Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting warnt vor einer Überlastung der Notaufnahmen im kommenden Winter. Die Krankenhäuser würden "von Schluckauf und eingewachsenen Zehennägeln überrannt", heißt es in einer Pressemitteilung. Streeting bittet die Bevölkerung daher, wegen solcher Beschwerden nicht in der Notaufnahme aufzutauchen, sondern sie "nur für echte Unfälle und Notfälle" zu nutzen.
Fälle von harmlosen Beschwerden in Notaufnahmen nehmen zu
Der britische "Mirror" berichtet, dass Daten des National Health Services (kurz: NHS), dem staatlichen Gesundheitssystem, einen deutlichen Anstieg von Patienten mit leichten Beschwerden zeigen. Zwischen November 2024 und März 2025 behandelten Notaufnahmen 8669 Fälle von juckender Haut, 384 Fälle von Schluckauf und 3890 eingewachsene Zehennägel.
Julian Redhead, Nationaldirektor für Notfall- und Akutversorgung beim NHS, warnt vor langen Wartezeiten. "Der letzte Ort, an dem ein Patient mit einer leichten Erkrankung sein möchte, ist eine überfüllte Notaufnahme." Laut "Mirror" belasten Grippewellen und Streiks die Kliniken zusätzlich.
Auch deutsche Notaufnahmen sind "überlastet"
Auch Deutschland hat schon länger ein Problem mit unnötig überfüllten Notaufnahmen. Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte 2024 eindringlich vor einer starken Überlastung der Notfallstrukturen: "Die Ambulanzen und Notfallaufnahmen sind überlaufen, sie sind überlastet", sagte er in einer Bundestagsrede.
Es werde geschätzt, dass "30 Prozent der Patienten, die dort oft über Stunden hinweg warten, in Wirklichkeit gar nicht in einer Notfallaufnahme hätten behandelt werden müssen", so Lauterbach. "In vielen Fällen ist die notdienstliche Akutversorgung sehr viel sinnvoller", erklärte er bei der Vorstellung einer Notfallreform im Januar 2024.
Bundesregierung bringt Notfallreform auf den Weg
Die aktuelle Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) bringt derzeit eine Reform auf den Weg. Sie fordert, dass Menschen mit weniger dringlichen Beschwerden zunächst eine ärztliche Ersteinschätzung erhalten sollen, etwa über die bundesweite Nummer 116 117. Zudem sollen Patientinnen und Patienten mit "Bagatellbeschwerden" häufiger eine Notdienstpraxis oder ambulante Angebote statt einer Klinik-Notaufnahme nutzen.