Schlierseer Hof: Das Projekt steckt in der Sackgasse
Die Schlierseer Bürger haben sich mit klarer Mehrheit gegen die geplante Dimension eines neuen Schlierseer Hof entschieden. Nun steckt das Vorhaben in einer Sackgasse. Doch zumindest für das Anwesen Siebzehnrübl deutet der Eigentümer etwas an.
Schliersee – „Es gibt keinen Plan B.“ Auch einen Tag nach dem Bürgerentscheid sagt Marcel de Alwis das, was er zuvor immer wieder unterstrichen hatte. Nach dem Scheitern der Neubaupläne für den Schlierseer Hof mit 112 Zimmern wissen er und auch sein Vater Walter nicht so recht, wie es weitergeht. Sie hatten schon damit gerechnet, den Entscheid gewinnen zu können. Umso ernüchternder fiel der Wahlabend mit etwa 120 Unterstützern im Schlierseer Hof aus. Insbesondere der 26-jährige Marcel hatte wie ein Löwe für das Vorhaben gekämpft. „Er war fix und fertig“, sagt sein Vater. Am Montag hat er sich erst einmal für ein paar Tage an den Gardasee verabschiedet. So sehr die Niederlage auch an dem Gespann nagt, so dankbar sei man auch für den Zuspruch. „Wie haben viele neue Freunde gewonnen“, sagt Walter de Alwis, der bekräftigt, dass seine Familie keinen Groll auf Schliersee insgesamt hege. „Wir lassen das jetzt sacken und überlegen, was wir machen.“ Dieses „wir“ betrifft wohl eher ihn selbst und seine Frau Ute. Diese Saison werde man den Schlierseer Hof auf jeden Fall noch weiterbetreiben. Was dann kommt, stehe in den Sternen. Sein Sohn werde sich „wohl etwas anderes suchen“, meint der 69-Jährige. Der Junior selbst lässt seine Zukunft offen.
Marcel de Alwis muss sich von seinem Traum verabschieden
Klar ist: Seinen Traum von einem der „begehrenswertesten Hotels Deutschlands“ wird Marcel de Alwis in Schliersee nicht verwirklichen können. Der Wortlaut des Bürgerentscheids lässt weder eine Bebauung des Gemeindegrundstücks – aktuell der Hotelparkplatz – zu noch eine höhere Bebauung als den Bestand. Ein sehr enges Korsett, das sehr wenig zulässt. Der Bürgerentscheid ist allerdings nur ein Jahr lang bindend. Dann erneut mit der alten Planung anzukommen, verbietet sich allein schon aus moralischen Gründen, wie auch Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) sagt. Aber: „Irgendwie muss es weitergehen.“ Und bei diesem Weiter könnten die Fragen nach einer Bebauung des gemeindlichen Grundstücks und der Gebäudehöhe durchaus neu gestellt werden, glaubt der Rathauschef. Das aber könne nur gemeinsam gehen. Heißt: Auch mit der Bürgerinitiative (BI).
Bürgerinitiative will Dialog „zur Zukunft unseres Ortes“ anregen
Die erklärte am Montag per Pressemitteilung ihre Bereitschaft zu einer solchen Zusammenarbeit. „Unsere Motivation war es auch, den Startschuss zu geben für einen offenen Dialog, der nicht nur das Hotel Schlierseer Hof, sondern die Zukunft unseres Ortes insgesamt beinhalten sollte“, schreibt da Sprecher Alexander von Schoeler. Als mögliche Fragen nennt er: Was soll aus Schliersee werden? Was macht Schliersee aus? Was geschieht mit unserer Ortsmitte, der alten Schule? Wie können die Verkehrsprobleme angegangen werden? Schnippisch könnte man anmerken: Fragen, die die sechs in der BI engagierten Mandatsträger im Gemeinderat bisher nicht – oder zumindest unzureichend – gestellt haben. Schnitzenbaumer ist offen für eine Zusammenarbeit. „Dem wird sich sicher keiner verwehren“, sagt er.
Kooperation zwischen Hoteliers-Familie und Bürgerinitiative scheint schwer
Was den Schlierseer Hof betrifft, braucht es dazu aber die Eigentümerfamilie de Alwis. Die hatte für sich eine kleinere Planung im Vorfeld des Bürgerentscheids stets ausgeschlossen und bleibt auch am Tag danach dabei. Die Bereitschaft der Hoteliers, sich mit der Bürgerinitiative an einen Tisch zu setzen, scheint überschaubar. Der Wahlkampf hat zumindest bei Vater Walter durchaus Narben hinterlassen. Die Verkündung des Ergebnisses ließ sich die Familie lieber übermitteln, als im Rathaus auf BI-Vertreter zu stoßen. Wobei zumindest Schnitzenbaumer meint, dass jene, die dort in der ersten Reihe stehen, nicht für etwaige Gräben verantwortlich sind. Ein klitzekleines Hintertürchen lässt Marcel de Alwis vielleicht offen, wenn er sagt, dass er sich den vielen Unterstützern gewissermaßen verpflichtet fühlt. Vielleicht werde er in ein, zwei Wochen klarer sehen. Zur Erinnerung: Bevor er sich um die Neubaupläne kümmerte, stand für Junior-de-Alwis das Thema USA weit oben auf der Laufbahn-Agenda.
Flüchtlinge ins Anwesen Siebzehnrübl? Nicht ausgeschlossen
Einstweilen befindet sich das Projekt aber im Schwebezustand, wenn nicht in einer Sackgasse. Neben besagtem Gemeindegrundstück gehört bekanntlich auch das Anwesen Siebzehnrübl zum überplanten Areal. Da in absehbarer Zeit nichts Umsetzbares ansteht, möchte Walter de Alwis es verpachten. Und in diesen Zeiten – daraus macht er keinen Hehl – kommt immer auch das Landratsamt mit seiner händeringenden Suche nach Flüchtlingsunterkünften in Betracht. Nur eine von mehreren Optionen, aber keine unrealistische.