„Wären gerne dabei gewesen“: Pleite für Hubert Aiwanger und die Freien Wähler

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Hubert Aiwanger musste am Abend eine Niederlage eingestehen. © Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Freien Wähler um Hubert Aiwanger erlebten eine Wahlniederlage. Keine Direktmandate, kein Bundestag. Die Enttäuschung ist groß.

München - Aus der Traum: Drei Direktmandate wollten Hubert Aiwanger und die Freien Wähler holen und so in den Bundestag einziehen. Das Ziel haben sie verpasst. Und wie.

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Bundestagswahl 2025 in Bayern: Freie Wähler scheitern bei Direktmandaten

Hubert Aiwanger hatte sich den Wahlabend völlig anders vorgestellt. Mit drei Direktmandaten wollten die Freien Wähler erstmals in den Bundestag einziehen. „Alles ist möglich“, hatte er bei seiner Stimmabgabe optimistisch erklärt, die Chancen seien „gar nicht so schlecht“. Doch am Abend musste der Chef der Freien Wähler in einem Münchner Wirtshaus die Niederlage eingestehen.

Und es ist nicht einmal eine knappe Niederlage. Sondern eine Pleite auf ganzer Linie. Die bundesweite Fünf-Prozent-Hürde ist sowieso völlig außer Reichweite, wieder einmal. Und von den Direktkandidaten hatte kein einziger am Ende auch nur den Hauch einer Chance auf einen Erststimmensieg. Auch Aiwanger nicht.

„Natürlich wären wir gerne dabei gewesen. Natürlich hätten wir gerne die 3 plus X Direktmandate geholt“, sagte Aiwanger. „Wir vier Musketiere sind losmarschiert, haben die Speerspitze gebildet. Viele weitere neben uns, hinter uns, vor uns“, erklärte er und bezog sich auf sich selbst, den Landshuter Landrat Peter Dreier, die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller und den Gersthofener Bürgermeister Michael Wörle. Doch die vier Musketiere scheiterten im Kampf um die Erststimmen.

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Aiwanger belegt bei Erststimmen in seinem Wahlkreis Rottal-Inn nur Platz 3 hinter CSU und AfD

Aiwanger erreichte in seinem Wahlkreis Rottal-Inn mit 23,0 Prozent der Erststimmen nur den dritten Platz hinter CSU und AfD. Dreier erging es im Wahlkreis Landshut mit 18,5 Prozent ebenso. Baier-Müller landete mit 8,6 Prozent auf Rang vier, während Wörle in Augsburg nur 3,7 Prozent erzielte.

Aiwangers Plan, mit zwei Landräten und ihm selbst an der Spitze drei Direktmandate zu gewinnen, scheiterte. Es war ja eine Art Not-Strategie, als auch den Freien Wählern klar wurde, dass es mit der Fünf-Prozent-Hürde wieder nichts werden würde. Zur Erinnerung: 2013 und 2017 erzielten die Freien Wähler bundesweit jeweils 1,0 Prozent. 2021 waren es immerhin 2,4 Prozent. Die Hoffnungen stiegen weiter: Aiwangers umstrittene „Demokratie zurückholen“-Rede und die Affäre um ein altes Flugblatt brachten ihm zweifelhafte Bekanntheit über Bayern hinaus und Einladungen in Talkshows. Infolgedessen sahen Umfragen die Freien Wähler Ende 2023 bei bis zu vier Prozent.

Doch von diesen Werten sind die Freien Wähler inzwischen weit entfernt. Aiwanger bot sich der Union vergeblich als potenzieller Koalitionspartner an. „Leider Gottes haben wir es nicht geschafft, dem Wähler unsere Idee der koalitionsfähigen bürgerlichen Kraft nahezubringen“, räumte er ein.

„Diesmal wähle ich AfD“: Aiwanger erklärt Freie-Wähler-Niederlage

Woran lag es? „Es hat am Ende eben nicht gereicht, weil einfach viele Wähler diesmal gesagt haben, wir wollen noch radikalere Parteien wählen und wollen ein Zeichen gegen die Zuwanderung setzen offenbar“, erklärte Aiwanger. „Bei dieser Bundestagswahl haben eben viele gesagt, die uns bei der Landtagswahl gewählt haben: Diesmal wähle ich die AfD.“ Bei der nächsten Landtagswahl wolle man diese Wähler zurückgewinnen, betonte er.

Eine Bundestagswahl habe eben doch andere Gesetzmäßigkeiten als eine Kommunalwahl oder eine Landtagswahl. „Noch dazu, wenn man uns täglich mehrmals mitgeteilt hat, dass ihr ja eh nicht reinkommt“, sagt Aiwanger. Deshalb hätten sich viele Wähler wohl entschieden, am Ende nicht die Freien Wähler zu wählen.

Aiwanger beklagte sich oft über mangelnde mediale Beachtung. Sahra Wagenknecht sei häufig in Talkshows zu sehen - „vielleicht deshalb, weil sie schönere Beine hat als ich, meine Damen und Herren, ich weiß es nicht“, meinte er Anfang des Jahres. Am Wahlabend zeigte er jedoch auch etwas Selbstkritik: „Wir werden in den sozialen Medien noch stärker werden müssen“, sagte er.

Gleichzeitig argumentierte Aiwanger, man habe „alles richtig gemacht. Ich wüsste nicht, was wir besser hätten machen können in dieser Situation.“ Diesmal seien die Stimmen einfach „zu schrilleren Parteien gegangen“.

Aiwanger blickt nach Bundestagswahl optimistisch in die Zukunft

Der 54-Jährige will seine Mission Bundestag fortsetzen. „Ich werde mich weiterhin sehen lassen - nicht nach dem Motto ‚Wahl rum, Aiwanger weg.‘“ Er sei überzeugt, „dass wir bei künftigen Wahlen als Freie Wähler weiterhin Stück für Stück wachsen werden“.

„Es wird auch der Tag kommen, wo wir im Bundestag sitzen“, sagt Aiwanger - und verabschiedet sich mit den Worten: „Schöne Grüße nach Berlin. Irgendwann kommen wir, wenn ihr gar nicht damit rechnet.“ (kam/dpa)

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