Landwirte protestieren: Mahnwache in Wiedergeltingen
Wiedergeltingen - Mit einer Mahnwache unterstützt der Ortsverband Amberg-Wiedergeltingen des Bayerischen Bauernverbandes vom 8. bis 13. Januar die landesweiten Protestaktionen der Landwirte. Auf dem Anwesen von Ortsobmann Ignaz Schmid trifft man sich jeweils abends, wärmt sich an den Feuertonnen, diskutiert miteinander und tauscht sich aus.
Der Wochen KURIER besuchte die Mahnwache am Dienstagabend, zu der der CSU-Ortsverband Amberg-Wiedergeltingen eingeladen hatte, der die Aktion der Bauern unterstützt.
Knackig kalt war’s, minus 10 Grad zeigte das Thermometer, als sich die Landwirte auf Schmids Hof trafen. Zunächst waren es nur wenige Frauen und Männer, die sich um die dort aufgestellten Feuertonnen versammelt hatten. Das änderte sich rasch, als weitere Veranstaltungsteilnehmer aus dem östlichen Landkreis mit über 50 Traktoren und zehn Lastwagen zur Mahnwache in Wiedergeltingen eintrafen. Schnell füllte sich der schneebedeckte Platz mit Menschen. „Da haben wir uns ja den richtigen Tag zum Demonstrieren ausgesucht“, lachte einer der Landwirte mit Blick auf kalte Füße und Hände. An einem der Mahnfeuer fand er noch Platz, um sich aufzuwärmen. Viele der Frauen und Männer hatten bereits während des Tages an anderen Protest-Aktionen teilgenommen.
Viele Ziele erreichen
Mit ihren derzeitigen Aktionen – auch den Mahnwachen in Wiedergeltingen – wollen die Landwirte zunächst ihren Forderungen nach vollständiger Rücknahme der Streichungspläne der Bundesregierung bei der Steuervergünstigung für Agrardiesel sowie der Kfz-Steuer-Befreiung von Traktoren, Erntemaschinen usw. Nachdruck verleihen.
Darüber hinaus geht es aber um viel mehr, so der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Ostallgäu Andreas Schmid in seiner kämpferischen Rede. Da gehe es auch zum Beispiel um die Pauschalierung, die schon über Jahre hinweg abgesenkt werde und um die Reduzierung der Zuschüsse zur Sozialversicherung. Es sei eine „endlose“ Liste, bringt er es auf den Punkt, „und jetzt ist das Fass übergelaufen. Fakt ist, dass man uns Landwirten in den letzten Jahren 3 Milliarden Euro gestrichen hat und jetzt soll noch mal eine Milliarde gestrichen werden.“ Damit sei jetzt Schluss, „da machen wir nicht mehr mit.“ Er erhoffe sich von den Protesten zudem auch jene Wertschätzung für die Landwirte, die man schon seit Jahren vermisse.
Wertschätzung für Landwirtschaft gefordert
Den ihnen gebührenden Stellenwert für die Landwirte forderte auch Bernhard Pohl, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler. Mit Blick auf die Proteste pflichtete er Schmid bei: „Genug ist genug!“ Er habe kein Verständnis dafür, wenn SPD-Landtagsfraktionschef Florian von Brunn die Bauern mit den Klimaklebern verglichen habe. Die seien doch eine kriminelle Vereinigung, wohingegen die Landwirte mit ihren Aktionen dafür kämpften, „dass die in Berlin endlich mal erkennen, was ihr Landwirte für uns und unser Land leistet. Dafür habt ihr meine und unsere volle Unterstützung“, rief er unter dem Beifall der Versammlungsteilnehmer. Natürlich sei Klima- und Umweltschutz wichtig, „aber wir brauchen vor allen Dingen etwas zum Essen und zum Trinken. Wir brauchen eine hochwertige, gesunde Nahrungsmittelproduktion“ - so wie die Bauern diese seit Jahrzehnten sicherstellten.
Weitere Kürzungen als Dankeschön?
Während der Corona-Zeit seien alle möglichen Berufe als systemrelevant anerkannt worden, die Landwirte aber habe man schlichtweg vergessen. Doch, „ihr habt dafür gesorgt, dass das Leben, dass unsere Gesellschaft aufrechterhalten werden konnte!“ Zum Dank wolle man die Bauern jetzt zum Stopfen des Haushaltsdefizits heranziehen. Pohl: „Das ist eine Riesensauerei!“ Der tosende Applaus bestätigte, dass er den Nerv seiner Zuhörer getroffen hatte.
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Es brodele ja schon lange in der Bevölkerung, so Pohl, er greife nur einige Missstände und Ärgernisse heraus. Etwa die Erhöhung des Bürgergelds um 12 Prozent. „Ihr arbeitet sieben Tage in der Woche, um die zu finanzieren, die nichts leisten“, rief er seinen Zuhörern ins Gedächtnis. „Über eine solche Erhöhung würden sich übrigens auch die Rentner freuen!“ Deren Renten sollen Mitte des Jahres um 3,5 Prozent steigen.
An die Zukunft denken
Es lohne sich, gemeinsam für seine Interessen zu kämpfen, so der Abgeordnete weiter. „Es kann doch nicht sein, dass ihr wertvolle Flächen stilllegen müsst“, machte er das nächste Fass auf. Warum eigentlich? Das verstehe doch keiner. Man habe – leider – dem Druck nicht standgehalten und „das blöde Artenschutz-Volksbegehren“ in ein Gesetz gegossen. Da müsse nachgebessert werden. Auch forderte Pohl Planungssicherheit für die heutigen Bauern und die nachfolgende Generation: „Wir brauchen keine Kolchosen, sondern eine Landwirtschaft mit kleinen, mittelständischen Betrieben.“
Generell müsse bürokratischer Aufwand auf allen Ebenen, einschließlich der europäischen, reduziert werden.
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