Der Komet „Tsuchinshan-ATLAS“: „Unwahrscheinlich, dass er nochmal wiederkehrt“

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In den nächsten Tagen soll der Komet Tsuchinshan-ATLAS mit bloßem Auge am Abendhimmel sichtbar sein.  © Spektrum der Wissenschaft

Der Weilheimer Astronomie-Experte Helmut Hornung im Interview über einen besonderen Besucher am Himmel.

In den nächsten Tagen soll der Komet Tsuchinshan-ATLAS mit bloßem Auge am Abendhimmel sichtbar sein. Was steckt hinter diesem Himmelskörper? Wir fragten den Weilheimer Wissenschaftsjournalisten und Astronomie-Experten Helmut Hornung.

Was ist das für ein Komet, der uns in den kommenden Tagen besucht?

Der Komet mit der Bezeichnung C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) wurde am 9. Januar 2023 am chinesischen Purple Mountain Observatory entdeckt. Auf seinem Weg ins innere Planetensystem wurde er heller und erreichte am 27. September 2024 mit etwa 58 Millionen Kilometer Abstand seinen sonnennächsten Punkt. Zum Vergleich: Unsere Erde ist rund 150 Millionen Kilometer vom Zentralgestirn entfernt.

Helmut Hornung
Helmut Hornung © Axel Griesch Fotografie

Was ist ein Komet und wieso hat er einen Schweif?

Man kann sich einen Kometen als eine Art eisigen Schmutzball vorstellen, der wenige Kilometer groß ist. Dieser Kern besteht im Wesentlichen aus Wasser, Trockeneis, Methan, Ammoniak sowie kleinen Staub- und Mineralienteilchen. Nähert er sich der Sonne und kreuzt er schließlich die Bahn des Planeten Jupiter, bildet sich aufgrund der Wechselwirkung mit dem Sonnenwind eine schalenförmige Koma. Sie entsteht, wenn aus dem Kern leicht flüchtige Substanzen herausgerissen werden und diesen einhüllen. In großen Teleskopen erscheint der Komet jetzt als schwach glimmendes diffuses Wölkchen. Bei weiterer Annäherung an die Sonne werden die Bestandteile der Koma ins Weltall geblasen, der charakteristische Schweif erscheint.

Wie und wann kann man den Kometen am besten beobachten?

Die beste Sichtbarkeit für das bloße Auge ergibt sich voraussichtlich am heutigen Samstag und morgigen Sonntag, jeweils kurz nach Sonnenuntergang tief am Westhorizont. Dann passiert der Komet die Erde in einer Entfernung von 71 Millionen Kilometern. In den folgenden Tagen steigt er zwar höher, wird aber auch lichtschwächer. Natürlich muss der Himmel klar sein, und es dürfen keine künstlichen Lichtquellen die Sicht stören. Insgesamt ist das Beobachtungsfenster recht klein und steht zwischen 19 und 20 Uhr offen. Mit Glück könnte man den Kometen freiäugig bis 25. Oktober sehen.

Wo kommt der Komet her, wo geht er hin?

Der Komet scheint aus der Oortschen Wolke zu stammen, die unser Planetensystem kugelschalenförmig umgibt. Sie reicht rund eineinhalb Lichtjahre ins Universum hinaus und ist so etwas wie eine riesige Schutthalde mit bis zu einer Billion mehr oder weniger großen kosmischen Trümmern. Tsuchinshan-ATLAS scheint zu den nicht-periodischen Kometen zu gehören, läuft also nicht auf einer regelmäßigen Umlaufbahn. Daher erscheint es als unwahrscheinlich, dass er noch einmal wiederkehrt. Und wenn doch, dann nach sehr langer Zeit.

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