Neue Kita am Landsberger Katharinenanger: Einwände abgewehrt

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Der Bodenaushub für die Kita am Katharinenanger ist gestartet: Wegen der Kontaminierung des Bodens wird sicherheitshalber der Boden unter dem Gebäude und auch in der Kita-Außenfläche abgetragen und mit einem Vlies ‚abgedichtet‘. © Schwaiger

Insgesamt 35 Bürgerinnen und Bürger haben im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Kita-­Bau am Katharinen­anger Stellung genommen und Bedenken geäußert. Insbesondere die Bodenbelastung auf dem Gebiet wurde hinterfragt. Die Stadt hat sich den Einwänden gestellt.

Landsberg – Erste Arbeiten laufen. Der nicht unterkellerte Kitabau für bis zu fünf Kindergruppen zwischen Irving-Heymont- und Geschwister-Scholl-Straße am Katharinenanger ist gestartet. Auch zwei der drei Gedenkstelen wurden entfernt – unter Einbezug des Landesamtes für Denkmalpflege. Das hatte, auch wegen dem Baudenkmal der nebenstehenden ehemaligen Artilleriekaserne, seine Zustimmung geben.

Neu Kita am Landsberger Katharinenannger: Landes-Denkmalamt gibt sein OK

Die Tafel mit dem Hinweis auf die frühere Nutzung der Kaserne als Lager für „Displaced Persons“ (DP) werde „an anderer prominenter Stelle auf dem Gelände“ wieder errichtet, ist in den Unterlagen der entsprechenden Stadtratssitzung zu lesen. Auch das Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege ist schon weg. Es werde restauriert und an anderer Stelle wieder aufgebaut, informiert Stadtpressesprecherin Angelika Burbach. Die dritte Gedenkstele, die an das Ehepaar Elsner erinnert, steht noch an Ort und Stelle – und werde dort auch bleiben.

Die Kritikpunkte der Öffentlichkeit richteten sich unter anderem zum Bedarf. Brauchen wir die Kita eigentlich? Laut ,Planwerk‘-Gutachten von 2018 eher nicht, so die Kritiker. Die aktuell vorliegenden Bedarfsanmeldungen für Kindergarten- und Krippenplätze zum 1. September würden allerdings zeigen, dass „für eine große Anzahl an Kindern keine Plätze zur Verfügung gestellt werden“ könnten, reagiert die Stadtverwaltung. „Wenn dieser reelle Bedarf vom ,Planwerk‘-Gutachten abweicht, dann muss die Stadt auf die Lebenswirklichkeit reagieren und kann sich nicht an Zahlen eines Gutachtens festhalten.“ Und generell stehe jede Kita jeder Familie offen, es gebe hier keine ‚Gebietsbegrenzungen‘ wie bei den Schulsprengeln.

Man sei „eng an den Landsberger Familien dran“ und habe den Bedarf „gut im Blick“. Deshalb baue man ja auch Kitas am Wiesengrund und an der Ahornallee. Zwar habe man wegen der Erweiterung des evangelischen Kindergartens in der Von-Kühlmann-Straße die zweite Kita im Neubaugebiet am Papierbach aufgegeben, aber es sei dort weiterhin eine sechsgruppige Kita geplant. Auf das Argument der Kritiker, es gebe nicht ausreichend Kita-Fachkräfte, weshalb einige nicht voll ausgelastet seien, verweist die Stadtverwaltung auf die freien Träger. Diese seien „für Personalplanung, -gewinnung und -führung selbst zuständig“, darauf habe man keinen Einfluss. Planänderungen seien demnach nicht nötig.

Bodenbelastung bei der neuen Kita im Landsberger Katharinenanger: krebserregender Stoff

Das Thema Bodenbelastung erfordert hingegen Maßnahmen der Stadt. Zwar stellte ein Gutachten keine Überschreitung der Grenzwerte im oberen Bereich fest – rund 30 Zentimeter, in denen es zu direktem Kontakt zwischen Mensch und Boden kommen kann –, in der Tiefe zwischen 1,4 und 3,5 Metern wurden jedoch in vier Bereichen die Grenzwerte bei dem krebserregenden Benzo(a)pyren ‚gerissen‘, wobei nur in zwei Bereichen davon eine Beseitigung des Bodens gefordert wird. Deshalb habe man ein Aushubkonzept mit der Unteren Bodenschutzbehörde abgestimmt, so die Stadtverwaltung. Dafür soll der Boden im Bereich des Gebäudes bis 1,2 Meter Tiefe und im Bereich der Außenanlagen bis 60 Zentimeter Tiefe ausgetauscht werden. Zudem werde im Bereich um die Kita ein Geo-Vlies in einer Tiefe von 60 Zentimetern – die Tiefe bei Nutzgartenbepflanzung – eingelegt.

Landsberger Bürger kritisieren erhöhtes Verkehrsaufkommen und Parkplatzmangel

Ein weiterer Kritikpunkt: das erhöhte Verkehrsaufkommen durch den Bring- und Holverkehr, vor allem in Bezug auf die Irving-Heymont-Straße, eine Wohnstraße. Der erfolgt laut Stadtverwaltung aber vor allem über die Geschwister-­Scholl-Straße, da dort der Hauptzugang liege. Die Irving-Heymont-Straße diene „ausschließlich der Zufahrt zu den Stellplätzen für die Mitarbeiter und der Möglichkeit, Mittagessen anzuliefern.“ Der dortige Zugang werde mittels Zaun geschlossen und nur für „ein zeitlich begrenztes Anliefern des Mittagessens“ geöffnet.

Auf die Kritik der Anwohner, dass zu wenig Stellplätze vorhanden seien, antwortet die Stadt, dass es ausreichend Stellplätze gebe: am Hochbauamt und in den umgebenden Straßen. Man räume allerdings ein, „dass auch bei satzungsgemäßen Stellplatznachweis in Spitzenzeiten verkehrliche Probleme entstehen können und der Druck auf die vorhandenen öffentlichen Stellplätze deutlich zunimmt“. Dass Elterntaxis in der Irving-­Heymont-Straße parkten, könne man nicht verbieten: „Öffentliche Straßen stehen grundsätzlich allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung.“ Ob man zeitlich beschränkte Parkverbote ausweisen werde, sei eine Frage des Bebauungsplanvollzugs. Bisher gehe es aber um einen „Angebotsbebauungsplan“ ohne konkrete Planung. Auch dass durch den Kita-Bau eine Grünfläche verschwinde, sei man sich bewusst, so die Stadtverwaltung. Man habe für die Kita „verschiedenste Standorte innerhalb des Stadtgebietes geprüft“, auch die Bosse-Wiese als Interimsstandort. Diese sei aber der „Sportentwicklung zugeordnet. Die Entscheidung für den Katharinenanger sei letztendlich„zu Gunsten der Kinder“ und damit gegen die Grünfläche gefallen. Das Gelände, eine „mehrschürige Wiese“, habe zudem eine „vergleichsweise geringe ökologische Wertigkeit“. Der wertvolle alte Baumbestand an der Geschwister-Scholl-Straße werde erhalten und in die Außenanlagen integriert.

Maßnahmen zum Schutz vor Altlasten nur als Vorsorgemaßnahme?

Im Bereich der zu erhaltenden Bäume darf allerdings aus Gründen des Naturschutzes kein Boden abgetragen werden – auch wenn laut Bodenstudie hier in größerer Tiefe die Benzo(a)pyren-Grenzwerte überschritten werden. Besteht dort also eine Gefahr für die Kinder? Auf Anfrage antwortet Pressesprecherin Burbach, dass sich ja generell „auch im Hinblick auf die sensible angestrebte Nutzung keine Prüfwertüberschreitungen“ ergeben hätten.

Der Bodenaustausch bis zu 1,2 Metern Tiefe unterhalb des Gebäudes diene vor allem dazu, einen „ausreichend tragfähigen Baugrund“ zu bekommen. Der sonstige ‚niedrigere‘ Bodenaustausch auf dem Gelände sei „als reine zusätzliche Vorsorgemaßnahme erfolgt“. Ein Bodenaustausch im Bereich der verbleibenden Bäume sei laut der Gutachten der Bodenschutzbehörde und des von der Stadt beauftragten Unternehmens nicht erforderlich. Natürlich könnten in dem Bereich dennoch Spielgeräte aufgestellt und verankert werden. Der Stadtrat beschloss die bisherige Planung zur weiteren Bearbeitung.

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