Verluste bei Charkiw-Offensive: Russlands Taktik scheitert trotz Gebietsgewinnen
Die Charkiw-Offensive hat Russland hohe Verluste verursacht. Laut einem Nato-Offizier ist die Taktik Putins an dem Widerstand der Ukraine gescheitert.
Charkiw – Die russische Strategie in Charkiw scheint auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt zu sein. Insbesondere die hohen Verluste belasten die Truppen von Wladimir Putin, dem Kreml-Chef, erheblich. Dies wurde von einem anonymen Nato-Offizier in einem Interview angedeutet. Seinen Aussagen zufolge ist das angestrebte Ziel einer entmilitarisierten Zone vor möglichen weiteren US-Waffenlieferungen, das hinter der Offensive vermutet wurde, gescheitert.
Der Nato-Offizier berichtete, dass Russland während der Charkiw-Offensive im Ukraine-Konflikt „astronomische“ Verluste erlitten habe. Auch der Versuch, eine Pufferzone zu errichten, sei gescheitert. Er prognostizierte, dass Russland auf lange Sicht keine großen Erfolge erzielen werde: „Daher werden Russlands Siege in diesem Bereich auf lange Sicht begrenzt sein“, sagte er der Nachrichtenseite Ukrajinska Prawda.

Fortschritte bei Charkiw bezahlt Russland im Angriffskrieg mit hohen Verlusten
In den letzten Wochen hat das russische Militär laut Medienberichten einige Fortschritte in der Region erzielt. Diese Fortschritte hätten jedoch „einen recht hohen Preis“ gekostet, so der Nato-Offizier. Er fügte hinzu: „Russland hat im Mai wahrscheinlich fast 1000 Menschen pro Tag verloren, was eine ziemlich astronomische Zahl ist.“ Diese Zahl beziehe sich laut seinen Aussagen nur auf die Todesfälle.
Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte leicht abweichende Zahlen. Laut einem Beitrag auf X hätte Russland im Mai insgesamt 38.940 Soldaten verloren. Sie schrieben dazu: „Es ist die höchste monatliche Zahl seit Beginn“ des Ukraine-Kriegs. Es ist unklar, ob diese Zahlen Gesamtverluste oder Todeszahlen darstellen. Weder die Angaben des Nato-Offiziers noch die des ukrainischen Verteidigungsministeriums konnten unabhängig überprüft werden.
Jüngste Schätzungen des „Institute for the Study of War“ (ISW) auf der Grundlage von Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin waren deutlich niedriger. Ein Gesamtverlust von 20.000 Soldaten pro Monat wurde hier veranschlagt, davon 15.000 Verwundete. Dies basierte jedoch nur auf Spekulationen aufgrund einer Aussage Putins über das Verhältnis der ukrainischen und russischen Verluste.
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Nato glaubte bereits zu Beginn der Offensive an Scheitern – Russland hat jedoch Erfolge bei Tschassiv Jar
Unabhängig von den Verlustzahlen ist klar, dass Russland in der Region Charkiw nicht so vorankommt wie geplant. Vor diesem Hintergrund lobten US-Regierungsvertreter bereits die Verteidigung der Ukraine und gingen davon aus, dass die Aussicht auf mehr US-amerikanische Waffenlieferungen dazu beigetragen habe.
Bereits zu Beginn der russischen Großoffensive in Charkiw war der Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, Christopher Cavioli, laut Spiegel überzeugt: „Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke“. Er fügte hinzu: „Sie sind in der Lage, lokale Vorstöße zu machen, und das haben sie auch getan. Sie haben aber auch einige lokale Verluste erlitten.“
Cavioli äußerte sich zuversichtlich, dass die ukrainische Linie gehalten werden könne. In der Nähe von Tchassiw Jar in der Region Donezk, wo die Kämpfe trotz der verstärkten Offensive in Charkiw weitergehen, konnte das russische Militär jedoch offenbar mehrere Dörfer erobern.
Laut Deutschlandfunk berichtete Kiew von einer angespannten Situation in der Region, die für Moskau einen strategischen Fortschritt bedeuten könnte. Vor dem Beginn der Offensive in Charkiw war Donezk die am stärksten umkämpfte Region in der Ukraine. (lismah)