Bürger verärgert: „Viele Radfahrer erzwingen ihre Vorfahrt“

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Die Verkehrsregeln am Flöthekreisel in Diepholz bewertet Hans-Heinrich Kellner als zu undurchsichtig und sieht darin eine Gefahr. Jannick Ripking © Ripking, Jannick

Der Diepholzer Hans-Heinrich Kellner sorgt sich um die Verkehrssicherheit in der Kreisstadt. Im Fokus: Radfahrer, die „die ihre Vorfahrt an Zebrastreifen erzwingen“.

Diepholz – Hans-Heinrich Kellner ist enttäuscht und ein bisschen wütend. Der Diepholzer beklagt, dass sich zu viele Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer in seiner Heimatstadt in Niedersachsen nicht an die Straßenverkehrsordnung halten. Er beobachte, zunehmende Missachtungen und daraus resultierende Verkehrsgefährdungen. Besonders hat er dabei die Zebrastreifen im Blick: „Viele Radfahrer erzwingen dort ihre Vorfahrt. Sie fahren einfach nach dem Motto: Der Autofahrer wird schon anhalten.“ Dabei haben am Zebrastreifen nur diejenigen Vorrang, die entweder gehen oder ihr Gefährt schieben – es sei denn, Verkehrszeichen schreiben etwas anderes vor.

Zebrastreifen im Fokus: „Viele Radfahrer erzwingen ihre Vorfahrt“

„Es ist ja nicht so, dass mich das nur ärgert, es ist auch gefährlich“, sagt Hans-Heinrich Kellner. „Viele Radfahrer fahren einfach und gucken nicht nach links und rechts“, berichtet er und fragt: „Mit welchem Recht? Ich denke, einige wissen es nicht besser. Kommt die Verkehrserziehung zu kurz?“ Kellner kritisiert, dass das Bewusstsein, dass Zebrastreifen nur dann Vorrang gewähren, wenn Radfahrer absteigen und schieben, in der Öffentlichkeit zu wenig Raum findet. Er betont, dass er nicht den gesamten Fahrradverkehr in Diepholz an den Pranger stellen will: Es gebe Radfahrer, die sich an die Straßenverkehrsordnung halten. Ebenso gebe es Autofahrer, die es in Sachen Verkehrssicherheit nicht so genau nehmen. Doch die Masse an Fehlverhalten des Zweiradverkehrs bereite ihm Sorgen. Er wünscht sich daher mehr Aufklärungsarbeit seitens der Polizei.

„Man kann sich eine Stunde an einen Zebrastreifen stellen und die Fahrradfahrer, die sich nicht richtig verhalten, belehren“, schlägt Kellner vor. Er habe die Behörde diesbezüglich bereits kontaktiert. Bisher habe er nur eine nicht zufriedenstellende Antwort erhalten. „Ich will die Polizei nicht in Misskredit bringen“, aber er wünscht sich, dass seine Hinweise ernst genommen werden. Polizeisprecher Thomas Gissing bedauert, dass Hans-Heinrich Kellner mit der Antwort der Behörde nicht zufrieden ist, versichert auf Nachfrage der Mediengruppe Kreiszeitung aber, dass die Polizei offen für Gespräche ist. Gissing bietet Kellner ein persönliches Gespräch mit Beamten an, „um seine Ideen und deren Umsetzbarkeit zu erörtern“.

Kreisel am Hallenbad: Diepholzer beklagt heikle Verkehrssituationen

Als besonders heikel bewertet Kellner die Verkehrssituation am Diepholzer Flöthekreisel. Dort kreuzen sowohl ein Radweg als auch ein Fußweg die Ein- und Ausfahrten. Zusätzliche Verkehrszeichen ergänzen die an Kreiseln gängigen Schilder: „Achtung! Fahrräder kreuzen!“, heißt es für Autos. Radfahrer weist ein anderes Schild an, „Blickkontakt“ zu Autofahrern aufzunehmen. „Das wirkt doch wie ein Freifahrtschein für alle Fahrradfahrer“, meint Kellner.

Stephanie Paul, Mitarbeiterin der Stadt Diepholz im Bürgermeisterbüro, klärt auf: Da jede Kreiseleinfahrt mit dem Verkehrszeichen „Vorfahrt gewähren“ versehen ist und am Flöthekreisel zusätzlich ein eigenständiger Radweg vorhanden ist, sorgt diese Kombination dafür, dass Autos bei der Einfahrt in den Kreisel nicht nur Fußgängern auf dem Zebrastreifen, sondern „auch den Fahrrädern Vorrang gewähren müssen“, erklärt Paul. Das gilt auch für Autos, die den Kreisverkehr verlassen. Wenn Radfahrer weiter auf dem Radweg fahren, haben sie Vorrang.

Währenddessen seien die zusätzlichen Schilder optional und ohne rechtliche Bewandtnis. Paul: „Das Ordnungsamt hat sie in Zusammenarbeit mit der Polizei erarbeitet, weil sich dort in der Vergangenheit vermehrt Unfälle ereignet haben. Sie sollen der zusätzlichen Sicherheit dienen.“ So viel zur Theorie. Kellner ist jedoch der Auffassung, dass die Regelung so speziell ist, dass kaum ein Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger weiß, wie sie in der Praxis umzusetzen ist. Statt die Gefahr zu senken, erhöhe sie sich wegen der Undurchsichtigkeit nur noch mehr. „Was hat man sich dabei gedacht?“, fragt er sich.

Radfahrer ohne Licht und E-Scooter mit Doppelbesetzung

Kellner führt weitere Gefahrenschwerpunkte an: „Viele Radfahrer sind ohne Licht unterwegs.“ In der dunklen Jahreszeit sorge dieser Umstand für potenziell lebensgefährliche Situationen. Und bei den E-Scootern beobachte Kellner in Diepholz den Trend, „dass sie hier oft in Doppel- oder sogar Dreifachbesetzung unterwegs sind.“ Dabei ist es gesetzlich verboten, diese Fahrzeuge mit mehr als einer Person zu nutzen.

Polizeisprecher Thomas Gissing sagt: „Lichter werden von uns in der dunklen Jahreszeit verstärkt kontrolliert.“ Zudem weise die Polizei während ihrer Präventionsarbeit an den Grundschulen „immer wieder darauf hin“, wie wichtig, korrektes Licht am Fahrrad ist. „Doch die erwachsenen Vorbilder, die Eltern, sind in der Pflicht, darauf zu achten, dass es auch umgesetzt wird.“ Gissing fasst zusammen: „Wir tun im Rahmen unserer Möglichkeiten viel, aber wir können nicht überall sein.“ Dessen ist sich Hans-Heinrich Kellner bewusst. Er ist daher der Meinung, dass ein Kontaktbeamter in Diepholz fehlt. Seit einigen Monaten ist dieser nicht mehr da. „Warum gibt es ihn nicht mehr?“, fragt er.

Diepholz hat keinen Kontaktbeamten mehr

Der frühere Diepholzer Kontaktbeamte Frank Kempin habe Präsenz gezeigt und Aufklärungsarbeit im Straßenverkehr geleistet. Der Polizeisprecher erklärt, dass Kempin „aufgrund dienstlicher Veränderungen“ nicht mehr in der Kreisstadt tätig ist. Die Kontaktbeamtenstelle sei derzeit unbesetzt: „Jede Polizeiinspektion hat ein Personalkontingent. Die momentane Situation lässt eine Neubesetzung nicht zu. Das heißt aber nicht, dass es für immer so ist. Wenn die Möglichkeit besteht, wollen wir diese Stelle gerne wieder besetzen.“

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