Vor 15 Jahren ging der erste Hochsee-Windpark ans Netz: Wie die Offshore-Windenergie heute dasteht

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Der Windkraftausbau vor den deutschen Küsten hat im vergangenen Jahr weiter zugelegt. Branchenprimus Vestas versechsfachte seinen Gewinn.

Berlin – Windparks in Nord- und Ostsee haben im vergangenen Jahr mehr Strom geliefert. Nach Branchenangaben erzeugte die Offshore-Windenergie im Jahr 2024 insgesamt 25,7 Terawattstunden (TWh) Strom – im Jahr zuvor waren es 23,5 TWh. Der Anteil der Offshore-Windenergie an der deutschen Stromerzeugung lag 2024 bei 5,9 Prozent. „Der Ausbau der Offshore-Windenergie steht vor entscheidenden Weichenstellungen“, teilten die Branchenverbände bei ihrer Jahresbilanz 2024 mit. Die Offshore-Windenergiebranche in Deutschland wird in diesem Jahr 15 Jahre alt.

Strom aus Wind und Sonne spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaschutzziele zu erreichen und damit schrittweise den Verbrauch fossiler Energien wie Kohle und Gas zu verringern. 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Im vergangenen Jahr waren es nach Branchenangaben 55 Prozent. Vor 15 Jahren ging Alpha-Ventus als erster Hochsee-Windpark in deutschen Gewässern ans Netz. Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Offshore, sprach von einer Erfolgsgeschichte. 

Ausbauziel für Offshore-Windenergie für das Jahr 2030 wird wohl verfehlt

Ende 2024 waren in Deutschland insgesamt 1.639 Offshore-Windenergieanlagen für eine Gesamtleistung von insgesamt rund 9,2 Gigawatt (GW) in Betrieb. 73 Anlagen mit insgesamt 742 Megawatt speisten im Jahresverlauf erstmals in das Stromnetz ein. Zum Vergleich: Die installierte Leistung von Windrädern an Land lag Ende 2024 bei rund 63,5 Gigawatt, die Solar-Gesamtleistung bei rund 99 Gigawatt. 

Das gesetzlich festgelegte Ausbauziel von mindestens 30 Gigawatt Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2030 aber wird voraussichtlich erst 2031 erreicht, wie Branchenverbände mitteilten. Grund seien unter anderem Verzögerungen beim Netzausbau. Das Ziel für 2035 von mindestens 40 GW dagegen werde bereits ein Jahr früher erfüllt. 

Bis 2030 plant die Bundesregierung die Offshore-Windleistung auf 30 Gigawatt zu bringen.
Bis 2030 plant die Bundesregierung die Offshore-Windleistung auf 30 Gigawatt zu bringen. © IMAGO/Jens Koehler

Verlässlichkeit von Politik für den Ausbau der Windenergie gefordert

Voraussetzung dafür seien planbare Rahmenbedingungen für die Branche. Die Politik müsse mögliche Engpässe rechtzeitig im Blick behalten, sagte Thimm. Er nannte etwa den Ausbau der deutschen Seehäfen. Der Ausbau könne eine solche Schwachstelle werden, wenn seine Finanzierung zwischen Bund und Ländern weiter auf die lange Bank geschoben werde. 

Mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl warnte er vor einer „Ziele-Debatte im Legislaturperioden-Takt“. Die Branche brauche absolute Verlässlichkeit und Planbarkeit, sagte Thimm mit Blick auf milliardenschwere Investitionen. Ende der 20er Jahre und Anfang der 30er Jahre würden „Ausbaupeaks“ erwartet. Für die Wertschöpfungskette sei dies eine enorme Herausforderung. Mit Blick auf chinesische Turbinen-Hersteller sagte Thimm, europäische Wertschöpfungsketten müssten gestärkt werden. Zugleich hieß es, der neue Flächenentwicklungsplan des zuständigen Bundesamts biete im Vergleich zu einer früheren Version weniger Klarheit über 20 GW Ausbau zur Mitte der 2030er Jahre. 

Infrastruktur der Offshore-Windenergie besser schützen

Mit der zunehmenden Bedeutung der Offshore-Windenergie für die Energieversorgung steigt aus Sicht der Branche die Notwendigkeit, die kritische maritime Infrastruktur besser zu schützen. „Die Bundesregierung muss daher zeitnah Maßnahmen ergreifen, um die physische Sicherheit der Offshore-Windenergieanlagen und der damit verbundenen Netzanbindung zu gewährleisten.“

Der Bundesverband WindEnergie listete in einer Verbandsmeldung unter anderem die Klärung von Zuständigkeiten, Trainingsübungen mit der Bundespolizei oder Landeswasserschutzpolizei sowie die „berühmte Telefonnummer mit Ansprechpersonen“ für den Ernstfall auf. Auch die Cybersicherheit der Anlagen müsse sichergestellt werden.

Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus: Herausforderung für Windenergie-Projekte

Auf den internationalen Märkten könnte sich die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus als Herausforderung erweisen. Trump setzt vor allem auf fossile Energieträger wie Öl und Gas und fror kurz nach seinem Amtseintritt alle bundesstaatlichen Genehmigungen und Darlehen für Windenergieprojekte an Land und auf See ein.

Der weltgrößte Hersteller von Windenergieanlagen, das Unternehmen Vestas aus Dänemark, lieferte in 2024 erstmals Anlagen für einen Offshore-Windpark in den USA. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024 versechsfachte Vestas seinen Gewinn. Das Jahresergebnis legte von 77 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 499 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen mitteilte. Vestas setzt demnach auf einen weiteren Ausbau der Offshore-Windkraft und sicherte sich im vergangenen Jahr zahlreiche neue Aufträge in Europa und auf neueren Märkten wie Japan und Südkorea.

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