Es war ein Erlebnis für die Zuschauer und jungen Besitzer der Kaltblutpferde. Im Rahmen des Oberlandler Rosstags in Miesbach fand erstmals eine Night Show statt.
Miesbach – Leistungsschau, Rosserer-Treff und Maßnahme zum Erhalt bayerischer Kultur: Der Oberlandler Rosstag der Kaltblutpferde-Zuchtgenossenschaft Miesbach-Tegernsee am Samstag war mit seinen insgesamt 2000 Besuchern ein sensationeller Dreifach-Erfolg. Die Organisatoren der Kaltblutpferde-Zuchtgenossenschaft Miesbach-Tegernsee haben aber auch keinen Kosten und Mühen gescheut, um den Oberlandler Rosstag, der letztes Jahr dem kurzzeitigen Wintereinbruch zum Opfer fiel, zum Erfolg zu führen. Die Oberlandhalle und das Gelände waren rosstauglich gemacht worden.
Oberlandhalle ganz auf Pferde getrimmt
Der Rinderstall war mit Strohballen in einzelne Pferdeboxen unterteilt worden, wo vormittags die 43 Fohlen und nachmittags die 65 Stuten eingestellt waren und versorgt wurden. Der Hof östlich der Halle war im südlichen Teil mit Ständen, wo man Halfter, Geschirre und Futter kaufen oder sich die neuesten Pferdehänger ansehen konnte, und Imbissbuden bestückt. Im nördlichen Teil war er mit Koppelzäunen, Hunderten von Kubikmetern Sand, Cavaletti-Stangen und einer Tribüne zu einem veritablen Show-Platz für den Typ- und Vorführwettbewerb verwandelt worden.
Teuerstes Fohlen fing für 4050 Euro nach Niederbayern
Um das Rund drängten sich vormittags 1200 Besucher, die erst die Präsentation der Fohlen und dann deren Versteigerung verfolgten. Alle 43 jungen Pferde wechselten den Besitzer, das teuerste für 4050 Euro nach Rinchnach in Niederbayern. „Wir hatten ein hervorragendes Preisniveau bei großer Zuchtqualität“, befand dann auch Mitorganisator Florian Heiß aus Irschenberg.
Schönheitscontest der Stuten
Am Nachmittag war dann der Ring – oder vielmehr die Dreiecksbahn – frei für den Schönheitscontest der Stuten. Rund 800 Besucher – und von den Beurteilungen und Kommentaren her waren das alles lauter Pferde-Fachleute – wohnten dem Schaulaufen der 65 Kaltblutpferde und ihrer jungen Besitzer bei. In neun Altersklassen von „Jung“ (mit 14 bis 15 Jahren) bis „Alt“ (mit 26 bis 30 Jahren) traten die 35 Vorführer und 30 Vorführerinnen, die bis aus dem Spessart, dem Ostallgäu, aus Niederbayern und dem gesamten Oberland kamen, gegeneinander an.
Aufs Zusammenspiel kommt‘s an
Moderator Hans Schiller stellte sie und ihre drei bis 18 Jahre alten Stuten namentlich vor: Püppi, Pandora, Perle, Ma Belle, Nobell, Maigräfin, Esmeralda, Josefine, Fabiola… Die Schönheiten machten ihren Namen alle Ehre. Auf Hochglanz geputzt, mit gelocktem Behang (Mähne) und Schweif, aufgemaschelt mit weiß-blauen Showhalftern, drehten sie mit ihren fesch gekleideten Besitzern ihre Runden. Da kam es auf den Körperbau der Tiere, den schwingenden Rücken beim Trab, das richtige und rechtzeitige Stehen mit parallelen Vorderbeinen und leicht versetzen Hinterbeinen und nach vorne gerichteten Ohren, aber auch auf das Gesamtbild an, das Pferd und Mensch miteinander abgaben.
Mit leisen Schnalzlauten im Takt gehalten
Dass das umso harmonischer war, je mehr und regelmäßiger die jungen Leute mit ihren Rössern vorher gearbeitet hatten, war offensichtlich. Faszinierend, wie leise Schnalzlaute die Pferde im Takt hielten. „Achtet auf den Takt. Takt vor Geschwindigkeit“, ermahnte Schiller diejenigen, die der Ehrgeiz gepackt hatte. Und denjenigen, deren (vor allem) junge Pferde ob der Club- und Partymusik nervös aus dem Tritt kamen, rief er zu, dass das Interieur eines Pferdes, also sein Wesen, oftmals wertvoller sei als das Exterieur.
Juroren verzeichnen jedes Detail
Die Juroren Cord Rinne, Bettina Filany, Veronika Aigner, Jan zum Berge und Wilhelm Popatnig verzeichneten jedes Detail, sodass am Ende beim Aufmarschieren der Pferde und Stehen auf einer Kopfhöhe in der Mitte der Bahn die Bewertung verlesen wurde. Jedes Paar erhielt aus den Händen des Zuchtgenossenschafts-Vorsitzenden Josef Erhart aus Miesbach einen Führstrick als Ehrengabe. Am Ende gab es bei der ersten Oberland Night Show elf ausgezeichnete Sieger.
Typsieger Klasse Jung ist Anian Linke mit Okarina aus Dießen. Typreservesieger Klasse Jung ist Katharina Felsl mit Fabrina aus Fischbachau. Vorführsieger Klasse Jung ist Anian Bachmair mit Maigräfin aus Rottach-Egern. Vorführreservesieger Klasse Jung ist Hannes Bierling mit Ponita aus Seehausen.
Typsieger Klasse Mittel ist Lena Bauer mit Stute Lena aus Glonn. Typreservesieger Klasse Mittel ist Helena Vrech mit Harmonie aus Fischbachau. Vorführsieger Klasse Mittel ist Seppi Stadler mit Zara aus Irschenberg. Vorführreservesieger Klasse Mittel ist Helena Vrech mit Harmonie aus Fischbachau. Typsieger Klasse Alt ist Maria Schäffler mit Havanna H aus Miesbach. Typreservesieger Klasse Alt ist Magdalena Heiß mit Novelia aus Irschenberg. Vorführsieger Klasse Alt ist Jessica Hadenfeldt mit Nussine aus Würzburg.
Wanderpokal geht an Genossenschaft Bad Tölz
Der riesige Genossenschaftscup und Wanderpokal ging an die Genossenschaft Bad Tölz. Aber am Ende des langen und für alle Beteiligten anstrengenden und aufregenden Oberlandler Rosstags stand ein großer Gewinner fest: Kultur und Brauchtum, die unabdingbar mit der Zucht des Süddeutschen Kaltbluts verbunden sind. Denn um Umzüge an Leonhardi, Gau- und Stadtfesten auch in Zukunft zu gewährleisten, braucht es bei Rössern und Rosserern entsprechenden wesenstreuen Nachwuchs. Und den, so hat die Schau gezeigt, gibt es.