Verjüngung und Vielfalt: 40 Jahre revierweise Aussagen für zukunftsfähige Wälder

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40 Jahre revierweise Aussagen haben durchweg positive Spuren hinterlassen. Darüber freuten sich bei einem Waldbegang (v.l.) der ehemalige Forstamtsleiter Hans Kornprobst, Landrat Olaf von Löwis, der ehemalige Landrat Wolfgang Gröbl, Korbinian Wolf vom AELF, Hegeringsleiter Bernhard Greinsberger, Revierförster Hans Feist sowie Waldbesitzer und Jäger Andreas Fichtner. © Hacker

Seit 40 Jahren werden revierweise Aussagen für Waldbesitzer und Jäger im Landkreis Miesbach getroffen. Kürzlich haben sich Protagonisten von damals und heute zu einem Waldbegang in Waakirchen getroffen.

Waakirchen/Landkreis – Dass heute im Landkreis vielerorts zukunftsfähige Wälder heranwachsen, liegt zum großen Teil an den Revierweisen Aussagen, die vor 40 Jahren von Landrat Wolfgang Gröbl und Forstamtsleiter Hans Kornprobst initiiert wurden. Ein solches prächtiges Waldbild liegt auch im Holz von Andreas Fichtner, wo sich kürzlich die Protagonisten von damals und heute getroffen haben.

Korbinian Wolf, Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Holzkirchen stellte quasi als Nachfolger von Hans Kornprobst fest, dass der Klimawandel den Wald vor immense Herausforderungen stellt: „Ein langfristiger Erhalt des Waldes wird auch im Oberland nur dann gelingen, wenn wir die Mischung in unseren Wäldern sichern, respektive wiederherstellen können.“ Voraussetzung dafür sei, dass sich alle standortgemäßen Baumarten natürlich verjüngen können.

Noch zwei Jahre vor dem Start der bayernweiten Forstlichen Gutachten, wurde dafür im Landkreis im Jahr 1984 mit den revierweisen Aussagen ein Instrument geschaffen, das dafür als Grundstein eines deutlich versachlichten Dialogs zwischen Waldbesitzern und Jägern diente.

Verbesserung durch angepasste Bejagung

„Der Zustand des Waldes war damals nicht der beste und hat noch unter den hohen Holzeinhieben gelitten, die als Reparation zu leisten waren. Dazu kam das Waldsterben, die Konzentration auf die Fichte als Brotbaum, hohe Schalenwildbestände und der Freizeitdruck“, erinnerte Gröbl. „Es gab praktisch keine einzige Tanne oder Buche mehr. Eine Verjüngung fand nicht statt und es wurde sich schlichtweg nicht mehr um die Ökologie gekümmert“, ergänzte Kornprobst.

Nach reiflicher Überlegung sind Kornprobst und Gröbl zu dem Entschluss gekommen, dass für eine Verbesserung nur eine angepasste Bejagung sorgen kann. So informierten sie am 29. April 1983 die Jagdvorsteher und -pächter, dass künftig als Handlungshilfe jährlich auf die Jagdreviere bezogene Gutachten über den Zustand der Naturverjüngung und des Verbisses erstellt werden.

Wildbestände fühlen sich in stabilen Wäldern wohler

Durch dieses „Miesbacher Modell“ entstandenen mit langem Atem Waldbilder, die Forstminister Helmut Brunner bei einem Besuch des AELF Holzkirchen im Jahr 2011 so begeisterten, dass die Revierweisen Aussagen ein Jahr später in die offiziellen Forstlichen Gutachten für ganz Bayern mit aufgenommen wurden und Grundlage für die Abschussplanung waldangepasste Wildbestände wurden.

Landrat Olaf von Löwis, der wie Gröbl Diplom-Forstwirt ist, hob hervor, dass sich in stabilen Wäldern auch angepasste Wildbestände deutlich wohler fühlen und gesünder sind: „Anders als bei deren Einführung stellt heute niemand mehr in Frage, dass die Revierweisen Aussagen die dazu notwendigen Daten liefern.“

Das Verfahren ist bis heute praktisch unverändert und wurde von Revierförster Hans Feist erklärt. Im Regelfall wird dazu pro 100 bis 200 Hektar Waldfläche mindestens ein 40 Meter langer sogenannter „Trakt“ betrachtet. Die Breite variiert je nach Dichte der Verjüngung zwischen 30 Zentimetern und zwei Metern. Aufgenommen werden Bäume ab einer Höhe von 20 Zentimetern.

Waldbegang in Waakirchen

Die Auswahl der Aufnahmepunkte erfolgt in Absprache mit der Jagdgenossenschaft und den Revierinhabern, die bei der Begutachtung mit vor Ort sein sollten. Die Punkte verschieben sich, wenn die Verjüngung der Verbisshöhe entwachsen sind. Für Laien erkennbar sind solche Punkte an starken Bäumen, die mit einem „T“ gekennzeichnet sind.

Dass bei solchen Waldbildern auch einem Jäger das Herz aufgeht, bestätigte Bernhard Greinsberger, Leiter der Hochwildhegegemeinschaft im Landkreis: „Ich mag die These nicht außen vor lassen, dass nicht nur die Abschusszahlen den Zustand des Waldes bestimmen. Das Gros der Jägerschaft anerkennt aber, dass eine hohe Verantwortung bei uns liegt.“

Greinsbergers Fazit, dass dafür die Revierweisen Aussagen jagdlich nicht angreifbar sind und faktenbezogene Grundlagen liefern, teilte Wolf: „Unser aller Ziel ist es doch, den Wald in eine gute Zukunft zu führen und hoffentlich dem geänderten Klima anzupassen. Und dafür sind die revierweisen Aussagen heute genauso up to date wie vor 40 Jahren.“ Helmut Hacker

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