Gegendemo zu „Bauernprotesten“ bei Milchwerk Bad Wörishofen abgehalten - Proteste ja: „Aber lasst bitte das Leben durch“

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Geschäftsführer Wolfgang Steber bei der Gegendemo am Montag. © privat

Mindelheim/Bad Wörishofen - Von den „Bauernprotesten“ war auch das Unterallgäu vor allem am Montag stark betroffen. Während die Protestierenden einerseits viel Zustimmung aus der Bevölkerung erhalten, gibt es auch Kritik an der Umsetzung der Aktionen.

Wolfgang Steber, Geschäftsführer von Steber-Tours Mindelheim, spricht sich nicht grundsätzlich gegen die Proteste aus. Allerdings habe er kein Verständnis dafür, wenn man freiwillig den kompletten Verkehr zum Erliegen bringe. Proteste ja: „Aber lasst bitte das Leben durch“, so Steber. Um zu zeigen, dass es auch anders gehe, habe er sich daher zu der Gegendemonstration beim Milchwerk in Bad Wörishofen entschieden. Nachdem er die Demo bei der Polizei angemeldet und sich beim Milchwerk angekündigt hatte, blockierte er für eine Stunde eine Zufahrt des Milchwerks. Es sei ihm nicht darum gegangen, „Gleiches mit Gleichem“ zu vergelten, erklärte Steber. Ihm sei es wichtig, auch im Zusammenhang mit Protesten „das Miteinander“ hochzuhalten.

Steber transportiert mit seinem Unternehmen auch viele Menschen mit einer Behinderung. Einige seiner Fahrer seien am Montag eineinhalb Stunden mit ihren Passagieren an Bord umhergeirrt, bis sie dann wieder den Heimweg antreten mussten. Drei seiner Fahrer habe er persönlich zu den Einrichtungen gelotst, sagte Steber. Gerade bei dieser Art der Fahrten seien die Beförderten zum Teil geschwächt, weswegen es während der langen Fahrtzeit auch dazu kam, dass diese einnässten, erklärte Steber die Problematik. Er hatte sich, nachdem die Gerüchte über Blockaden am Montag zunahmen, am Sonntag per Mail an den Bauernverband gewandt und darum gebeten, für seine Fahrer Platz zu machen. Diese Bitte wurde auch sicher weitergegeben, sagte Steber. Jedoch habe es dann mit der Umsetzung nicht funktioniert. Zwar seien Rettungsgassen frei gewesen, jedoch sei es seinen Fahrern aufgrund der Länge des Staus und dadurch, dass auch teilweise Gegenverkehr kam, nicht möglich gewesen diese zu benutzen. Was den wirtschaftlichen Verlust anbelangt, rechnet Steber für den Montag mit 8.000 bis 10.000 Euro Schaden für sein Unternehmen, da ein Großteil der Fahrten ausgefallen seien.

Gegendemo bei Milchwerk Bad Wörishofen - Durchführung und Kommunikation gelobt

Als „sehr angenehm in der Durchführung und Kommunikation“ empfand Jörg van Loock, Geschäftsleitung des Milchwerks Bad Wörishofen, die Gegendemonstration. Er habe sich persönlich mit Steber unterhalten und könne seine Sicht „völlig verstehen“. Vor allem im Hinblick darauf, dass Steber-Tours auch Menschen mit einer Behinderung transportiere. Diese Problematik hätten wohl viele nicht auf dem Schirm gehabt.

Das Milchwerk selbst war auch von den Protesten betroffen. Aufgrund der Blockaden konnte zeitweise weder Milch angeliefert noch Molke abholt werden. Daher sei in der Zeit am Vormittag, als die Gegendemo stattfand, sowieso nicht viel Verkehr bei ihnen gewesen, erklärte van Loock. Zudem habe Steber extra nur eine Einfahrt blockiert, weswegen es eher ein „symbolischer Protest als ein Blockieren“ gewesen sei.

Ab dem Nachmittag, als sich die Situation auf den Straßen wieder verbessert hatte, habe sich die Lage beim Milchwerk beruhigt, sagte van Loock. Da dann wieder Anlieferungen und Abholungen möglich gewesen waren, kam es nicht zu einem Produktionsstopp. Somit sei das Milchwerk nicht so stark betroffen gewesen wie zunächst befürchtet wurde, erklärte der Geschäftsleiter. Am Dienstag und Mittwoch habe der Betrieb fast normal ablaufen können.

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