Otterfing bald umzingelt von Windrädern?

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Die Rotoren fürs Otterfinger Windrad liegen schon bereit. Die Montage erfolgt voraussichtlich in einem Monat. Anfang Mai soll es betriebsbereit sein und ans Netz gehen. © Robert Brouczek

Die Gemeinde Otterfing fürchtet, dass sie bald von Windrädern umzingelt sein könnte. Grund dafür ist die Suche nach neuen Vorranggebiete, an die Otterfing durch seine nördliche Lage angrenzen könnte.

Otterfing – Windkraft ist ein Markenzeichen Otterfings. Die Gemeinde baut derzeit, zusammen mit den Nachbarkommunen Sauerlach und Aying, einen kleinen Bürgerwindpark mit drei Anlagen im Hofoldinger Forst. Viele Gemeindebürger haben sich mit Kleindarlehen beteiligt und profitieren durch jährliche Renditen, derzeit immerhin sechs Prozent. So sehr Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) stolz ist auf dieses Leuchtturm-Projekt, so sehr fürchtet er jetzt, dass Otterfing in absehbarer Zeit von weiteren Windrädern regelrecht eingekreist wird – und das von Anlagen, mit denen Investoren Geld verdienen, nicht die Otterfinger Bürger.

Großteil der Windkraftgebiete im Norden

Den Anlass dieser Sorgen liefern aktuelle Kulissen-Vorschläge für Windkraft-Vorrangflächen in den Planungsregionen München (Region 14) und Oberland (Region 17). Otterfing gehört zur Region Oberland, grenzt aber unmittelbar an das Münchner Plangebiet an. Da sich Bayern verpflichtet hat, bis Ende 2032 mindestens 1,8 Prozent seiner Fläche im Landesentwicklungsprogramm (LEP) als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windenergie auszuweisen, suchen die 18 bayerischen Planungsregionen aktuell nach solchen Flächen.

Und bei dieser Suche, so fürchtet Falkenhahn, könnte Otterfing an der Grenze zweier Planungsregionen ein großer Verlierer sein. „Im Entwurf der Region Oberland sind deutlich mehr Flächen drin als bisher“, erklärte er in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung, „85 Prozent der möglichen Windkraftgebiete liegen im Norden.“ Speziell die Gemeinden Otterfing, Dietramszell und Egling seien betroffen. „Der Norden trägt die ganze Last“, stellte Falkenhahn fest.

Zusätzlich zeichne sich ab, erklärte der Bürgermeister, dass die Münchner Region einige Windkraft-Vorranggebiete an der südlichen Grenze plane – ebenfalls in Nachbarschaft Otterfings. „Wir sind eine Gemeinde, die sich zu Windkraft bekennt“, sagt Falkenhahn, „aber wir wollen jetzt auch nicht von Vorrangflächen umzingelt werden.“

Planungsregionen sollen besser kommunizieren

Der Gemeinderat wird sich in seiner Sitzung am Dienstag, 25. März, zunächst mit den Münchner Plänen beschäftigen und eine Stellungnahme formulieren. „Wir wollen alle unsere Hebel ziehen“, kündigte Falkenhahn an, „denn was einmal im LEP drin ist, kommt so schnell nicht mehr wieder raus.“ Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr in der Grundschule.

Schweres Gerät ist für die Anbringung der Rotoren im Einsatz. Mit der Konstruktion am Ende des Seils greift der gewaltige Kran die Teile. Das Foto zeigt das Sauerlacher Windrad. Hier werden derzeit die Rotoren montiert.
Schweres Gerät ist für die Anbringung der Rotoren im Einsatz. Mit der Konstruktion am Ende des Seils greift der gewaltige Kran die Teile. Das Foto zeigt das Sauerlacher Windrad. Hier werden derzeit die Rotoren montiert. © Robert Brouczek

Wie Bauamtsleiter Hubert Zellner im Bauausschuss betonte, sollten beide Planungsregionen in Sachen Windkraft-Vorranggebiete besser kommunizieren und nicht isoliert vorgehen. Falkenhahn wittert besonders im Hofoldinger Forst, der großteils den Staatsforsten gehört, Begehrlichkeiten großer Windkraft-Investoren. Dort seien Ausschreibungen für Windkraft-Standorte zu erwarten, bei denen Gemeinden mutmaßlich nicht mithalten könnten. „Das könnten viele, viele Windräder rund um Otterfing werden.“

Die Gemeinde sei gefordert, ein starkes Zeichen zu senden, glaubt Otterfings Bürgermeister. Denn im Planungsverband dürfe man nicht mit allzu viel Unterstützung rechnen. „90 Prozent der Bürgermeister sind von den Windkraft-Vorranggebieten nicht betroffen, deren Herzblut hängt da nicht dran.“ Er deutete an, dass Otterfing vorschlage, die zur Ausweisung vorgegebene Flächenkulisse nicht auf die Windkraft zu beschränken, sondern auf „nachwachsende Energie“ auszuweiten.

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