Bauchschmerzen falsch eingeschätzt: Symptom kann auf Kinderkrankheit hindeuten, die Eltern oft übersehen

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Für Bauchschmerzen gibt es besonders bei Kindern eine Vielzahl an Ursachen. Manchmal steckt eine Kinderkrankheit dahinter, die Eltern lange übersehen.

Frankfurt – Vor allem Kinder sind oft mit Bauchschmerzen geplagt. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Oft sind falsche Ernährung, Wachstumsbeschwerden, Stress und psychische Belastungen der Auslöser. Auch bei Blinddarmentzündungen oder einem Wurmbefall können laut Angaben des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. Bauchschmerzen die Folge sein.

Bauchschmerzen bei Kindern: Symptom kann auf ungeahnte Krankheit hindeuten

Ein Kind hält sich den Bauch wegen Schmerzen.
Bauchschmerzen können bei Kindern auch auf Krankheiten hinweisen, die man nicht mit dem Verdauungstrakt in Verbindung bringen würde. © IMAGO/YAY Images

Doch manchmal gehen Bauchschmerzen auch mit Krankheiten einher, die man erst nicht mit ihnen in Verbindung bringen würde. Dann tappen Eltern oft lange im Dunkeln, was der Auslöser für die Beschwerden sein könnte und wichtige Zeit geht verloren. Dies ist etwa bei einer Mandelentzündung der Fall. Wie die Deutsche Familienversicherung auf ihrer Webseite schreibt, können Bauchschmerzen und Erbrechen bei Kindern auch Symptom dieser schmerzhaften Erkrankung der Gaumenmandeln sein. Bernhard Junge-Hülsing, Facharzt für HNO-Heilkunde in Starnberg, kann das bestätigen: Bei kleinen Mädchen und Jungen komme es häufiger vor, dass sie über Bauchschmerzen oder Übelkeit und Kopfschmerzen klagten. 

Bauchweh bei Mandelentzündung – Schluckbeschwerden oft erst später

Auch die Kinderärztin Dr. med. Birgit Indlekofer aus Tutzing in Bayern erlebt Ähnliches in ihrer Praxis. Wie sie auf ihrer Homepage beschreibt, beginnt eine Streptokokken-Erkrankung als Mandelentzündung mit Fieber, meist Kopf- und Bauchweh. Manche Kinder müssen auch erbrechen. Schluckbeschwerden treten Indlekofer zufolge erst später – etwa mit einem Tag Verzögerung auf. Kein Wunder, dass Eltern die Symptome oft vorerst anders deuten.

Hinzu kommt, dass viele Kinder durch die Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Schluckbeschwerden nichts essen möchten, was das Unwohlsein und Bauchschmerzen weiter verstärkt. Dass die Beschwerden auf eine Mandelentzündung zurückzuführen sind, wird dann erst durch den Besuch beim Kinderarzt oder der Kinderärztin erkannt.

Bauchschmerzen bei Kindern: Das sollte Eltern im Hinterkopf haben

Eltern sollten deshalb bei Symptomen wie Unwohlsein, Bauchschmerzen, Erbrechen und allgemeiner Abgeschlagenheit auch immer die Möglichkeit einer Mandelentzündung in Betracht ziehen. Dies gilt umso mehr bei kleineren Kindern, die ihre Beschwerden noch nicht so gut deuten und äußern können.

Mandelentzündung: Wissenswertes rund um eine Tonsillitis

Die unter Fachleuten als Tonsillitis bezeichnete Krankheit tritt bei Kindern deutlich häufiger auf als bei Erwachsenen. Zwar kann man in jedem Alter an einer Entzündung der Mandeln erkranken, doch Kinder bis zum fünften Lebensjahr sind besonders häufig betroffen. Grund dafür ist, dass deren Immunsystem noch nicht so entwickelt ist, wie das älterer Menschen. Die etwa bohnengroßen Mandeln befinden sich am Eingang der Atem- und Speisewege und schützen den Körper in der Regel vor Viren und Bakterien. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es zu einer Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillitis) kommen. Dies geschieht häufig durch Erkältungs- oder Grippeviren. Aber auch andere Erreger wie Streptokokken, Pneumokokken oder Hämophilus influenzae sind mögliche Auslöser.

So wird eine Mandelentzündung behandelt

Sind Viren für die Mandelentzündung verantwortlich, zum Beispiel bei einer Erkältung, lässt man die Erkrankung in der Regel von selbst ausheilen. Die Gabe eines Antibiotikums ist laut Homepage der Deutschen Familienversicherung von keinerlei Nutzen. Hier steht vor allem die Linderung von Begleitsymptomen im Fokus. Kinder könnten wieder in die Kita oder in die Schule gehen, wenn ihre Beschwerden vollständig abgeklungen sind, so Bernhard Junge-Hülsing. Wann Kinder tatsächlich zu krank für die Kita sind, erläutert ein anderer Kinderarzt.

Antibiotika werden dann verordnet, wenn Bakterien die Mandelentzündung verursacht haben. Hat der Betroffene Fieber und eitrig belegte Mandeln, aber keine Erkältung, spricht viel für eine bakterielle Entzündung. Wird diese nicht behandelt, kann sich eventuell eine Mittelohrentzündung oder auch ein Abszess entwickeln. Weitere Begleiterkrankungen können Schäden an Herz und Nieren, Schuppenflechte oder Gelenkentzündungen sein.

Wann eine Teilentfernung der Mandeln Sinn macht

Bei Kindern sind in manchen Fällen die Mandeln derart vergrößert, dass sie sich in der Mitte berühren. Das könne nicht nur dazu führen, dass die Atmung im Schlaf aussetzt oder das Kind Schluckbeschwerden hat. Auch Kieferfehlstellungen sind möglich. „Dieses Problem lässt sich mit einer Teilentfernung der Mandeln lösen“, so Bernhard Junge-Hülsing. Der Eingriff sei ambulant mit einem Laser möglich. Der Vorteil einer Teilentfernung: Die verbleibenden Mandelteile können weiterhin ihrer wichtigen Funktion nachgehen und Krankheitserreger abwehren, die über Mund oder Nase in den Körper gelangen.

Eine chronische Tonsillitis kann unter Umständen die komplette Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) erfordern. Derzeit macht die Rückkehr einer anderen Kinderkrankheit Ärzten in Europa und den USA Sorgen. (va)

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