Traditionsreiches Handwerk: Hier steht das europaweit einzige aktive Werk

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In Südniedersachsen besteht heute noch ein Handwerk, das dort bereits seit den 1850er-Jahren verrichtet wird. Durch Pfannensiederei wird in Göttingen Salz gewonnen.

Göttingen – In den Feinkostregalen von Supermärkten ist pinkfarbenes Himalaya-Salz für die Gaumenfreuden wählerischer Verbraucher oft direkt neben Meersalz aus Portugal oder Frankreich zu finden. Dass hochwertiges Salz aber gar nicht aus mehr oder minder weiten, aber zumindest entfernten Gegenden der Welt nach Deutschland kommen muss, wird bei einem Blick in den Göttinger Stadtteil Grone deutlich. Als traditionsreiche Produktionsstätte in Südniedersachsen wird hier seit vielen Jahrzehnten ein Handwerk ausgeübt, das es in dieser Form in Europa ansonsten nicht mehr gibt.

Seit 170 Jahren wird in der Saline Luisenhall in Göttingen Salz produziert

Die Saline Luisenhall in Göttingen-Grone ist eigenen Angaben zufolge die einzige kommerzielle Pfannensiederei, die auch heutzutage noch in Europa in Betrieb ist. Errichtet worden ist die Göttinger Salzabbaustätte in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts. Mit dem Abbau von Salz war hier 1854 begonnen worden.

Die Saline Luisenhall in Göttingen © IMAGO / imagebroker

Den Grundstein für die Saline Luisenhall legte davor Philipp Rohn. Anhand der Vegetation und insbesondere sogenannter Zeigerpflanzen erahnte er, dass das Erdreich an jener Stelle besonders salzreich sein muss. So begann er mit Probebohrungen und stieß schließlich in rund 462 Metern Tiefe auf eine rund acht Meter dicke Salzschicht, die unter der Sole lag. 1850 gründete Rohn schließlich die Saline.

Das Salz aus der Saline Luisenhall stammt aus mehreren Hundert Metern Tiefe

Aus einer Tiefe von über 460 Metern wird dem Freizeitportal goettingerland.de zufolge eine Sole gewonnen, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus älteren Salzablagerungen der Perm-Periode vor rund 298,9 Millionen bis 251,9 Millionen Jahren stammt. Die Temperatur der Sole beträgt in der Tiefe zunächst 26 Grad und an der Oberfläche 12 Grad Celsius. Ihr Salzgehalt reicht bis zu 27 Prozent.

Um das Luisenhaller Küchensalz zu produzieren, das als Endprodukt in der Saline Luisenhall gewonnen und in zahlreichen Küchen geschätzt wird, leiten die Verantwortlichen die Natursole in große Pfannen um. Hier wird sie anschließend bei rund 70 Grad Celsius gesiedet. Ist das Salz fertig auskristallisiert, kann es getrocknet und nach verschiedenen Körnungsgraden sortiert werden. Zuletzt steht dann nur noch die Verpackung und Belieferung der Händler an.

Auf diese Weise werden jährlich rund 4000 Tonnen des hochwertigen Salzes in der Saline in Göttingen produziert. Abnehmer sind laut goettingerland.de vornehmlich Feinkostläden, Schlachtereien und einige Supermärkte in der Region. Daneben geht rund ein Drittel des produzierten Luisenhaller Salzes an die Kneipp-Werke, die es für die Herstellung ihrer bekannten Badesalze weiterverwenden. Zudem findet die Göttinger Sole als anerkannte Thermalsole Verwendung in vielerlei Heil- und Schwimmbädern im ganzen Land.

Neben der Pfannensiederei verfügt die Saline Luisenhall auch über ein Thermal-Solebad

Gegenwärtig wird die Göttinger Saline Luisenhall als Industriedenkmal genutzt und befindet sich unter Ensembleschutz, wie monumente-online.de, das Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, berichtet. So können Interessierte bei einem Rundgang durch das denkmalgeschützte Gebäude Geschichte und Produktionsprozesse des traditionsreichen Betriebs nachvollzogen werden. Mit einem eindrucksvollen Rundgang ist es das für Göttingen-Besucher in der Saline-Luisenhall jedoch noch nicht getan.

Seit mittlerweile über 20 Jahren gehört zur altehrwürdigen und in Europa einmaligen Göttinger Pfannensiederei auch noch das Luisenhaller Badehaus. Das Thermalbad ist ein Ort der Ruhe, an dem Besucher beim Schwimmen schweben können, wie im Wasser des weit entfernten Toten Meers. Verwendet wird im Luisenhaller Badehaus ausschließlich die Natursole, die an Ort und Stelle traditionell gefördert wird.

Und die kann, verbunden mit dem 35 Grad warmem Wasser, gleich bei einer Vielzahl von Beschwerden helfen oder ihnen vorbeugen, wie die Betreiber des Thermalbads auf ihrer Website erklären. Dazu zählen Hautkrankheiten, rheumatische Beschwerden und Erkrankungen der Atemwege. Neben dem klassischen Natursolebad gibt es für Besucher des Luisenhaller Badehauses noch weitere Anwendungen, die den Besuch im Sole-Thermalbad ergänzen und ganz sicher zu einem entspannenden Erlebnis machen. Zu ihnen gehören etwa ein Natursoledampfbad, ein Wannenbad, eine Sonnendusche sowie verschiedene Inhalationen und Massagen. (fh)

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