Chefs von Stromkonzernen wittern Chance – Können bei der Energiewende hunderte Milliarden sparen

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Die Chefs der Energieriesen RWE und Eon sehen bei der Energiewende ein riesiges Einsparpotenzial. Das hat aus ihrer Sicht vor allem einen Grund.

Berlin – Die Chefs der Stromkonzerne Eon und RWE sehen große Einsparpotenziale bei der Energiewende. Das geht aus einem Doppelinterview von Eon-Chef Leonhard Birnbaum und RWE-Chef Markus Krebber mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) hervor.

Großes Kostensenkungspotenzial sehen die beiden Manager vor allem darin, dass der Stromverbrauch in Deutschland in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich weniger stark steigen wird als von der bisherigen Bundesregierung angenommen. Bislang geht man von 750 Terawattstunden bis 2030 aus.

Energiemanager sehen Milliarden-Einsparpotenzial bei Energiewende: Weniger Stromtrassen und Windräder

Weniger Stromtrassen und Windräder würden in der Folge zunächst weniger neue Stromtrassen von Nord nach Süd und weniger Offshore-Windräder benötigt. Die hohen finanziellen Belastungen der deutschen Energiewende könnten so zeitlich gestreckt werden. „Wenn wir es richtig machen, können wir bei der Energiewende richtig viel Geld sparen - nach unserer vorsichtigen Schätzung einen dreistelligen Milliardenbetrag“, sagte Birnbaum.

Auch beim Ausbau der Offshore-Windparks liegt den Energiemanagern zufolge einiges im Argen. (Archivbild) © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Wenn es Deutschland nicht gelinge, die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze besser in den Griff zu bekommen, werde die Energiewende scheitern, sagt Krebber. „Sie muss viel billiger werden – und das geht auch.“

Deshalb sehen die beiden Manager auch das geplante Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaschutz kritisch. „Wir sollten über diesen 500-Milliarden-Fonds, wenn er denn so kommt, im Energiesektor nichts finanzieren, was nicht auch privatwirtschaftlich finanzierbar ist“, so Birnbaum. Krebber zufolge sollte der Staat nur dann aktiv werden, wenn es um die Versorgungssicherheit gehe, etwa beim Aufbau einer nationalen Erdgasreserve.

Energiemanager sehen Milliarden-Einsparpotenzial bei Energiewende: Mehr Fokus bei der Umsetzung

Krebber fordert auch mehr Fokus bei der Umsetzung der Energiewende. „Was am wichtigsten ist, muss zuerst gemacht werden“, so der RWE-Chef. Dann käme man auch zu einem vernünftigen Kostenrahmen. Auch das geplante bundesweite Wasserstoff-Kernnetz zur Versorgung von Industrieunternehmen kommt nicht gut an. Es sei nicht sinnvoll, sofort flächendeckend eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Birnbaum spricht von einer „Netzampel“, die dort grün zeigt, wo ein Zubau sinnvoll ist, sei es ein Wind- oder Solarpark. Für das Gesamtsystem sinnvolle Netzanbindungen ließen sich dann „viel schneller realisieren“.

Ein wichtiges Instrument, um die Energiewende bezahlbar zu machen, sehen die Manager im Emissionshandel. Mit den Einnahmen daraus, derzeit 20 Milliarden Euro pro Jahr, soll der Staat Privathaushalte und Industrieunternehmen entlasten, die die CO2-Preise nicht allein tragen können.

Energiemanager sehen Milliarden-Einsparpotenzial bei Energiewende: Streichen der Förderung von Solaranlagen auf Eigenheimdächern

Überdacht werden sollte die aktuelle staatliche Förderung. „Solaranlagen auf den Dächern von Eigenheimen zum Beispiel brauchen gar keine Förderung mehr“, so Birnbaum. Die rechneten sich schon allein dadurch, dass die Besitzer weniger Strom aus dem Netz kaufen müssen. Sie rechneten sich allein dadurch, dass die Besitzer weniger Strom aus dem Netz zukaufen müssen. Den garantierten Abnahmepreis könne man sofort ersatzlos streichen.

Kritisiert wird auch die staatliche Flächenplanung für Offshore-Windparks. Dadurch würden Windräder an den falschen Stellen und zu dicht nebeneinander gebaut. Durch die festen Ausbauziele erreiche man zwar den gewünschten Zubau, bezahle diesen aber mit höheren Netzkosten.

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