Trump sitzt am Freitag mit Putin allein im Raum – das alarmiert Diplomaten

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Bei dem Alaska-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin am Freitag soll es ein Vieraugengespräch zwischen den beiden Männern geben. Diplomaten und Experten befürchten, dass das für die amerikanische Seite und die Ukraine gefährlich werden könnte. Sie glauben laut "Financial Times", dass Putin von dem Format profitieren könnte – und der US-Präsident nicht die nötigen Kompetenzen für ein solches Spitzengespräch mitbringt.

John Bolton, in Trumps erster Amtszeit dessen Sicherheitsberater und heute einer seiner Kritiker, erklärt, dass der US-Präsident sich selten auf Gespräche vorbereite. Dabei wäre genau das wichtig, betont der ehemalige französische Präsident François Hollande, der 2014 Friedensgespräche mit Putin geführt hat. 

"Trump wäre gut beraten, zu zeigen, dass er über detaillierte Kenntnisse der Lage vor Ort verfügt", so der Ex-Staatschef zur "Financial Times". Nur so könne Trump dem "professionellen Lügen" Putins etwas entgegensetzen.

Außenpolitischer Prozess ist unter Trump "zusammengebrochen"

Aber selbst wenn Trump sich entgegen seiner Gewohnheit vorbereiten wollen würde, wäre das nicht mehr so einfach möglich. Unter früheren US-Präsidenten war der Nationale Sicherheitsrat dafür zuständig, solche Gipfel vorzubereiten. In dem Gremium können eigentlich Geheimdienstinformationen, außenpolitische Einschätzungen und politische Erwägungen des Präsidenten zusammenfließen. Doch Trump hat den Sicherheitsrat in seiner zweiten Amtszeit drastisch verkleinert.

Ein hochrangiger US-Beamter sagte der "Financial Times": "Meines Wissens ist der traditionelle außenpolitische Prozess in Washington, der vom Nationalen Sicherheitsrat geleitet wird, in dieser Regierung weitgehend zusammengebrochen."

"Trump hat keinen einzigen Berater, der sich mit Russland auskennt"

Aber auch über das Gremium hinaus wurde die Expertise im Zuge der "Effizienzprogramme" Trumps geschrumpft. Seit Januar wurde der Auswärtige Dienst der USA um ein Viertel verkleinert. Allein im vergangenen Monat wurden im Außenministerium 1300 Beamte entlassen. Darunter waren offenbar auch Mitarbeiter, die sich auf Russland und die Ukraine spezialisiert hatten. 

Der ehemalige US-Botschafter Eric Rubin sagte der "Financial Times", es sei sicher, "dass Trump keinen einzigen politischen Berater hat, der sich mit Russland und der Ukraine auskennt". Nach wie vor seien in der Regierung Spitzenpositionen unbesetzt, die sich eigentlich mit diesem Thema auseinandersetzen müssten. Bei den verbliebenen Diplomaten sei die Moral "so schlecht wie nur möglich".

Unerfahrener Sonderbeauftragter Witkoff wie ein "Büroangestellter"

Während Experten diffamiert und aus ihren Ämtern gedrängt wurden, hat Trump einem als Diplomaten völlig unerfahrenen Immobilienmakler große Verantwortung übertragen. Steve Witkoff soll als Sonderbeauftragter mit Russland mögliche Friedenslösungen für die Ukraine ausloten. 

Wladimir Putin und Steve Witkoff
Der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff soll bei seinem Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin schlecht informiert aufgetreten sein. Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Mehrere Medien berichten, dass er bei einem Besuch in Moskau in den Gesprächen uninformiert und unsicher aufgetreten sei. Andrew Weiss, der Vizepräsident einer renommierten US-Denkfabrik, sagte der "Financial Times", Witkoff gehe wie ein "Büroangestellter" an die Sache heran.

Warum ein Berater mit im Raum wichtig wäre

Sollte Trump mit Witkoff zusammen oder ganz allein mit Russland verhandeln, könnte das zum Nachteil werden. Daniel Fried, ehemaliger US-Botschafter in Polen, erklärte der "Financial Times", wie wichtig es sei, einen Experten mit dabei zu haben: "Man braucht jemanden im Raum, der den Präsidenten einfach nur anschauen, mit den Augen rollen und den Kopf schütteln kann."

Die Diplomaten und Experten fürchten, dass Trump sich von Putin über den Tisch ziehen lässt. Schon die Genese des Alaska-Gipfels lasse Böses erahnen, so Politikwissenschaftler Samuel Charp. "Es ist unmöglich, innerhalb von weniger als einer Woche von null Fortschritten zu einem Gipfeltreffen zu gelangen, das den Krieg beendet."

Beraterin wollte Anfall vortäuschen, um Trump zu retten

Doch Trump setze offenbar lieber auf ein anderes Pfund in den Verhandlungen mit Putin: "Er glaubt unerschütterlich an sein Charisma und seine Fähigkeit, seine Amtskollegen von dem zu überzeugen, was er für logisch und richtig hält."

Wie das ausgehen kann, zeigt ein Zusammentreffen von Trump und Putin 2018 in Helsinki. Die Russland-Beraterin des US-Präsidenten, Fiona Hill, erzählte später, dass die Pressekonferenz mit den Staatschefs so schlecht gelaufen sei, dass sie über einen unkonventionellen Ausweg nachgedacht habe: Sie habe überlegt, einen Anfall vorzutäuschen, damit die Veranstaltung abgebrochen wird.