Gastbeitrag von Natascha Wegelin: Warum es für Frauen so wichtig ist, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen
Das Gefühl der Unsicherheit, das viele Frauen haben, liegt nicht nur an der eigenen Zurückhaltung, sondern auch an der Gesellschaft, die Finanzthemen oft als „Männersache“ abtut. Doch die unbequeme Wahrheit ist: Wer die Kontrolle über seine Finanzen nicht selbst übernimmt, läuft Gefahr, früher oder später in eine finanzielle Abhängigkeit zu geraten – sei es durch eine geringe Rente im Alter, eine Trennung, Scheidung, den Tod des Partners oder andere unvorhergesehene Umstände. Doch es gibt einen Ausweg: finanzielle Selbstbestimmung.
Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus, sondern Selbstschutz
Es ist eine Tatsache, dass viele Frauen es vermeiden, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen. Sie vertrauen darauf, dass der Partner, die Familie oder der Staat sie schon absichern werden. Doch das ist gefährlich – denn die Realität sieht anders aus. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Sicherheit, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in Zukunft. Wer sich nicht selbst um seine Finanzen kümmert, überlässt anderen die Verantwortung – und das kann langfristig schwerwiegende Folgen haben.
Die Zahlen sprechen hier (leider) für sich: Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer und erhalten im Alter 30 Prozent weniger Rente. Dazu kommt die sogenannte Teilzeitfalle – die doppelte Belastung durch Familie und Care-Arbeit. Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen langfristig weniger Einkommen und weniger Vermögen aufbauen. Die Folge: Altersarmut ist weiblich. Heute sind fast 20 Prozent der Frauen über 65 Jahre armutsgefährdet. Wer sich nicht selbst um seine finanzielle Absicherung kümmert, riskiert, Teil dieser 20 Prozent zu werden.
Die größten Denkfehler, wenn es um Finanzen geht
- „Mein Partner kümmert sich darum.“
Dieser Gedanke ist weit verbreitet, doch er birgt ein enormes Risiko. Was passiert, wenn der Partner aus irgendeinem Grund nicht mehr da ist – sei es durch Trennung, Scheidung oder sogar Tod? Dann steht man plötzlich ohne Plan B da und muss sich mit den finanziellen Konsequenzen auseinandersetzen.
- „Investieren ist zu riskant.”
Tatsächlich ist der größte Risikofaktor das Nichtstun. Wer nicht investiert, verliert langfristig an Kaufkraft. Die Inflation frisst das Ersparte auf und die gesetzliche Rente bietet längst keine ausreichende Absicherung mehr, um den Lebensstandard zu halten. Wer auf sicherheitsorientierte Anlagen wie Sparbücher setzt, wird mit der Zeit immer ärmer – auch, wenn das Konto anfangs noch vielversprechend aussieht.
- „Ich habe kein Finanzwissen.“
Diese Ausrede höre ich häufig. Doch es ist kein Problem, finanzielles Wissen zu erlangen. Ganz im Gegenteil: Heute gibt es eine Vielzahl an Ressourcen, die den Einstieg in die Finanzwelt erleichtern. Und genau das sollten Frauen tun: Sich das Wissen aneignen und sich Schritt für Schritt in die Welt des Investierens und Vermögensaufbaus einarbeiten.
Die Lösung: finanzielle Selbstbestimmung
Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen. Der Weg dorthin lässt sich in drei einfache Schritte unterteilen.
1. Überblick verschaffen: Der erste Schritt zu finanzieller Unabhängigkeit ist, den eigenen Finanzstatus zu kennen. Was kommt rein, was geht raus? Wie viel bleibt am Ende des Monats übrig? Diese Fragen müssen beantwortet werden, um eine solide Basis zu schaffen. Ein Notgroschen von mindestens drei bis sechs Monatsgehältern sollte ebenfalls aufgebaut werden – so hat man im Ernstfall ein finanzielles Polster, auf das man zurückgreifen kann.
2. Investieren verstehen: Wenn Frauen ans Investieren denken, schwingen oft Ängste und negative Glaubenssätze mit. Doch Investieren ist nicht nur etwas für Männer oder für diejenigen, die über „viel“ Geld verfügen. Ganz im Gegenteil: Der Einstieg in die Welt des Investierens ist möglich und vor allem für die finanzielle Absicherung auch dringend notwendig. Eine der einfachsten Strategien ist das Investieren in ETFs. Diese bieten eine breite Streuung und sind besonders für Einsteigerinnen geeignet und können, langfristig angelegt, auch mit kleinen investierten Beträgen ein solides Vermögen aufbauen.
3. Sicherheitsnetz aufbauen: Der nächste Schritt auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist, sich für den Fall der Fälle abzusichern. Das bedeutet nicht nur, eine Altersvorsorge aufzubauen, sondern auch Vorkehrungen für unvorhergesehene Lebensereignisse zu treffen. Ein Ehevertrag kann zum Beispiel in Trennungs- oder Scheidungsfällen vor unangenehmen Überraschungen schützen und als Absicherung dienen. Außerdem empfiehlt es sich, innerhalb einer Partnerschaft ein Drei-Konten-Modell zu führen – für den persönlichen Haushalt, für gemeinsame Ausgaben und für die langfristige Altersvorsorge. So behält man immer die Kontrolle.
Vermögensaufbau: Sicherheit neu denken
Das Konzept von Sicherheit hat sich verändert. Wer Sicherheit will, muss nicht nur auf der Bank sparen, sondern in die eigenen Finanzen investieren. Der Unterschied zwischen „sicher“ und „reich“ liegt im Handeln. Wer heute klug investiert, muss morgen keine Angst vor Altersarmut oder finanziellen Engpässen haben.
Doch es geht nicht nur darum, Vermögen aufzubauen – es geht darum, die Kontrolle über das eigene Leben zu übernehmen. Finanzielle Selbstbestimmung ist der Schlüssel zu mehr Freiheit und Sicherheit. Wer sich heute um seine Finanzen kümmert, muss in Zukunft nicht nur auf die Sicherheit des Systems bauen, sondern kann auf die eigene Absicherung vertrauen.
Wer sich nicht kümmert, zahlt den höchsten Preis
Es ist an der Zeit, das Thema Finanzen nicht länger zu verdrängen. Wer sich nicht selbst um sein Geld kümmert, riskiert, in eine Abhängigkeit zu geraten, die im schlimmsten Fall zu einem existenziellen Problem wird. Finanzielle Selbstbestimmung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Und das bedeutet, selbst aktiv zu werden. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, den ersten Schritt in Richtung finanzielle Unabhängigkeit zu gehen. Und wer Unterstützung braucht, findet sie heute in zahlreichen Quellen: Bücher, Blogs, Videos oder – für diejenigen, die ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben – Mentoring-Programme wie bei Madame Moneypenny.
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