Er war der Kopf einer rund 20-köpfigen Jugendbande, die eine ganze Region terrorisierte. Nun muss ein 19-Jähriger, der sich auch „Der Pate von Markt Schwaben“ nannte, für vier Jahre und drei Monate ins Gefängnis.
Markt Schwaben/München – Wenn ein 19-Jähriger für vier Jahre und drei Monate ins Gefängnis muss, waren seine Verbrechen entweder gravierend oder zahlreich. Beim „Paten von Markt Schwaben“, wie sich der vor dem Münchner Landgericht angeklagte K. nennen ließ, war beides davon.
Dementsprechend ließ Richter Martin Hoffmann keine Nachsicht mehr walten. Am Dienstagabend, 10. Dezember, erging nach Auskunft des Gerichts das entsprechende Urteil wegen Einbruchs, Diebstählen, Sachbeschädigungen, Überfällen, Schlägereien, Bedrohung und Nötigung gegen das Oberhaupt der „MS Crew 570“. So, nach den Endziffern der Postleitzahl, benannte sich eine rund 20-köpfigen Jugendgang, die über Jahre hinweg die Gemeinde Markt Schwaben samt Umgebung terrorisierte.
Auch gegenüber Polizisten übergriffig
Sogar gegenüber Polizeibeamten wurde die mafiöse Gang mit türkischen, bosnischen und kosovarischen Wurzeln übergriffig. Zwischenzeitlich patrouillierte die Polizei am örtlichen Bahnhof mit der Hundestaffel, das Jugendzentrum im nahen Poing engagierte einen Sicherheitsdienst.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Geburtsjahrgänge 2003 bis 2007, agierten in wechselnder Besetzung, manche mehr, manche weniger fleißig. Teils lag das Begehungsalter bei den ersten Taten 2021 bei nur 14 Jahren. Sie überfielen etwa einen Penny-Markt. Brachen mit Schlagbohrern in ein Haus in Erding ein, erbeuten Schmuck, Bargeld, Kleidung im Wert von 22 000 Euro. Lockten einen Jugendlichen in einen Keller, verprügelten ihn und raubten ihn aus. Beleidigten Passanten. Verdroschen im Oktober 2023 eine Jugendgruppe, die ihnen noch ausweichen wollte, mit Fäusten, Tritten, Pflastersteinen und Flaschen, verursachten schwere Verletzungen.
Behörden hoffen, dass Bande nun zerfällt
Da war Schluss: Eine Woche später verhaftete die Polizei K. und drei weitere, die am Dienstag, 10. Dezember, die juristische Quittung bekamen. Mit der Verurteilung von K. hoffen die Behörden, dass die Bande ohne ihren Kopf zerfällt. Die Zahl der Straftaten sei seit seiner Festnahme abgeebbt. Auch die Zahl der Schriftzüge mit der Erkennungsziffer 570, mit der die Truppe rund um das Epizentrum Markt Schwabener Bahnhof ihr Revier markierte, ist sichtlich geringer geworden. Zahlreiche weitere Mitglieder der Bande stehen oder standen vor dem Ebersberger Amtsgericht oder dem Münchner Landgericht.
Gemeinsam mit K. wurden am Dienstag drei weitere junge Männer wie er nach Jugendstrafrecht verurteilt, sie bekamen Haftstrafen von rund zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung. Auch als Mittäter haben sie eine vielsagende Auswahl an Straftaten zu bieten, von der Bedrohung über gefährliche Körperverletzung, Angriff auf Polizisten und Hausfriedensbruch bis hin zum Exhibitionismus. Im Gegensatz zur Verurteilung des Haupttäters sind die Strafen für das Trio bereits rechtskräftig. K. hat noch eine Woche Zeit, sich zu entscheiden, ob er gegen seinen Gefängnisaufenthalt vor den Bundesgerichtshof ziehen will.