Israel reagiert nach Raisi-Tod – iranischer Politiker beschuldigt die USA
Nach dem Tod von Irans Präsident Ebrahim Raisi steht trotz der Trauer die Ursachenforschung an. Israel soll möglichen Vorwürfen bereits vorbeugen.
Jerusalem – Fünf Tage lang soll der Iran trauern. So verkündete es Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei nach dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi. Der Regierungschef war am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz ebenso wie die übrigen acht Insassen – darunter auch Außenminister Hussein Amirabdollahian – ums Leben gekommen. Die Maschine hatte sich auf dem Rückflug von einer Staudamm-Einweihung im Nordwesten des Landes befunden.
Die Ursachenforschung für den zunächst als „harte Landung“ beschriebenen Unfall wird aber sicher schon während der Trauerzeit beginnen. Chamenei sprach in seiner Kondolenzbotschaft laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna von einem „unglücklichen“ sowie „tragischen Vorfall“.

Hubschrauberabsturz und Tod von Raisi: Rettungskräfte suchen mehr als einen halben Tag nach Wrack
Bekannt ist bislang lediglich, dass zum Zeitpunkt des Absturzes wegen äußerst widriger Wetterbedingungen schlechte Sicht geherrscht haben soll. Die Rettungsmission, die kurz nach dem Abbruch des Kontakts gestartet wurde und Dutzende Suchmannschaften sowie Drohnen umfasste, wurde wegen des dichten Nebels vor Ort offenbar erheblich erschwert.
Offizielle Aufnahmen des Einsatzes zeigen, wie Helfer durch die dichte Suppe fahren oder gehen und dabei Vorsicht walten lassen müssen, um sich nicht selbst zu gefährden. So dauerte es auch mehr als einen halben Tag, ehe eine Drohne auf das anscheinend ausgebrannte Wrack stieß. Mittlerweile wurden die Leichen von Raisi und den anderen Insassen geborgen.
Israel reagiert auf Tod von Raisi bei Hubschrauberabsturz: „Wir waren es nicht“
Während der erste Vizepräsident Mohammad Mochber gemäß der Verfassung die Regierungsgeschäfte übernimmt, ehe in maximal 50 Tagen Neuwahlen stattfinden müssen, erreichen Teheran Beileidsbekundungen aus der ganzen Welt. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin, der in seinem Ukraine-Krieg auf Unterstützung des Iran baut, drückte seine Trauer aus.
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Israel soll sich ebenfalls zu Wort gemeldet haben. Allerdings eher, um Spekulationen direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen, Jerusalem könnte beim Absturz eine Rolle gespielt haben. Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitet das einem anonymen israelischen Beamten zugeschriebene Zitat: „Wir waren es nicht.“
Israel und der Iran nach Raisis Tod: Jerusalem rechnet offenbar nicht mit politischen Folgen
Das Online-Portal der israelischen Zeitung Jedi’ot Acharonot berichtet derweil, israelische Beamte würden offiziell keinen Kommentar abgeben. Sie hätten jedoch hinter vorgehaltener Hand klargestellt, dass das Land weder eine Verbindung zum Unglück habe noch daran beteiligt gewesen sei.
Hochrangige Beamte hätten betont, dass der Tod von Raisi und Amirabdollahian voraussichtlich keine Auswirkungen auf Israel oder seine Politik gegenüber dem Iran haben werde. Befürchtet werde allerdings, dass im Iran entsprechende Verschwörungstheorien in Umlauf kommen könnten, um Jerusalem zu beschuldigen.

Israel und der Iran als Erzfeinde: Teheran arbeitet mit Hamas zusammen
Iran und Israel gelten als Erzfeinde, beide Länder beschossen sich jüngst gegenseitig aus der Luft, wobei Teheran den Anfang machte. Die Hamas, die am 7. Oktober 2023 das Massaker mit mehr als 1000 Toten und Dutzenden Verschleppten in Israel verübte, weiß in der iranischen Führung einen engen Verbündeten. Der damalige Angriff war der Auslöser für Israels Militäraktion im Gazastreifen, die bereits monatelang andauert.
Dennoch gibt es bislang keinerlei Indizien, die darauf hinweisen könnten, dass Jerusalem bei Raisis Tod seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. Auch waren zunächst keine entsprechenden Stimmen aus der iranischen Führungsriege zu vernehmen.
Iran nach dem Tod von Raisi: Ex-Außenminister macht den USA Vorwürfe wegen der Sanktionen
Schlagzeilen mit Vorwürfen machte der einstige Außenminister Mohammed Dschawad Sarif, der unter Raisis Vorgänger Hassan Rohani amtierte. Der 64-Jährige wetterte laut dem bereits erwähnten israelischen Portal: „Die USA sind verantwortlich für Raisis Hubschrauberabsturz. Sie haben den Verkauf von Flugzeugen und Ersatzteilen an den Iran verboten.“
In diesem Fall geht es also um eine indirekte Schuld. Obwohl Teheran die US-Sanktionen durchaus zu umgehen weiß, gilt die Luftwaffe als stark veraltet. So stammen noch viele Flugzeuge und Helikopter aus der Zeit vor der Islamischen Revolution 1979, als enge Bande zu Washington bestanden.
Das ist Vergangenheit. Was die Zukunft bringt, wird auch davon abhängen, wie der Iran den Schock vom Tod des Präsidenten verarbeitet und welche Lehren die Führung daraus zieht. (mg)
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