Machtkampf beim Diakonieverein Tegernseer Tal eskaliert: Verwaltungsräte zurückgetreten

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Um pflegebedürftige Menschen kümmert sich der Diakonieverein Tegernseer Tal unter anderem (Symbolbild). Nun ist innerhalb der Organisation ein Machtkampf entbrannt. © Tom Weller/dpa

Beim Diakonieverein Tegernseer Tal tobt ein Machtkampf. Der hat nun dazu geführt, dass Verwaltungsräte zurückgetreten sind. Unschöne Szenen haben sich vor den ambulanten Pflegeeinrichtungen abgespielt.

Gmund - Was sich hinter den Kulissen beim Diakonieverein Tegernseer Tal abspielt, ist nur schwer zu durchschauen. Fest steht: Eine normale Gesprächsführung zwischen den Kontrahenten im Verwaltungsrat war offenbar nicht mehr möglich. Wolfgang Breitensträter und Inge Kirchberger werfen dem Verwaltungsratsvorsitzenden Bernhard Wolf einen despotischen Führungsstil vor. Nachdem dieser nicht – wie gefordert – zurückgetreten war, haben nun die beiden Verwaltungsräte am Montag (23. Juni) ihre Konsequenzen gezogen und sind ihrerseits mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. „Es ist null Vertrauen mehr da“, begründet Breitensträter den Schritt.

Vorsitzender hatte auf eigene Faust neue Verwaltungsräte berufen

Endgültig eskaliert war der Streit im Verwaltungsrat, als Wolf bei einer Sitzung Anfang Juni auf eigene Faust Christine Zierer, Pfarrer Andreas Kopp-von Freymann und Rudolf Kühleis als neue Mitglieder des Führungsgremiums berufen hatte. Nach Ansicht Breitensträters ein Verstoß gegen die Vereinssatzung. Die Situation gipfelte darin, dass Mitarbeiter des Diakonievereins eine Sitzung des Verwaltungsrats mit einer wütenden Protestaktion störten. Sogar von Kündigungen und Streiks war die Rede.

Verwaltungsräte erhalten keinen Zutritt zu Pflegeeinrichtungen

Die betreffenden Mitarbeiter haben sich ganz offenbar auf die Seite der beiden nun zurückgetretenen Verwaltungsräte geschlagen – ihr ganzer Zorn und ihr Misstrauen richten sich gegen Wolf und die neu berufenen Mitglieder des Verwaltungsrats.

Deutlich wurde dies auch, als am Montagvormittag Kühleis und Kopp-von Freymann versuchten, in die ambulante Pflegeeinrichtung in Gmund und kurz darauf in die Tagespflegeeinrichtung Hiltl in Bad Wiessee zu gelangen. Pflegedienstleiterin Szilvia Mehringer wollte den beiden den Zutritt nicht gewähren, es kam wohl zu einem handfesten Streit, im Laufe dessen Mehringer sogar die Polizei verständigte. Gegenüber unserer Zeitung spricht Mehringer von einem „aggressiven“ Verhalten der Verwaltungsräte, die Polizei traf allerdings erst ein, als Kühleis und Kopp-von Freymann wieder gegangen waren. Mehringer spricht von großer Verunsicherung des Personals: „Die Leute haben Sorge und Angst.“

Wolf will als Vorsitzender des Verwaltungsrats nicht zurücktreten

Wolf selbst hatte für Montagabend (23. Juni) eine Krisensitzung einberufen und kündigte für Dienstag eine Presseerklärung an. Auf Nachfrage machte er aber schon einmal deutlich, nicht zurücktreten zu wollen. Der Verwaltungsrat sei mit seinen nunmehr vier Mitgliedern weiterhin handlungsfähig.

Verwaltungsratsvorsitzender Wolf: „Wir haben keine Feindbilder“

Dass Kühleis und Kopp-von Freymann die Pflegeeinrichtungen aufgesucht hätten, habe dem Zweck gedient, den Mitarbeitern Gesprächsangebote zu unterbreiten und Briefe zu überreichen. Wolf ist überzeugt: „Wir müssen miteinander reden.“ Um die Fronten aufzubrechen, wolle er auch eine Mediatorin einschalten. „Wir wollen das Gespräch suchen. Wir haben keine Feindbilder“, betont Wolf. Er macht auch deutlich, dass die beiden Verwaltungsräte als Mitglieder des höchsten Organs des Diakonivereins das Recht gehabt hätten, die Räume zu betreten.

Daniela Fino weiterhin Verwaltungsleiterin des Diakonievereins

Eine zentrale Rolle innerhalb des Streits scheint Daniela Fino einzunehmen, die nicht nur Verwaltungsleiterin des Diakonievereins ist, sondern nach dem Tod von Eberhard Ziegler vergangenen Sommer auch die Geschäftsführung übernommen hatte. Davon ist sie nun ebenfalls zurückgetreten, den Job als Verwaltungsleiterin hat sie derzeit noch inne. Zwischen ihr und Wolf gibt es aber offensichtlich kaum zu überbrückende Differenzen. Fino war am Montag nicht zu erreichen. Wie es nun mit dem Diakonieverein weitergeht, bleibt abzuwarten.

gab

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