Krankenhaus: Erfolg mit „Plan B“, aber Neubau auf der grünen Wiese wirklich vom Tisch?

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Dr. Sandra Boy im Schockraum der Stroke-Unit im Krankenhaus Weilheim. „Ein Glückfall für die Region, dass wir das anbieten können“, so der Ärztliche Direktor Dr. Thomas Löffler. © kkh gmbh

Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH kämpft um ihre Zukunft. Zentrales Thema dabei ist, welche Behandlungen in Zukunft noch angeboten und abgerechnet werden können. Gegenüber anderen Häusern sieht man sich dabei im Vorteil.

Landkreis – „Wenn man sich anschaut, wo wir hergekommen sind – ich erinnere daran, dass wir im November 2023 direkt vor der Insolvenz standen –, dann kann man sagen, dass wir viel erreicht haben“, so der Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, Thomas Lippmann, im Jahrespressegespräch des Unternehmens.

Natürlich „wäre der Neubau eines Zentralkrankenhauses unser Plan A gewesen, um die GmbH zukunftsfähig aufzustellen“, aber auch die Alternative – Schließung des Schongauer Krankenhauses und Umwandlung in ein Gesundheitszentrum, Ausbau des Standorts Weilheim zu einem Schwerpunktversorger – habe gut funktioniert. So gut, „dass Landräte aus anderen Landkreisen und Geschäftsführer von anderen Krankenhäusern zu uns kommen, um von uns zu lernen“, so Lippmann.

Daher habe man sich entschlossen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, so Lippmanns Stellvertreter Claus Rauschmeier. Im ambulanten OP-Zentrum im „SOGesund“ sei das Ziel, heuer die Zahl der ambulanten Eingriffe – 2024 wurden immerhin bereits 1073 derartige Operationen durchgeführt – noch einmal zu verdoppeln. Dazu gehe Anfang Februar ein weiterer OP in Betrieb. „Das können wir nur tun, weil wir genügend Personal haben“, so Lippmann. Mittlerweile würden viele Mitarbeiter, die zwischenzeitlich das Unternehmen verlassen hätten, zurückkehren. „Das liegt auch daran, dass wir in Schongau ausschließlich Tagesdienste anbieten, was für die Mitarbeiter sehr attraktiv ist.“

Trotz großer Expertise und moderner Behandlungsmethoden komme es immer wieder vor, dass für einzelne Patienten nur noch die Palliativpflege bleibe, also die Betreuung bis zum Tod. In einem „Blaulichtkrankenhaus“ wie Weilheim mit seinem Trubel sei das schwierig umzusetzen, so Rauschmeier. Deswegen habe man sich entschlossen, einen Teil der 40 Betten auf der einzigen in Schongau verbliebenen Station für die Palliativpflege zu verwenden. Rauschmeier betonte, dass es sich dabei um keine gesonderte Palliativstation handele.

Nach wie vor verfolgt man das Ziel, aus Weilheim einen Schwerpunktversorger zu machen. Auf diesem Weg sei man mit minimalen Investitionen weit gekommen, meinte Lippmann. Der ärztliche Direktor Dr. Thomas Löffler berichtete, dass insbesondere die Weilheimer interdisziplinäre Notaufnahme deutlich erweitert worden sei. Dort würden mittlerweile zehn Ärzte arbeiten, zudem sei eine sogenannte „Decision Unit“ (dt. „Entscheidungseinheit“) etabliert worden, die entscheide, wie jeder einzelne Patient optimal weiterbehandelt werden soll.

Auch das habe sich mittlerweile herumgesprochen. „Weilheim wird sehr häufig von Rettungskräften angefahren – samstags haben wir teilweise acht Notarztwagen und vier Sankas in der Röntgenstraße stehen“, so Löffler. Teilweise werde in Weilheim „rund um die Uhr“ operiert, um dem Patientenandrang Herr zu werden.

Da möchte man meinen, dass ein Krankenhaus wie Weilheim, das zu 106 Prozent ausgelastet ist, Gewinne erwirtschaftet. Doch nach wie vor arbeitet selbst Weilheim defizitär, so Geschäftsführer Lippmann. „Da sieht man, dass das System kaputt ist.“ Er warnte davor, allzu viel von einer neuen Bundesregierung zu erwarten: „Es ist einfach kein Geld da, was zusätzlich ins System fließen könnte.“

Daher gelte es, sich so gut wie möglich auf die Anforderungen der Krankenhausreform vorzubereiten. Dazu gehöre vor allem, die Anforderungen der einzelnen Leistungsgruppen zu erfüllen. Doch das sei eine Wette auf die Zukunft. Geld gebe es in Zukunft nur noch für Behandlungen innerhalb von Leistungsgruppen, die den jeweiligen Krankenhäusern zugeteilt wurden, erklärte Lippmann.

Dafür müssen die Krankenhäuser erheblich in Vorleistung gehen. Denn die Anforderungen seien hoch. Dazu gehöre unter anderem eine Mindestzahl an Behandlungen, die jährlich durchgeführt werden müssen, genaue Vorgaben, wie viele Ärzte für den jeweiligen Bereich vorzuhalten sind, aber teilweise auch andere Abteilungen, die im Haus vorhanden sein müssen. „Bei einigen Leistungsgruppen wie der Endoprothetik mit über 850 Eingriffen pro Jahr und dem modernen Mako-Roboter ist das für Weilheim kein Problem“, so Lippmann. Bei anderen Fachbereichen müssen man schon genau schauen, ob und mit welchem zusätzlichen Aufwand man die Angebote etablieren könne.

Zahlen & Daten

Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH beschäftigte im vergangenen Jahr rund 1000 Mitarbeiter, davon rund 300 in Schongau. Insgesamt 160 Ärzte arbeiten bei der GmbH, darunter 98 Fachärzte. Für Weilheim weist die Jahresstatistik über 51 000 Patientenkontakte aus, für Schongau rund 26 200.

In Schongau wurden im vergangenen Jahr 1073 ambulante Operationen durchgeführt, insgesamt 24 Fachärzte nutzen bislang das ambulante OP-Zentrum in Schongau. In Weilheim wurden rund 4500 Operationen durchgeführt. Im neuen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Schongau haben sich mittlerweile fünf Praxen und ein Sanitätshaus angesiedelt. Hier sind acht Ärzte beschäftigt, im Weilheimer MVZ sind es sieben.

Dabei spiele auch eine Rolle, wo derartige Behandlungen in der Umgebung noch angeboten werden. Denn der Wettbewerb zwischen den einzelnen Krankenhäusern im Oberland sei knallhart. Die Erwartung der Politik, dass sich die Krankenhäuser abstimmen, wer was macht, sei deswegen de facto kaum umzusetzen.

Stattdessen erneuerten Geschäftsführung und Landrätin Andrea Jochner-Weiß ihre Forderung, dass der Freistaat endlich seiner Aufgabe nachkommen und eine verbindliche Krankenhausplanung vorlegen soll. Denn sonst stehe durchaus die Gefahr im Raum, dass man jetzt in Leistungsgruppen investiert, die Anforderungen erfüllt und 2027 schlimmstenfalls die Nachricht erhalte, dass diese Leistung dann doch nicht in Weilheim angeboten werden darf.

„Wir werden angesichts der Finanzlage der GmbH und des Landkreises nur mit minimalem Aufwand bauliche Veränderungen vornehmen“, kündigte Claus Rauschmeier an. Das A&O sei, dass man das, was man habe, auch personell betreiben könne. Über den Elefanten im Raum wurde derweil nicht gesprochen. Die Generalsanierung in Weilheim liegt knapp fünf Jahre zurück, die angeschaffte Robotertechnik ist auch schon Jahre alt. Im Regelfall werden alle zehn Jahre große Investitionen in Technik und Ausstattung notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auch wenn niemand in der Runde das Thema „Zentralkrankenhaus“ direkt ansprechen wollte – spätestens dann wird erneut darüber diskutiert werden, ob man am Standort Weilheim, der aus allen Nähten platzt, investieren will oder doch noch einen Versuch startet, einen Neubau auf die grüne Wiese zu setzen.

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