Leser fragen: Warum schweigt der Feminismus bei frauenfeindlichen Kulturen?

Mit ihrer Kolumne über Macho-Kultur, falsch verstandenen Feminismus und den Begriff "Femonationalismus" hat FOCUS-online-Kolumnistin Julia Ruhs erneut eine lebhafte Leserdebatte angestoßen. Auf FOCUS online reagieren Leser mit Zustimmung und Erleichterung: Endlich spreche jemand aus, was viele denken. Kritik gibt es an politischer Einseitigkeit, ideologischer Überfrachtung und akademischer Abgehobenheit. 

Verteilung der Meinung zu "Femonationalismus: Leserstreit um Feminismus, Migration und Klartext"
n den Kommentaren treffen so Forderungen nach Klartext und Kritik an gesellschaftlichem Wandel aufeinander. FOCUS Online

Lob für klare Worte

Viele Leser loben Julia Ruhs für ihre deutlichen Worte. Sie gilt ihnen als Stimme der Vernunft in einer von Schlagworten geprägten Debatte. Besonders positiv wird aufgenommen, dass sie den Begriff "Femonationalismus" entlarvt, ohne in Polemik zu verfallen. Die Kommentatoren sehen in ihr eine Journalistin, die gesellschaftliche Spannungen beschreibt, ohne moralisch zu belehren. 

Der Zuspruch verweist auf eine wachsende Sehnsucht nach Verständlichkeit in gesellschaftspolitischen Diskussionen, die durch Fachbegriffe und Identitätspolitik oft unzugänglich geworden sind. Die Resonanz auf Ruhs’ Kolumne belegt, dass pointierte, sachlich argumentierende Texte weiterhin ein breites Publikum erreichen – auch bei komplexen Themen wie Feminismus und Migration.

"Die Frau ist einfach Klasse. Bringt Dinge so was auf den Punkt."  Zum Originalkommentar

"Bravo Frau Ruhs! Bitte weiter so!"  Zum Originalkommentar

"Sehr gut beschrieben, Frau Ruhs. Sie schaffen es immer wieder gut, die Tatsachen richtig und realistisch zu beschreiben. Machen Sie weiter so, auch wenn das bei manchen Leuten Gesichtsentgleisung auslöst. Sie sprechen mit Sicherheit vielen Menschen aus dem Herzen."  Zum Originalkommentar

"Liebe Julia Ruhs, da haben Sie Widersprüche aufgeführt, die man in dieser Dichte und logischen Analyse sonst kaum findet. Ich weiß auch nicht, weshalb der Feminismus ausgerechnet vor Männern aus frauenfeindlichen Kulturen haltmacht, und auch das Kopftuch nicht als das angesehen wird, was es nun mal ist: Als äußeres Zeichen der Unterdrückung und Behandlung von Frauen als Menschen zweiter Klasse."  Zum Originalkommentar

Ablehnung von Neologismen

Viele Leser lehnen akademisch geprägte Begriffe wie "Femonationalismus" ab. Sie empfinden sie als realitätsfern und elitär. Hinter der sprachlichen Kritik steckt mehr als Spott über Modewörter – sie steht für ein wachsendes Misstrauen gegenüber einer akademischen Diskurssprache, die den Alltag der Menschen kaum noch abbildet. Diese Haltung spiegelt eine verbreitete Distanz zwischen öffentlicher Meinung und universitärer Theorie. Dass der Begriff ursprünglich aus der Genderforschung stammt und kritisch die Instrumentalisierung feministischer Argumente durch rechte Politik beschreiben sollte, spielt in den Reaktionen kaum eine Rolle. Die Ablehnung richtet sich weniger gegen den Inhalt als gegen das Gefühl, moralisch belehrt zu werden.

"Schlimm ist nicht, dass sich jemand so einen Bullshit ausdenkt, schlimm ist, dass dieser neue Begriff auch noch Beachtung findet! Demnächst werden darüber Doktorarbeiten verfasst! Für mich ist das moralischer Narzissmus im pathologischen Stadium, und man kann darauf nur mit Bedauern und Ignoranz reagieren!"  Zum Originalkommentar

"Wer sich so etwas wie diese Begriffe ausdenkt, braucht dringend einen Job. Dann hat er weniger Zeit, sich diese absolut absurden Begriffe und Theorien zusammenzuklempnern."  Zum Originalkommentar

Warnung vor linker Politik und kulturellem Wandel

Ein großer Teil der Leser warnt vor einem Verlust westlicher Werte und kritisiert linke Identitätspolitik. Die Kommentare richten sich gegen eine vermeintliche Nachgiebigkeit gegenüber patriarchalischen Traditionen in Migrantenmilieus. Der Vorwurf: Aus Angst, als intolerant zu gelten, verzichte man auf klare Kritik an frauenfeindlichen Strukturen. Diese Sorge ist nicht unbegründet – Untersuchungen zeigen, dass konservative Frauenbilder in manchen Communities fortbestehen und öffentlich kaum thematisiert werden. In der Zuspitzung vieler Kommentare wird daraus jedoch eine Generalabrechnung mit linker Politik. Der Diskurs kippt hier von Kulturkritik zu politischem Misstrauen.

"Frau Julia Ruhs bringt es wie immer genau auf den Punkt. Die hiesigen kulturellen Werte werden bei uns in Europa vollständig verkauft, einfach ad acta gelegt, vollständig abgeschafft. Man lässt sich von fremden Kulturen im eigenen Land vollkommen vereinnahmen - und das ist unfassbar schlimm ..."  Zum Originalkommentar

"Auf so einen Kommentar wie diesen warte ich schon seit Jahren, weil mir exakt die gleichen Gedanken immer wieder durch den Kopf gehen. Meine Vermutung ist, dass die Linke inzwischen so eine große Abneigung gegen unsere Gesellschaft aufgebaut hat, dass ihnen jedes Mittel recht ist, diese zu erschüttern und in ihrem Sinne zu verändern."  Zum Originalkommentar

Sorge um Meinungsfreiheit

Die Diskussion um Feminismus und Migration berührt für viele Leser ein tieferes Thema: die Freiheit, unbequeme Wahrheiten aussprechen zu dürfen. Mehrere Stimmen beklagen, dass gesellschaftliche Tabus die offene Rede einschränkten. Diese Wahrnehmung zeigt ein bekanntes Muster: Wer den Eindruck hat, nicht sagen zu dürfen, was er denkt, zieht sich eher zurück, als den Dialog zu suchen. Tatsächlich belegen Umfragen, dass sich rund 50 Prozent der Deutschen bei politischen Themen nicht mehr trauen, ihre Meinung öffentlich zu äußern. Damit wird das Thema Meinungsfreiheit selbst zum Gradmesser gesellschaftlicher Vertrauenskrise.

"Ich wünsche mir, dass viele Ihren Kommentar lesen und vielleicht ein klein wenig nachdenklich werden. Sie beschreiben exakt meine Sorgen und auch Ängste, Ängste über diesen Zustand, frei zu reden."  Zum Originalkommentar

"Es gibt immer wieder Menschen, die genau wie Frau Ruhs das öffentliche Totschweigen von Problemen oder gar das bösartige Einfordern 'richtiger' Sprache kritisieren. Zu Recht. Ich erinnere daran, dass in der verflossenen DDR, in der ich 27 Jahre lebte, jeder überlegte, was er sagte."  Zum Originalkommentar

"Nun, ich bin 71 und mir ist es egal, was andere meinen oder über mich denken. Ja, es gibt im Bekannten- und Freundeskreis häufig erhitzte Diskussionen. Aber was soll’s. Das ist halt Meinungsfreiheit. Wer das nicht aushält, bleibt beim nächsten Treffen eben weg ..."  Zum Originalkommentar

Medienschelte und politischer Frust

Ein Teil der Kommentare wendet sich direkt gegen politische Akteure und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der Vorwurf: eine linkslastige Agenda, die Kritik an Integrationsproblemen oder Geschlechterrollen verschweige. Diese Sicht ist pauschal, verweist aber auf eine verbreitete Entfremdung zwischen Bürgern und politisch-medialen Institutionen. Die Kommentatoren fordern mehr Ausgewogenheit und Selbstkritik, insbesondere bei sensiblen Themen wie Migration, Religion und Geschlechterpolitik

"Liebe Frau Ruhs, und wer den ÖRR für seine Linkslastigkeit, Linksparteilichkeit mit Hang zum Kentern kritisiert, wird demnächst als Rundfunkstaatsvertragnationalist bezeichnet. Bitte bleiben Sie sich treu!"  Zum Originalkommentar

"Man kann über Links-Grün nur noch den Kopf schütteln!"  Zum Originalkommentar

Reflexion über Feminismus und Frauenrechte

Mehrere Leser hinterfragen den Zustand des westlichen Feminismus. Statt sich auf reale Bedrohungen der Frauenrechte zu konzentrieren, verliere sich die Bewegung in Symboldebatten und Sprachpolitik. Diese Kritik trifft einen Nerv: Studien zur Gleichstellungspolitik zeigen, dass junge Frauen Themen wie Meinungsfreiheit, Sicherheit und Gleichberechtigung inzwischen höher gewichten als sprachliche oder theoretische Diskurse. Die Leser fordern eine Rückkehr zu den ursprünglichen Zielen des Feminismus – Selbstbestimmung, Schutz und Chancengleichheit.

"Ein Dreh- und Angelpunkt ist die Erkenntnis, dass gerade in westlichen Ländern für Frauenrechte gekämpft und sehr viel erreicht wurde. Wenn alles schon gedacht, aufgegriffen und umgesetzt wurde, wofür sollen die nachfolgenden Generationen kämpfen?"  Zum Originalkommentar

"Das muss ich erst sacken lassen. Aber ich kann mich nicht gut an Diskussionen erinnern, wo Frauen vorgeworfen wurde, außer diskutieren in bestimmten Bereichen in der Wissenschaft klappt nichts. Das scheint sich immer mehr zu bewahrheiten."  Zum Originalkommentar

Andere Stimmen

Die übrigen 5 Prozent verteilen sich auf eine Vielzahl ironischer und sarkastischer Kommentare, vereinzelt auch mit Nachdenklichkeit oder kritischen Seitentönen. 

"Ich hab was dagegen. Bin ich jetzt ein fermenierlist oder so?"  Zum Originalkommentar

"Dann sind wohl 95 Prozent der Menschen in Deutschland Femonationalist*innen."  Zum Originalkommentar

"Wir brauchen noch mehr Professuren, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Da tun sich ungeahnte Forschungsfelder auf."  Zum Originalkommentar


 

Wie weit darf Kritik am Frauenbild in migrantischen Gemeinschaften gehen – und ist der Begriff "Femonationalismus" eher ein Problem oder tatsächlich Teil der Lösung? Stimmen Sie ab: Welche Begriffe, Themen oder Sichtweisen fehlen? Diskutieren Sie mit – wir sind gespannt auf Ihre Haltung zur Debatte um Feminismus, Migration und gesellschaftlichen Wandel.

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.