- „Musk versteht die AfD falsch”: US-Medien rasieren den Weidel-Talk
„Der reichste Mann der Welt interessiert sich ganz besonders für Deutschland, Europas wirtschaftliches Powerhaus”, lautete die Schlagzeile der US-Nachrichtenagentur „Reuters“ nach Elon Musks X-Live-Podcast mit Alice Weidel. „Musk setzte in seiner Unterstützung für die AfD vom vergangenen Monat noch eins drauf. Er präsentiert eine deutsche rechtsextreme Führerin auf X und schürt die Angst vor Wahleinmischung.“
Der Talk sei freundlich verlaufen, schrieb die Nachrichtenagentur – mit anerkennenden Worten über Weidels fließendes Englisch. Die Gesprächspartner hätten sich blendend verstanden, häufig gelacht und übereingestimmt, dass Deutschland von „einer verrückten Energiepolitik, einer extremen Bürokratie und einer völlig unkontrollierten Migrationspolitik lahmgelegt“ werde.
Musk gab der AfD die Publicity, die ihr bisher vorenthalten wurde
„Elon Musk möchte nicht nur in Deutschlands Politik reinschnuppern”, meinte die „New York Times“ (NYT). „Er versucht, eine politische Blockade zu brechen, die die profilierteste rechtsextreme Partei des Landes bisher aus der Regierung fernhielt.“
In seinem Live-Event mit Weidel sei es Musk vor allem darum gegangen, der AfD die Art von Publicity und Rechtmäßigkeit zu geben, die ihr in der deutschen Öffentlichkeit bislang vorenthalten wurde.
„Inhaltlich und vom Ton her sollte der Talk offenbar Herrn Musks Behauptung stärken, dass Frau Weidel und die AfD ‘vernünftig’ sind, wie er auch mehrere Male sagte”, schrieb die NYT.
So klagten beide Gesprächspartner über die deutsche Bürokratie und Musk erzählte, wie er zum Start seines Tesla-Werks in Brandenburg eine 25.000-Seiten-Genehmigung benötigte – ausgedruckt und auf jeder Seite abgestempelt. „Dass die AfD zu den heftigsten Gegnern von seinem Tesla-Werk in Deutschland zählte, erwähnte Musk nicht”, so die Tageszeitung weiter.
Ähnlich die Einschätzung beim US-Sender CNN: „Der amerikanische Milliardär wird in seiner Unterstützung für Europas Rechtsextreme immer lauter und scheint darauf erpicht, die Verbindungen zwischen diesen Parteien und Trumps Team zu stärken.“
Man könne Musks Podcast nur als weiteres Beispiel interpretieren, die Angst in Deutschland vor Wahlbeeinflussung zu schüren.
Time Magazine: „Musk versteht die AfD falsch“
Für das „Time Magazine“ muss es sich bei Musks AfD-Unterstützung um ein „Missverständnis“ handeln: „Elon Musk macht sich für Deutschlands Rechtsextreme stark. Dieser Schuss wird nach hinten losgehen”, prophezeit das Nachrichtenmagazin.
Nach seiner 260 Millionen Dollar-Unterstützung für Donald Trump habe der reichste Mann der Welt nun Europa im Visier, – in Bezug auf die AfD wohl aber eine grobe Fehlinterpretation: „Musk versteht die AfD falsch“, so das „Time Magazine“.
„Hätte Musk seine Hausaufgaben richtig gemacht, würde er die konservative CDU oder die liberalen Freien Demokraten unterstützen.“ Denn das seien die Parteien, die für Musks Vorlieben stünden: niedrigere Steuern, weniger Sozialleistungen, weniger Umweltvorschriften zugunsten der Wirtschaft.
„Der Tesla-Gründer lobt zwar die Wirtschaftspläne der AfD, die man vielleicht vage als neoliberal verkaufen kann, aber darum geht es den AfD-Wählern nicht. Gerade die Ostdeutschen geben der freien Marktwirtschaft die Schuld an ihren Problemen seit der Wiedervereinigung.“
Die AfD habe nicht wegen, sondern eher trotz ihrer ökonomischen Ideen 30 Prozent der Stimmen in Ostdeutschland, erklärt das „Time Magazine“ und betont: „Musk setzt auf ein Pferd, das vier Fünftel aller Deutschen ablehnen.“
NBC News: X als „Sprachrohr“ für Musks politische Gesinnung
Im Nachrichtensender „NBC News“ heißt es: „Elon Musk stärkt die deutsche Anti-Einwanderer-Partei“.
Die Publicity des ausgesprochen freundlichen Live-Events auf X habe der AfD potenziell sehr geholfen – einer Partei, „die von den Volksparteien auch deshalb blockiert wird, weil AfD-Führer die Verbrechen der Nazis herunterspielen. Ihre Führer finden, Deutschland soll aufhören, sich für den Holocaust zu entschuldigen.”
Musks Aktion mit Alice Weidel ist für „NBC“ kaum verwunderlich: „Seit er 2022 Twitter kaufte und in X umbenannte, hat Musk die Plattform in ein Sprachrohr für seine politische Gesinnung umgewandelt und Donald Trump so zu seinem Comeback verholfen. Zudem hat Musk die gesperrten Konten von Neonazis wieder freigeschaltet und ihnen erlaubt, auf der Plattform zu gedeihen – inklusive Prämienmitgliedschaften und der Möglichkeit, Abos zu verkaufen.“
Musk sieht Bürgerkrieg als „unvermeidlich”
Der Nachrichtensender meint: Musk sei „fasziniert von der Vorstellung zukünftiger Bürgerkriege in Europa und unterstützt daher rechtsgerichtete Politiker in einer Reihe von Ländern, wie auch Italien und England.“
Laut NBC-Analysen postete Musk im vergangenen Jahr mindestens acht Mal, dass aufgrund von Flüchtlingsmassen in Europa Bürgerkriege ausbrechen könnten.
Auch nach ausländerfeindlichen Straßenunruhen in England schrieb er im Sommer auf X: „Bürgerkrieg ist unvermeidlich.”
Der Aufstieg der AfD sei zwar Teil einer rechten Bewegung in ganz Europa, so „NBC”. Aber: „In Deutschland fühlt sich das besonders gravierend an.”