„Diese Musik zündet“: Eine Entdeckung in Weilheim

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Der amerikanische Komponist Louis Hardin alias Moondog (1916-1999). © Beatrice Frehn

In einen faszinierenden Kosmos führen zwei besondere Konzerte in Weilheim. Das Kammerorchester stellt einen blinden Komponisten vor, den selbst der Dirigent bis jetzt nicht kannte.

Eine echte Entdeckung bietet diesen Herbst das Weilheimer Kammerorchester: Gleich zwei Konzertprojekte stellen die besondere Musik des 1916 in Kansas/USA geborenen und 1999 in Münster gestorbenen Komponisten Louis Hardin alias Moondog vor. Am Sonntag, 3. November, 19.30 Uhr, erklingen im Stadttheater Stücke in kleineren Ensembles. Und beim traditionellen Herbstkonzert in der Hochlandhalle präsentiert das Kammerorchester am Samstag, 23. November, um 17 und um 19 Uhr Werke in großer Besetzung. Was dabei zu erleben ist, erklärt Dirigent Florian Appel im Interview.

Ganz ehrlich: Sagt Ihnen der Name Moondog schon lange etwas?

Nein. Und dieser Umstand beschämt mich fast ein wenig, jetzt, wo ich vollkommen begeistert in die mit diesem Namen verbundene Klang- und Sinnenwelt eingetaucht bin. Es ist etwa ein Jahr her, dass mir Waldemar Kobus, ein wunderbarer, mittlerweile in Weilheim lebender Schauspieler, von Louis Hardin alias Moondog erzählt und damit die Lawine losgetreten hat, deren Auswirkungen nun in unserem Projekt auskristallisieren.

Und jetzt bieten Sie gleich zwei Konzertprogramme mit Werken nur von ihm … Warum das?

Einmal eingetaucht in den Moondog-Kosmos kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Die Vielgestaltigkeit seines Werkes scheint unerschöpflich. Es wäre schlichtweg verschenkt, diese Musik nicht wenigstens in groben Zügen in all seinem Reichtum vorzustellen und Formen unterschiedlichster Besetzungen zu zeigen.

Florian Appel
Florian Appel ist Dirigent des Weilheimer Kammerorchesters. © Sabine Näher

Können Sie in ein, zwei Sätzen beschreiben, was Sie an der Musik von Moondog so begeistert?

Neben der bereits erwähnten Vielgestaltigkeit ist es vor allem die unglaubliche Energie, die seine Musik, sowohl im Leisen, Zarten, Kreisenden, wie in seinen von rhythmischem Drive erfüllten Big-Band-artigen Stücken entfacht. Vor dieser Musik versagen alle üblichen Klassifizierungen wie Klassik, Jazz, Folk, Pop…

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Ist diese Musik für das Orchester eine besondere Herausforderung?

Es sind Stücke dabei, die in ihrer klassischen Grundanlage sehr vertraut wirken. Einige Titel aber fordern eine swingende Rhythmik, bei der die Noten anders gespielt werden, als sie aufgeschrieben stehen: eine große Aufgabe für ein „klassisches“ Kammerorchester! Unsere wunderbaren Gäste Joscha Arnold (Saxofon, Arrangements) und Severin Rauch (Schlagzeug) arbeiten mit uns sehr geduldig daran, den passenden Groove zu finden. Und ich hoffe sehr, dass wir ihnen und damit Moondogs Musik in unseren Konzerten einigermaßen gerecht werden.

Warum sollte sich das Weilheimer Publikum unbedingt auf diese Konzerte einlassen?

Diese Musik zündet unmittelbar, vermag Sehnsucht auszudrücken und einen Sog zu entfachen. Es wird Musik zu hören sein, bei denen sich Klassik-Liebhaber ebenso angesprochen fühlen werden wie Anhänger von Jazz, Pop und Weltmusik. Und: es handelt sich um Musik für alle Altersgruppen! Da hat sich ein Mensch, der im Alter von 16 Jahren von einem Tag auf den anderen sein Augenlicht verloren hat, mit aller Lebenskraft eine Klangwelt erschaffen, die in ihrem Leuchten einzigartig ist.

Plakat für Moondog-Konzertprogramme in Weilheim
Außergewöhnlich ist auch das Plakat, das für die beiden Moondog-Konzertprogramme in Weilheim wirbt. © Grafik: Tobias Aigner

Nähere Informationen

unter www.kammerorchester-weilheim.de. Der Eintritt zu beiden Konzerten ist frei (Spenden willkommen). Für das Konzert am 3. November im Stadttheater wird um Anmeldung gebeten – per E-Mail an kontakt@kammerorchester-weilheim.de

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