Verein bangt um Schwimmkurse: „Wenn das so weitergeht, können wir bald zusperren“

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Im Kirchseeoner Hallenbad wurde vor über einem Jahr das Wasser abgelassen. © Stefan Rossmann

Seit der Schließung des örtlichen Hallenbades nutzt der ATSV Kirchseeon das Becken des Berufsförderungswerkes für seine Schwimmkurse. Doch die Gemeinde ringt nun mit dem dafür notwendigen Zuschuss – und der Verein bangt verzweifelt um seine Abteilung.

Kirchseeon – Ob See, Freibad oder Hallenbad: Es sind die unbeobachteten Momente, vor denen die Wasserwacht immer wieder warnt. Die Augenblicke, in denen Eltern, Verwandte oder Freunde in ihrer eigenen Welt versunken sind. Sekunden, in denen das Kind dann unbemerkt unter– und im schlimmsten Fall nie wieder auftaucht. Ein Horrorszenario für Eltern – an Bayerns Gewässern aber längst kein Einzelfall mehr.

ATSV kämpft um Schwimmkurse im BFW-Becken: Finanzen sorgen für Unmut im Gemeinderat

Mit Schwimmkursen wirkt der ATSV Kirchseeon solchen Badeunfällen seit einigen Jahren entgegen. Doch jetzt ringt die Abteilung ums Überleben. „Wenn das so weitergeht, können wir bald zusperren“, berichtet Stefan Reinhart, Vorsitzender des Vereins, völlig verzweifelt am Rand der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dort geht es wieder einmal um Zuschüsse für die Schwimmer und damit auch um das Fortbestehen der so dringend benötigten Schwimmkurse.

Wenn das so weitergeht, können wir bald zusperren.

Hintergrund: Vor über einem Jahr musste das gemeindeeigene Hallenbad schließen (wir berichteten). Zu groß waren Betriebskosten und Sanierungsbedarf, der ATSV und die Schulschwimmer saßen erstmal auf dem Trockenen. „Wir hatten damals schon Angst, dass es das jetzt war“, betont Reinhart, dem die Sorgenfalten noch immer tiefe Furchen in die Stirn ziehen. Glücklicherweise konnten die Schwimmkurse aber schon kurz darauf ins örtliche Berufsförderungswerk (BFW) verlegt werden. Die Rehabilitationseinrichtung hat dort ein eigenes Bad, das die Gemeinde angemietet hatte.

Für Nutzung des BFW-Beckens: Gemeinde übernimmt bisweilen noch Gebührendifferenz

Für dessen Nutzung zahlt der ATSV, angelehnt an die Bedingungen im gemeindeeigenen Hallenbad, seither eine Gebühr in Höhe von vier Euro pro Stunde. Die anfallende Gebührendifferenz übernimmt die Gemeinde. Zum neuen Jahr ändert sich nun der Vertrag. „Der Verein ist jetzt selbst Vertragspartner mit dem BFW“, erklärt Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). Gehe es nach ihm und seiner CSU, soll die anteilige Kostenübernahme durch die Gemeinde trotzdem weiter bestehen – zumindest bis eine neue Förderrichtlinie für die örtlichen Vereine im Haushalt festgelegt werde.

Doch das sorgt im Marktgemeinderat für Unmut. Schließlich würden die Schwimmer so mit rund 35 000 Euro jährlich im eh schon knapp bemessenen Kirchseeoner Haushalt niederschlagen. „Das ist ein ganz schöner Batzen, den wir da in die Hand nehmen“, moniert UWG-Fraktionsvorsitzender Christian Eringer, der die finanzielle Verantwortung beim ATSV sieht. „Der Verein kann die Sparten- oder Mitgliedsbeiträge erhöhen, um die Kostendeckung besser zu gestalten“, betont er. Ähnlich argumentiert die Grüne Liste, die zudem eine Auflistung der im BFW schwimmenden Kinder und Erwachsenen fordert. Das interessiert auch UWG-Chef Eringer, der es dabei vor allem auf die Zahl der auswärtigen Schwimmer abgesehen hat, für die die Gemeinde bisweilen aufkommt.

ATSV auf finanzielle Hilfe angewiesen – Gemeinde ringt mit Zuschüssen

„Sie sehen den Zweck nicht. Es geht doch darum, Kindern das Schwimmen beizubringen“, klagt ATSV-Vorsitzender Stefan Reinhart indessen über die Forderungen. Er hatte die Diskussion im Gemeinderat mit heftigem Kopfschütteln verfolgt. Denn der Verein sei bereits aktiv geworden, hebe demnächst die Beiträge an, organisiere sogar einen Glühweinstand, um Geld für die Seepferdchenschule aufzutreiben. „Wir werden trotzdem nie den Löwenanteil stemmen können“, erklärt der Kirchseeoner. Für ihn ist es ein sehr emotionales Thema, denn als junger Bub ist sein Bruder bei einem Badeunfall ertrunken, gesteht er mit gesenktem Kopf. „Ich bin daher dahinter, dass alle Kinder schwimmen lernen.“ Dafür brauche der ATSV jedoch finanzielle Planungssicherheit.

Nach der Forderung von UWG, Grüner Liste und SPD-Mandatsträger Klaus Eberherr erfolgt die Bezuschussung für die Schwimmkurse nun allerdings wieder nur für einen begrenzten Zeitraum. Darauf hat sich der Gemeinderat schließlich einstimmig geeinigt. Wie bisher werde in einem halben Jahr dann erneut darüber entschieden – und der ATSV muss „aufs Neue zittern“, betont Reinhart seufzend.

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