Christian Wegele, Betriebsratsvorsitzender bei der Firma UPM, ist recht zufrieden mit dem Ergebnis der Tarifverhandlungen in der papiererzeugenden Industrie. Keine Einigung gibt es aber bisher beim Bundesentgeltrahmentarifvertrag.
Schongau - „Der kürzlich erzielte Tarifabschluss mit einer Gehaltserhöhung von 5,9 Prozent ist ein Ergebnis, das die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die politische und geopolitische Lage widerspiegelt“, meint Christian Wegele vom Schongauer Betriebsrat auf Anfrage der Schongauer Nachrichten. Laufzeit: 31. Dezember 2026. „Aus meiner Sicht, der die Verhandlungen eng begleitet hat, zeigt dieser Abschluss, dass sowohl die Herausforderungen der aktuellen Lage als auch die berechtigten Erwartungen der Beschäftigten ernst genommen wurden.“
Dass es überhaupt zu diesem Abschluss habe kommen können, verdanke man insbesondere den Aktionen und dem Engagement der Beschäftigten. „Ihr Einsatz war meiner Meinung nach entscheidend, um die Verhandlungen voranzutreiben und zu einem Ergebnis zu kommen, das spürbare Verbesserungen für die Belegschaft mit sich bringt“, so Wegele. Im Vergleich seien die Abschlüsse etwas höher als bei der Metall- und Elektroindustrie.
Positiv hervorzuheben sei außerdem, dass man beim Thema Mitgliedervorteil einen ersten Schritt erreicht habe. „Dort haben wir den Fuß in der Tür, und das ist eine wichtige Grundlage, auf der wir aufbauen können“, so Wegele. In anderen Branchen, wie auch in der Chemie-Industrie, habe sich gezeigt, dass dies ein längerer Prozess sei.
Ganz zufrieden ist Wegele jedoch nicht. „Ein kritischer Punkt ist in meinen Augen die vereinbarte Öffnungsklausel für wirtschaftlich, strukturell angeschlagene Unternehmen – und das sorgt bei mir für gemischte Gefühle“, so Wegele. Für diesen Bereich habe er sich persönlich mehr Klarheit und konkrete Regelungen gewünscht, um die Beschäftigten besser abzusichern, damit dies nicht zulasten der Belegschaft missbraucht werden könne.
Einigung dauerte mehrere Tage
„Trotz aller Herausforderungen zeigt der Abschluss, dass auch in schwierigen Zeiten Lösungen gefunden werden können – und dass, aus meiner Sicht, der Zusammenhalt und die Entschlossenheit der Belegschaft eine zentrale Rolle spielen.“ Streikmaßnahmen im eigentlichen Sinne hatte es bei UPM nicht gegeben, aber man sei darauf vorbereitet gewesen. Öffentlichkeitswirksam hatte man die Belegschaft im Rahmen einer Betriebsversammlung informiert, gefolgt von einer Vor-Tor-Aktion über alle Schichten, sowie einer sogenannten politischen Mittagspause (wir berichteten). „Bundesweit haben vor der dritten Tarifrunde rund 10 000 Beschäftigte in 70 Kundgebungen ein deutliches Zeichen gesetzt und damit den notwendigen Druck aufgebaut, um die Verhandlungen voranzutreiben“, so Wegele.
Die Einigung selbst sei ein „intensiver Prozess“ gewesen, beginnend an einem Donnerstagabend Ende November mit einem Vorgespräch mit dem Arbeitgeberverband in der kleinen Kommission, bei der auch der Schongauer Betriebsratsvorsitzende Mitglied ist. Das jetzige Ergebnis sei dann kurz vor Mitternacht von Freitag auf Samstag besiegelt worden. Der Tarifabschluss gilt für rund 46 000 Beschäftigte in der papiererzeugenden Industrie.
Noch keine Einigung gab es beim Thema Bundesentgeltrahmentarifvertrag (BETV), wobei sich Wegele trotz aller Herausforderungen „immer noch ein kleinwenig optimistisch“ zeigt. „Wir stehen weiterhin im Dialog mit der Arbeitgeberseite, und das zeigt, dass beide Seiten an einer Lösung interessiert sind.“ Er hofft darauf, zeitnah einen Kompromiss erzielen zu können, ohne den Weg über gerichtliche Auseinandersetzungen gehen zu müssen. „Ein solcher Schritt wäre ein starkes Signal, dass wir gemeinsam zukunftsorientierte Lösungen finden können und dies auch wollen.“ Ihm persönlich werde aber auch nicht Angst davor, den anderen Weg zu bestreiten.
Meine news
BETV-Verhandlungen gehen 2025 weiter
Astrid Meier, Bezirksleiterin der Gewerkschaft IG BCE bedauert, dass es diesbezüglich noch zu keiner Einigung kam. Aber das wolle man im neuen Jahr wieder anpacken. Die Gewerkschaft hatte im November dem finnischen Konzern Tarifbruch vorgeworfen, was Wolfgang Ohnesorg, Leiter der beiden Werke in Schongau und Ettringen, jedoch abgewehrt hatte (wir berichteten). Eine spätere Einführung sei möglich, hieß es, und dies auch rückwirkend.