Krisenwährung Gold – Bauen die Schwellenländer Reserven gegen Sanktionen?
Der Goldpreis steigt deutlich. Sogar die Experten sind sich unsicher, woran es liegt. Was haben die Schwellenländer damit zu tun?
Frankfurt – 2.183 US-Dollar pro Feinunze müssen Käufer aktuell (12.3.2023) hinlegen, wenn sie Gold kaufen wollen. Das Edelmetall hat einen mehrtägigen Aufschwung hinter sich. Experten sind sich darüber uneinig, was diese Preisentwicklung ausgelöst haben könnte, ein Faktor soll aber der Krieg im Gaza-Streifen sein. Allerdings kalkulieren einige Länder angeblich auch hinsichtlich neuer Sanktionen.
Goldpreis steigt – Aussicht auf niedrige Zinsen als Auslöser?
„Es gibt dieses Mal keinen klaren Auslöser.“ So zitierte das Handelsblatt den UBS-Analysten Giovanni Staunovo, der mit dieser Meinung keinesfalls allein dasteht. Was den aktuellen „Goldrausch“ ausgelöst hatte, sei unklar. Es gebe allerdings verschiedene Trigger, die im Wechselspiel aufeinander eingewirkt hätten. Einer davon ist US-Notenbankchef Jerome Powell. Dieser hatte kürzlich angedeutet, dass schon bald mit neuen Zinssenkungen zu rechnen sei. Ähnliche Bemerkungen hatte Christine Lagarde von der Europäischen Zentralbank gemacht.

Solche näher rückenden Zinssenkungen sorgen für gewöhnlich für einen Aufwind beim Goldpreis. Andersherum belasten hohe Zinsen die Anlage, weil Gold keine laufenden Erträge abwirft. Das Gold zu lagern, kostet in dem Falle mehr.
Gold als Krisenwährung – Notenbanken schlagen zu
Ein weiterer treibender Faktor war die globale Nachfrage. Hier hatte der Verband World Gold Council schon Ende Januar von einer höheren Beliebtheit von Gold auf dem globalen Markt berichtet. „Die unerschütterliche Nachfrage der Zentralbanken hat die Goldnachfrage auch in diesem Jahr gestützt und dazu beigetragen, die Schwäche in anderen Marktbereichen auszugleichen, sodass die Nachfrage im Jahr 2023 deutlich über dem gleitenden Zehnjahresdurchschnitt blieb“, teilte der WGC mit.
Der Council gab als einen Treiber für die Nachfrage die geopolitische Unsicherheit an. „Wir gehen davon aus, dass dies im Jahr 2024 deutliche Auswirkungen auf den Markt haben wird.“ Neben den anhaltenden Konflikten würden Handelsspannungen Anleger dazu veranlassen, Gold zu kaufen. Dieses gelte als sicherer Hafen für Anleger in Krisenzeiten.
Laut dem Observatory of Economic Complexity (OEC) ist die Schweiz Top-Importeur, aber unter den größten Käufern von Gold befinden sich aktuell mehrere Schwellenländer. Dazu gehören China (14,1 Prozent Anteil an allen Käufen), die Vereinigten Arabischen Emirate (11,9 Prozent) und Indien (7,49 Prozent).
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„Wenn es mein Gold ist, will ich es in meinem Land haben“
Die Sorge vor Sanktionen treibt den massiven Umzug von Goldreserven ebenfalls an. Die Invesco Global Soverein Asset Management Studie von 2023 zeigte, dass viele Zentralbanken ihr Gold aus dem Ausland abziehen und stattdessen in der Heimat lagern. Der Grund: Sorge über das Einfrieren von russischen Gold- und Devisenreserven durch den Westen. Insgesamt haben westliche Länder 640 Milliarden Euro festgesetzt, ein vorher nie dagewesenes Vorgehen. Die Schlussfolgerung scheint simpel: Wenn zum Beispiel chinesisches Gold stattdessen in China lagert, kann der Westen es nicht einfrieren.
Dabei tut sich allerdings die Frage auf, ob die betroffenen Länder davon ausgehen, sich demnächst in einer ähnlichen Lage wie Russland zu befinden. „‘Wenn es mein Gold ist, dann will ich es in meinem Land haben‘, war das Mantra, das wir im letzten Jahr beobachtet haben“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Rod Ringrow, den Leiter für offizielle Institutionen bei Invesco.
Terminbörse beeinflusst Goldpreis
Und zuletzt sehen einige Analysten im Handel an der New Yorker Terminbörse Comex einen Grund für den steigenden Goldpreis. Es sei „vermutlich“ zu einem Aufbau von sogenannten Long-Positionen (Wetten auf steigende Preise) gekommen, die Short-Positionen (Wetten auf fallende Preise) dagegen hätten abgenommen.
Bei Short-Positionen leihen sich Investoren Vermögenswerte aus, verkaufen sie und erwarten, sie später billiger zurückkaufen zu können. Das funktioniert zum Beispiel bei Aktien oder Gold. Falls sie richtig liegen, machen sie Gewinn – abzüglich einer Leihgebür.
Bei einem scheinen sich viele Experten einig. Laut dem Handelsblatt soll es nach einem solchen Aufschwung zu einer Korrektur kommen, also zu einem Absacken im Goldpreis.
Mit Material von Reuters