Nach Trumps „Diktator“-Attacke: Ukraine-Gesandter lobt plötzlich „bedrängten und mutigen“ Selenskyj

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Trump verunsichert mit widersprüchlichen Aussagen zum Ukraine-Krieg den Westen. Erst wurde Selenskyj als Diktator beschimpft, jetzt gibt es andere Töne.

Washington, D. C. – Donald Trump rüttelt nach nur wenigen Wochen im Amt an der westlichen Werteordnung: Die USA verhandeln ohne die Ukraine und die EU mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin darüber, was mit der Ukraine geschehen soll. Trump übernimmt dabei ungefiltert Narrative des Kreml: Selenskyj beschimpfte er nach den Verhandlungen mit Russland in Riad als „Diktator“ und warf ihm vor, selbst Schuld am Ukraine-Krieg zu sein.

Doch aus dem Trump-Kabinett kommen jetzt plötzlich auch ganz andere Töne zur Ukraine: Der US-Ukraine-Sondergesandte Keith Kellogg macht sich derzeit in Kiew selbst ein Bild von der Lage im Ukraine-Krieg und lobte jetzt den ukrainischen Präsidenten ausdrücklich. Kellogg bezeichnete Selenskyj als einen „bedrängten und mutigen Staatschef einer Nation im Krieg“. Er schätze die „ausgiebige und positive Diskussionen“ mit Selenskyj und „seinem talentierten nationalen Sicherheitsteam“, schrieb Kellog auf der Plattform X.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der US-Gesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, bei einem Treffen in Kiew am 20. Februar.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der US-Gesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, bei einem Treffen in Kiew am 20. Februar. © IMAGO/Hennadii Minchenko

Bevor Kellogg diese Worte in dem sozialen Netzwerk schrieb, hatte er nach eigener Aussage einen „langen und intensiven Tag“ mit der ukrainischen Regierung verbracht. Der US-Sondergesandte hielt sich von Mittwoch bis Freitag in der Ukraine auf und sprach mit Selenskyj und seinem Kanzleichef Andrei Jermak.

Trump beschimpfte Selenskyj als „Diktator“ und schob ihm Schuld am Ukraine-Krieg zu

Trump hatte zuvor auf der Plattform Truth Social ganz anders über Selenskyj geschrieben: „Als Diktator ohne Wahlen sollte Selenskyj besser schnell handeln, sonst wird er kein Land mehr haben“, so seine harte Unterstellung. Der Ukrainer habe einen „schrecklichen Job“ gemacht, stemme sich gegen Wahlen und wolle wahrscheinlich nur, dass weitere Hilfen an die Ukraine flössen.

Trumps Vize J. D. Vance übernahm die Positionen von Trump zur Ukraine und kritisierte in einem Interview scharf, dass Selenskyj während des Kriegs keine Wahlen in der Ukraine abgehalten habe. „Ich finde das einfach lächerlich“, so Vance.

Vance bezeichnet Lage in der Ukraine als „lächerlich“ und kritisiert Selenskyj

Ob der Trump-Vize weiß, dass die ukrainische Verfassung es verbietet, Präsidentschaftswahlen während laufenden Kriegsrechts abzuhalten, ist unklar. Genauso wie die Frage, wie das Wahlrecht der vielen vertriebenen und geflüchteten Ukrainer gewährleistet werden soll, und wie eine Wahl in den von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebieten abzuhalten ist. Vance argumentierte stattdessen, dass die USA während ihres eigenen Bürgerkriegs Wahlen abgehalten hätten, und zog einen Vergleich zur aktuellen Situation in der Ukraine. 

USA sendet unter Trump widersprüchliche Signale an die Ukraine und den Westen

Warum die USA derart unterschiedliche Signale an die Ukraine und die Welt sendet, ist unklar. Sind sich die Beteiligten im Trump-Kabinett selbst uneinig über den neuen Kurs? Oder soll der Rest der Welt gezielt verwirrt werden, um eine Reaktion darauf zu erschweren? Am meisten freuen kann sich auf jeden Fall Wladimir Putin über den neuen unberechenbaren Schlinger-Kurs der US-Regierung. Ein Ex-KGB-Agent behauptet gar, Trump sei vom, sowjetischen Geheimdienst rekrutiert worden. (smu)

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