Trump lobt Grüne vor US-Wahl: Stein ist sein Liebling – wohl aus einem bestimmten Grund

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Sie stehen nicht im Rampenlicht der US-Wahl, könnten ihren Ausgang aber beeinfussen: Drittkandidaten. Zu ihnen gehört auch die Grüne Jill Stein, der sich nun einige Wähler zuwenden.

Washington, D.C. – Drittkandidatinnen und -kandidaten sind in der öffentlichen Wahrnehmung bei der US-Wahl bisher zwar kaum in Erscheinung getreten, könnten ihren Ausgang aber dennoch beeinflussen. Zu ihnen gehören Politikerinnen und Politiker, die nicht für die historisch bedeutenden Republikaner oder Demokraten antreten, sondern für eher unbedeutende Parteien der politischen Landschaft. Neben dem als progressiv geltenden Politiker und Philosophen Cornel West ist da auch Robert F. Kennedy von der Reform Party, der nun Donald Trump unterstützt. Und nicht zuletzt Jill Stein, die Kandidatin der US-Grünen.

Trump spricht der grünen Drittkandidatin Stein vor der US-Wahl seine Bewunderung aus

Nach 2012 und 2016 tritt Stein zum dritten Mal für die Grünen bei der US-Wahl an. Sie steht in 39 Staaten auf dem Wahlzettel, darunter in sechs der sieben potenziell wahlentscheidenden Swing States. Ganz unumstritten blieb ihre Kandidatur aber nicht: Vor Kurzem appellierten die europäischen Grünen und deren wichtigste nationale Vertreter - darunter Bündnis90/Die Grünen – an die grüne US-Präsidentschaftskandidatin Stein, sich aus dem US-Wahlkampf zurückzuziehen und hinter Kamala Harris zu stellen. Die US-Grünen wiesen die Forderung zurück.

Nicht nur Kamala Harris und Donald Trump stehen bei der US-Wahl auf den Stimmzetteln. Gewählt werden können auch Vertreter eher randständiger Parteien, sogenannte Drittkandidaten. Darunter ist auch die Grüne Jill Stein.
Die US-Grünen Präsidentschaftskandidatin Jill Stein © IMAGO / ZUMA Press Wire

Wenig später wandte sich der Republikaner Trump der US-Grünen Präsidentschaftskandidatin zu, indem er sie öffentlich mit Lob überhäufte. Bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte in Pittsburgh im Swing State Pennsylvania betonte Trump am Montag unter anderem seine angebliche Bewunderung und Nähe zu Stein, obwohl sie politisch weit links von ihm steht. Ohne Abgrenzung zu seiner demokratischen Kontrahentin bei der US-Wahl, Harris, die Trump nur als „diese Frau“ bezeichnete, kam der Republikaner dabei nicht aus.

So holte Trump in Pennsylvania laut dem US-Nachrichtendienst Newsweek zu einer teils diffusen Anekdote aus, die sich bei einem vorigen Wahlkampfauftritt in Kalifornien ereignet habe. Nachdem er sich dort siegesgewiss gab, weil er „bei den Hispanics bei 56 Prozent“ Wählerstimmen liege „verglichen mit dieser Frau“ (Kamala Harris, Anm. d. Redaktion), „die bei 36 Prozent liegt“, kam Trump zu dem Schluss: „Ich glaube, die Grünen haben mehr bekommen als sie.“ Und betonte: „Ich liebe die Grüne Partei. Ich habe sie nie getroffen, aber sie könnte eine meiner Lieblingspolitikerinnen sein.“

Die US-Wahl hat begonnen und letzte Umfragen deuteten bereits ein knappes Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris an. Alle News live zur US-Wahl finden Sie in unserem Ticker. Die Live-Entwicklungen zu den ersten Ergebnissen der US-Wahl können Sie ebenfalls im Ticker verfolgen. 

Die US-Wahl zwischen Trump und Harris dürfte erneut zu einer Zitterpartie werden. Das könnte die offizielle Bekanntgabe des Ergebnisses der US-Wahl verzögern. Nach deutscher Zeit müssen sich Interessierte auf zeitliche Verschiebungen einstellen. Die US-Wahl kann derweil auch im Livestream verfolgt werden.

Schon bei der US-Wahl 2016 kostete die Grüne Stein der Demokratin Clinton offenbar den Sieg

Unklar blieb Newsweek zufolge allerdings, auf welche Umfragewerte sich Trump bei seinem Auftritt in Pittsburgh bezog. Denn bislang veröffentlichte Umfragen zur US-Wahl prognostizieren Harris bei hispanischen Wählerinnen und Wählern vor dem Wahltag einen klaren Vorsprung vor Trump, während Stein in kaum einer Umfrage verzeichnet ist. Trotz Trumps politischer Entfernung zu den US-Grünen und Stein überrascht es jedoch nicht, dass er sie bei einer Rede so kurz vor der US-Wahl öffentlich positiv hervorhebt.

Klarer wird das einerseits mit einem Blick auf die US-Wahl 2016: In manchen Bundesstaaten war das Rennen zwischen Trump und seiner damaligen Kandidatin Hillary Clinton extrem eng. Letztendlich konnte Clinton rund drei Millionen Stimmen mehr auf sich vereinen als der Republikaner, doch hatte Trump eine Mehrheit unter den Wahlleuten im Electoral College, weil er zahlreiche Bundesstaaten knapp gewinnen konnte.

Auch unter einigen Vertreterinnen und Vertretern der US-Demokraten hat eine Rechnung mit Blick auf die Wahl 2016 bis heute weiter Bestand: Hätten die Grünen-Wähler damals in den so bedeutenden Swing States Pennsylvania, Wisconsin und Michigan die Demokratin Clinton statt der Grünen Stein gewählt, hätte Clinton die drei Staaten und damit die US-Wahl für sich entschieden – womit Trump nicht ins Oval Office eingezogen wäre. 

Vor der US-Wahl wenden sich arabischstämmige Wähler von Harris ab – und der Grünen Stein zu

Zu den Befürchtungen, Drittkandidatinnen oder -kandidaten – und darunter insbesondere Stein – könnten Harris Stimmen bei der US-Wahl kosten, trug über weite Strecken des Wahlkampfs auch die Tatsache bei, dass die Gaza-Politik der demokratischen Präsidentschaftskandidatin sie wichtige Stimmen beim arabisch-amerikanischen Wählerklientel kosten könnte. Gerade im Swing State Michigan, wo in Dearborn die größte arabischstämmige Gemeinde der USA zuhause ist, wandten sich zahlreiche Vertreter des Klientels zuletzt von Kamala Harris ab. Auch in anderen Swing States zeigte sich diese Tendenz. Grund dafür ist vornehmlich die Unterstützung Israels durch die Biden-Regierung.

Einige US-Medien, darunter der Nachrichtendienst und TV-Sender MSNBC prognostizieren derweil, dass viele der rund 300.000 wahlberechtigten arabischstämmigen US-Amerikaner in Michigan sich bei der Wahl aus Gründen der Politik im Israel-Palästina-Konflikt weder für Harris noch für Trump entscheiden könnten. Denkbar ist, dass sie überhaupt nicht wählen oder ihre Stimme an einen Drittkandidaten oder einer Drittkandidatin geben: wie etwa der Grünen Stein. 

Stein hat im Wahlkampf neben Umwelt-Themen auch klar Position im Gaza-Krieg bezogen und den Staat Israel sowie Bidens Außenpolitik in Gaza massiv kritisiert. Einer Ende Oktober (31. Oktober) veröffentlichten Umfrage des Council on American-Islamic Relations (CAIR) zufolge liegen Harris und Stein in der Gunst arabischstämmiger US-Wählerinenn und -Wähler fast gleichauf: 41 Prozent von ihnen würden Harris wählen, hieß es dabei, während 42,3 Prozent von ihnen auf Steins Seite stehen. Ende August hatten beide Kandidatinnen bei diesem Klientel ebenfalls gleichauf gelegen, mit 29 Prozent Stimmenanteil. Donald Trump kam bei den arabischstämmigen US-Wählerinnen und Wählern in der Prognose auf einen Stimmenanteil von gerade einmal 9,8 Prozent. (fh)

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