlose Attacken der Kreml-Truppen hält.

Awdijiwka im Donbass: Ukrainische Armee hält Stadt mit Bradley-Schützenpanzern

Seit Mitte Oktober wurden einzig auf diesen paar Quadratkilometern westlichen Einschätzungen zufolge tausende russische Soldaten getötet oder verwundet. Ihre Zahl soll mittlerweile – alleine bei Awdijiwka – fünfstellig sein. Auch, weil es an den Bradleys offenbar kein Vorbeikommen gibt. Mehrere Stärken machen sich dabei bezahlt. Der Bradley sei schnell, „sehr wendig“ und schütze seine Soldaten durch die schwere Panzerung, erzählte Kach. Und die Panzer-Besatzung könne durch das „starke Maschinengewehr“ zuschlagen.

Wie die Berichte und Videos veranschaulichen, nutzen die ukrainischen Soldaten den eigentlichen Schützenpanzer dabei wie einen Kampfpanzer. Sie gehen ins unmittelbare Gefecht gegen feindliche Fahrzeuge und attackieren diese. Eigentlich ist das Gefährt eher dazu gedacht, Infanterie im Kampfgebiet abzuladen.

Schlagkräftiger Bradley: 186 dieser Schützenpanzer soll die Ukraine aus den USA erhalten haben. (Symbolfoto)
Schlagkräftiger Bradley: 186 dieser Schützenpanzer soll die Ukraine aus den USA erhalten haben. (Symbolfoto) © IMAGO/Artur Widak

Im Gespräch mit Newsweek bescheinigte Daniel Rice, ehemaliger Sonderberater von Walerij Saluschnyj (Oberbefehlshaber der Ukraine), dem Bradley so auch einen „langjährigen Ruf als überlegenes Infanterie-Kampffahrzeug“. Das ukrainische Verteidigungsministerium hatte bei X unlängst ein Video vom Kampf eines Bradleys geteilt (siehe unten). „Auf ukrainischem Boden ist kein Platz für Besatzer! Der Bradley IFV hilft dem Feind, es so schnell wie möglich zu verstehen“, stand samt dem Hashtag #Awdijiwka bei dem Posting.

Bradley-Schützenpanzer der Ukrainer: Schnelligkeit und Munition als Stärken

Die Bilder dokumentierten eindrucksvoll eine wesentliche Stärke – und einen Vorteil gegenüber dem meist veralteten russischen Material. Die Rede ist von der 25-mm-Maschinenkanone M242 „Bushmaster“. Da wäre die enorme Reichweite von bis 2000 Metern bei einer Feuerrate von 200 Schuss pro Minute. Etwas Vergleichbares in diesem Kaliber haben die Russen nicht. Mit der Maschinenkanone kann die Besatzung selbst befestigte Stellungen angreifen (siehe Tweet oben im Artikel). Und sich dank der Geschwindigkeit von maximal 60 km/h schnell wieder zurückzuziehen. Zum Vergleich: Ein deutscher Schützenpanzer vom Typ Marder kommt im Gelände auf 45 km/h.

Durch ihre Leuchtspurmunition eignet sich die M242 „Bushmaster“ ferner dazu, feindliche Ziele für die eigene Artillerie zu markieren. Nach dem Prinzip „folge dem Lichtstrahl“. Diese Taktik wandten die Amerikaner schon im Zweiten Weltkrieg mit ihren damaligen Sherman-Panzern an.

Gegen Russlands Truppen: Ukrainer haben schon etliche Bradley-Panzer verloren

Wie ein weiteres Video bei X von der Zerstörung einer ganzen russischen Panzer-Kolonne binnen Minuten (!) zeigt, kopieren die Ukrainer dieselbe Taktik erfolgreich. Unklar ist Anfang Januar dagegen, über wie viele Exemplare des M2 Bradley die ukrainischen Streitkräfte noch verfügen. Laut New York Times (NYT) verlor dieselbe 47. Angriffsbrigade am 8. Juni bei Mala Tokmatschka (Region Saporischschja) in nur einem Angriff in einem Minenfeld insgesamt 25 Panzer – darunter sollen 16 Bradleys gewesen sein.

Laut Newsweek hatten die USA 186 der Schützenpanzer gesandt, wovon zwischen 100 bis 120 in den unmittelbaren Kampf geschickt wurden. Wie „Oryx“, eine Open-Source-Forschungsgruppe, im Herbst berichtete, wurden bis Mitte Juli 34 Bradleys aufgegeben, beschädigt oder zerstört. Aktualisierte Zahlen wurden nicht kommuniziert. Währenddessen kämpfen die Besatzungen mit ihren Schützenpanzern weiter wirkungsvoll gegen die Invasionsarmee des Moskau-Machthabers. (pm)

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