Söder nach krudem Grenzschutz-Vergleich in der Kritik – „radikalisiert sich jeden Tag weiter“

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Ein seltsamer Vergleich von Markus Söder bei der Migrationspolitik sorgt in Bayern für Kopfschütteln. SPD und Grüne kritisieren eine weitere Verrohung der Sprache.

München – Markus Söder hat im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2025 immer wieder mit teils kernigen Aussagen für Aufsehen gesorgt. Bei einem Besuch der bayerischen Grenzpolizei in Oberaudorf äußerte Söder am Donnerstag jedoch auch einen für seine Verhältnisse seltsamen Vergleich, der im politischen Bayern Kopfschütteln auslöste.

Annette Lauer (l-r), Direktorin der Bayerischen Grenzpolizei, Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, stellen am Grenzübergang Oberaudorf die Jahresbilanz 2024 der Bayerischen Grenzpolizei vor.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sorgte beim Besuch der mit einem Vergleich für Irritationen. © Sven Hoppe/dpa

Söder irritiert mit Game-of-Thrones-Vergleich: Bayerns Grenzpolizei als Kämpfer gegen „böse Wanderer“

Bei seinem gemeinsamen Besuch mit Bayerns Innenminister Joachim Hermann an der Grenze verglich Söder die bayerische Grenzpolizei mit der „Nachtwache“ aus dem Fantasy-Epos „Game of Thrones“. „Im Grunde genommen ist die Grenzpolizei die Nachtwache und schützt uns vor bösen Wanderern von woanders her“, sagte Söder. Auch wenn der Kommentar auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich für den erklärten Sci-Fi und Fantasy-Fan klingt, wird die Analogie bei näherer Betrachtung zumindest fragwürdig.

Mit dem Ausdruck „böse Wanderer“ setzt Söder offenbar auch Migranten und Asylsuchende mit den Antagonisten aus der Fantasy-Serie gleich. Bei den „Weißen Wanderern“ in „Game of Thrones“ handelt es sich um mythische Kreaturen, die für Chaos, Krieg, Tod und Unruhe sorgten und von einer Armee Untoter begleitet werden. Die „Nachtwache“ wiederum bewacht in der Serie eine Mauer, um den Einfall des Feindes abzuwehren. Mit Blick auf die andauernde Migrations-Debatte vor der Bundestagswahl 2025 verwundert es nicht, dass der Vergleich bei SPD und Grünen in Bayern für Bauchschmerzen sorgt.

Bayern-SPD sieht „AfD-Rhetorik“ bei Söder – Grünen-Chefin warnt vor „Spirale der verbalen Gewalt“

„Markus Söder radikalisiert sich jeden Tag weiter“, sagte Eva Lettenbauer, die Vorsitzende der bayerischen Grünen, auf Anfrage von Merkur.de. „Als Ministerpräsident wäre es seine Aufgabe, ausgewogene Lösungen zum Wohl des ganzen Landes zu erarbeiten. Stattdessen dreht er die Spirale der verbalen Gewalt immer weiter“, führte die Grünen-Chefin aus. „Wer eine Gruppe Menschen als das ultimative Böse hinstellt, der ist weder christlich, noch sozial, noch an der Einheit unseres Landes interessiert.“

Auch aus den Reihen der Bayern-SPD gab es Kritik am bayerischen Ministerpräsident. Carsten Träger, Spitzenkandidat der bayerischen SPD bei der Bundestagswahl 2025, sprach auf Anfrage von Merkur.de von einer „massiven rhetorische Entgleisung“. „Migranten stempelt er zu ‚bösen Wanderern‘, die in analog zur Serie Fluch und Verderben bringen. Auch wer strikte Einreisestopps möchte, sollte sich klarmachen: Es sind immer noch Menschen, über die wir hier sprechen“, sagte Träger und forderte eine Klarstellung vom CSU-Chef. „Falls diese Aussage, die AfD-Rhetorik noch überbietet, nicht so gemeint war, sollte er das dringend öffentlich klarstellen.“

Bayerns „Nachtwache“: Söder sorgt mit Grenzpolizisten-Vergleich für Aufsehen

Zumindest fragwürdig ist Söders Kommentar auch mit Blick auf die Geschichte der Nachtwache in der Welt von „Game of Thrones“. Diese setzt sich dort vor allem aus Ausgestoßenen, Aussätzigen und Verbrechern zusammen, die als Ersatz für ihre Strafe auf Lebenszeit an der Mauer die Nordgrenze des fiktiven Königsreichs Westeros beschützen. Mit Blick auf die Anerkennung, welche die Polizei in der Regel in den Reihen der CSU genießt, dürfte Söder seinen Vergleich zumindest unglücklich gewählt haben.

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„Erfolg der Abschreckung“: Söder lobt Bayerns Grenzschützer – und meldet 120.000 Fahndungstreffer

Bei seinem Besuch in Oberaudorf lobte Söder am Sonntag die Arbeit der Polizistinnen und Polizisten an der Grenze zu Österreich. Die Grenzpolizei sei das „Signal an jeden Gauner, jeden Kriminellen, der sich auf den Weg nach Deutschland macht“, in Bayern „wird man schneller erwischt und man wird länger verknackt“. Als Beleg nannte er „rund 120.000 Fahndungstreffer“, die die Grenzpolizei seit der Gründung vorweisen könne. Der Rückgang der Zuwanderungsdelikte sei auch ein „Erfolg der Abschreckung“. (fd mit Material von dpa)

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