Proteste werden laut: Unterhausen will für seinen grünen Dorfanger kämpfen

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Heute eine idyllische Pferdekoppel: Doch Weilheimer Städteplaner sehen das Grundstück als Möglichkeit, notwendigen neuen Wohnraum zu schaffen. © Goldhofer

Wem gehört Unterhausen? Das wollen die Bewohner wissen und möchten die Naturverbundenheit, Gelassenheit und den Hauch der Ursprünglichkeit nicht wegen eines Baugebiets ausgelöscht wissen.

Weilheim - Florian Goldhofer kann es immer noch nicht fassen: Genau dort, wo er und seine Nachbarn auf eine idyllische Pferdekoppel mit historischem Getreidespeicher blicken, will die Stadt Weilheim ein Baugebiet mit 33 Wohnungen realisieren.

„Das ist nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein kultureller Frevel“, schimpft Goldhofer – eine Meinung, die viele im Dorf teilen. „Auf dieser Koppel stehen seit Generationen über 200 Jahre alte Eichen. Sie spenden Schatten und verkörpern den Herzschlag unseres Dorfes.“

Tatsächlich beschloss der Weilheimer Stadtrat noch vor der Sommerpause, ein Bebauungsplanverfahren einzuleiten. Laut Stadtbaumeisterin Katrin Fischer soll bei der Planung Rücksicht auf die dörfliche Struktur genommen werden. Man wolle den denkmalgeschützten Pfarrhof, den alten Getreidespeicher und schützenswerte Bäume erhalten, so ihr Versprechen.

Vielen Anwohnern reicht das aber nicht. „Die Stadt spricht von flexiblen Strukturen und großzügigen Grünbereichen mit schützenswerten Bäumen. Doch das tatsächliche Verschwinden eines prägenden Teils unseres historischen Ortskerns wird kleingeredet – oder schlicht ignoriert“, kritisiert Goldhofer.

Verkauft wurde das Grundstück von der Kirche, nachdem die dort geplante Friedhofserweiterung vom Tisch war. Gerade dieser Verkauf sorgt bei vielen Unterhausenern für Unmut.

„Der Dorfanger ist kein beliebiges Stück Bauland. Er ist zentrales Element unserer dörflichen Identität – ein Ort der Entschleunigung, ursprünglich, unberührt und wohltuend ehrlich“, sagt Goldhofer.

Wohnungsnot soll gelindert werden

Dennoch hält die Stadt Weilheim an den Plänen fest. Geplant ist generationsübergreifendes Wohnen – mit größeren Einheiten für Familien und kleineren für Senioren. Städteplaner halten das Projekt angesichts der angespannten Wohnlage für dringend notwendig.

Eine Anwohnerin zeigt Verständnis: „Solange die Wohnungen auch bezahlbar bleiben, kann ich mit der Entwicklung leben.“ Auch andere geben zu: Wohnraum ist wichtig – „aber nicht um jeden Preis“, meint ein weiterer Dorfbewohner.

Goldhofer wiederum erinnert an die ohnehin knappe Infrastruktur: Schon jetzt gebe es zu wenig Kindergartenplätze in Unterhausen und eine überfüllte Grundschule in Wielenbach. „Gerade das, was das Leben in Unterhausen einzigartig macht, darf nicht geopfert werden“, warnt er. „Die dauerhafte und markante Verkleinerung dieser grünen Oase lässt sich nicht schönreden – nur verhindern.“

Deshalb fordern die Unterhausener eine sofortige Überprüfung der Pläne, mehr Bürgerbeteiligung – und vor allem: den Erhalt des Dorfangers mit seinen Wiesen und alten Bäumen. „Diese massive Wohnbebauung darf nicht zugelassen werden“, so Goldhofer.

Vertreter der Stadt werden sich frühestens nach der Sommerpause mit dem Thema befassen.

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