Putins Militär übernimmt Kommando: Fast eine halbe Million russische Soldaten in der Ukraine
Die Ukraine leidet unter erschöpften Ressourcen und Munitionsmangel. Russland hingegen setzt auf Anzahl und Macht. Wie verhält sich der Westen?
Moskau – Der Ukraine-Krieg hält unvermindert an. Präsident Wladimir Putin zwar sein anfängliches Ziel, große ukrainische Städte im Handstreich einzunehmen, verfehlt. Es gab danach sogar einige Rückschläge. Doch inzwischen hat sich die Lage wieder zugunsten Moskaus gewendet. Die russischen Truppen wehrten die Gegenoffensive der Ukrainer vergangenes Jahr ab und kontrollieren inzwischen wichtige Gebiete im Süden und Osten des Landes.
Russland hat viele Soldaten in der Ukraine
Grund dafür ist nicht nur die Waffenüberlegenheit, sondern auch die Zahl der Soldaten, die Moskau in den Krieg mit der Ukraine schickt. Laut dem Online-Branchenmagazin Defence Express unter Berufung auf Vadym Skibitskyi, einen Vertreter des Verteidigungsgeheimdienstes der Ukraine, hat die Zahl der russischen Soldaten im Nachbarland inzwischen 470.000 erreicht. Soldaten der russischen Luftwaffe und Marine seien dabei nicht inbegriffen. Inzwischen sei sogar die russische Nationalgarde mit rund 33.000 in dem Land vertreten. „Das sind Leute, die die Tätigkeit der Besatzungsbehörden und den Schutz strategischer Einrichtungen sicherstellen sowie bei Bedarf Verteidigungsaufgaben in den vorübergehend besetzten Gebieten übernehmen können“, sagte Skibitzkyi in dem Online-Branchenmagazin zitiert.

„Putin ist zuversichtlich, dass er den Westen besiegen kann, und deshalb müssen wir entschlossen handeln und ihm beweisen, dass er falsch liegt“, warnt ein ranghoher westlicher Vertreter, der anonym bleiben möchte. Der Kremlchef zeigte sich in jüngster Zeit zunehmend optimistisch. Die Ukraine „hat keine Zukunft“, prophezeite er im Dezember. Und in einem Interview mit dem umstrittenen ultrarechten US-Talkmaster Tucker Carlson erklärte Putin, eine strategische Niederlage Russlands sei „per Definition unmöglich“.
Westen soll Unterstützung für Ukraine erhöhen
Angesichts der massiven Militärpräsenz Russlands ist die Angst des Westens vor einer Niederlage der Ukraine groß. Europas Priorität müsse aber sein, „Russland nicht gewinnen zu lassen“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schon im Januar. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wiederholt seit Monaten gebetsmühlenartig: „Russland muss scheitern mit dem Versuch, sich mit Gewalt seinen Nachbarstaat einzuverleiben.“ Fachleute sind jedoch der Ansicht, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn der Westen seine Unterstützung für die Ukraine, der die Munition ausgeht, deutlich erhöht.
Derzeit bröckelt die Hilfe aus dem Westen für die Ukraine. Das von den Republikanern dominierte Repräsentantenhaus könnte das neue US-Hilfspaket für die Ukraine scheitern lassen. Wird der Rechtspopulist Donald Trump im November erneut zum US-Präsidenten gewählt, kann sich Kiew nicht mehr auf Beistand aus Washington verlassen. Und Europa ist in der Frage der Unterstützung für den überfallenen Nachbarn gespalten.
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Nur jeder vierte Deutsche glaubt an Sieg der Ukraine
Auch in Deutschland ist man inzwischen skeptisch darüber, ob die Ukraine den Krieg gewinnen wird. Eine aktuelle Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt nun, dass nur jeder vierte Deutsche (25 Prozent) glaubt, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland noch gewinnen kann. 40 Prozent der Befragten halten einen Sieg der Ukraine nicht für realistisch, mehr als jeder Dritte (35 Prozent) ist sich unsicher. (erpe/dpa/AFP)