Neue Bayern-Umfrage sieht CSU auf Höhenflug und Ampel-Partei vor historischer Pleite

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Drei Monate vor der Bundestagswahl zeichnet sich in einer Bayern-Umfrage ein deutliches Bild ab: Die CSU dominiert durchweg. Doch es gibt auch Überraschungen.

München – Drei Jahre Ampel-Regierung in Berlin haben die politische Landkarte in Bayern gehörig durcheinandergewirbelt. Der neue „Bayerntrend“ von Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk deutet im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2021 dramatische Verschiebungen an – sowohl beim Ergebnis der Parteien als auch bei den Themen, die die Menschen bewegen. Die Wirtschaftskrise und die Kriegsgefahr dominieren im Vergleich zu 2021, das Thema Umwelt ist deutlich nach hinten gerückt.

Vor Bundestagswahl: SPD fällt im „Bayerntrend“ auf unter zehn Prozent

Auch bei den Parteien gibt es deutliche Verschiebungen: Die CSU steuert bei der Wahl am 23. Februar auf einen klaren Wahlsieg in Bayern zu. Im aktuellen „Bayerntrend“ kommen die Christsozialen auf 45 Prozent. Das ist nicht nur weit mehr als doppelt so viel wie die zweitstärkste Partei, sondern auch ein deutlich besseres Ergebnis als bei der letzten Wahl 2021. Damals haderte CSU-Chef Markus Söder öffentlich mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU), am Ende stimmten nur 31,7 Prozent der bayerischen Wähler für die Union. Kanzler wurde Olaf Scholz. Sollte die Union diesmal geschlossen bleiben, könnte die CSU die CDU auch im Bundesergebnis nach oben ziehen.

Hat gut lachen: Ministerpräsident Markus Söder führt mit seiner CSU im „Bayerntrend“ deutlich vor den anderen Parteien. (Archivfoto)
Hat gut lachen: Ministerpräsident Markus Söder führt mit seiner CSU im „Bayerntrend“ deutlich vor den anderen Parteien. (Archivfoto) © Magdalena Henkel/dpa

Auch dahinter gibt es dramatische Umbrüche: Die AfD als zweitstärkste Kraft würde aktuell ihr Ergebnis von 2021 von neun auf 17 Prozent fast verdoppeln. Dagegen brechen alle Ampelparteien ein: Die Kanzlerpartei SPD halbiert sich von 18 auf neun Prozent, die FDP liegt nur noch bei drei Prozent – 2021 holte sie 10,5. Die Grünen kommen trotz der großen Kritik an ihnen verhältnismäßig glimpflich davon und liegen mit 13 Prozent nur knapp unter dem Ergebnis von 2021, als sie in Bayern 14,1 Prozent holten.

Hinter der CSU wird es einsam: FDP, BSW und Freie Wähler spielen kaum eine Rolle

„Die Strategie von Markus Söder – maximale Distanz zu den Grünen auf der einen und Eindämmung der Freien Wähler auf der anderen Seite – scheint aktuell aufzugehen“, sagt BR-Wahlexperte Andreas Bachmann, der die Umfrage in Auftrag gegeben hat. Tatsächlich stehen auch Hubert Aiwangers Freie Wähler trotz allen Berlin-Ambitionen des Wirtschaftsministers verhältnismäßig schlecht da. Sie liegen im „Bayerntrend“ bei vier Prozent – 2021 waren es noch 7,5. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht kann die Erwartungen der Anhänger nicht erfüllen: Nur drei Prozent würde im Freistaat derzeit für die Neugründung stimmen.

Partei Prozentpunkte in Bayern
CSU 45
AfD 17
Die Grünen 13
SPD 9
Freie Wähler 4
FDP 3
Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) 3

„Bayertrend“ mit Überraschungen: AfD bleibt beliebt – Grünen-Wähler stehen hinter Habeck

Interessant sind aber auch andere Daten der Erhebung. „Wenn wir auf die Altersgruppen schauen, dann sehen wir, dass die 35-49-Jähirgen am stärksten verunsichert sind, also diejenigen, die mitten im Arbeitsleben stehen“, sagt Bachmann. Insgesamt blicken aktuell nur noch zwölf Prozent der Bayern optimistisch in die Zukunft. Entsprechend ist die Wirtschaft auch das bestimmende Thema für die Wahl – 37 Prozent nannten dieses Thema, das waren 27 Prozent mehr als 2021. Das Thema Migration ist für 26 Prozent bedeutsam (plus 5), die Kriegsgefahr kommt nun auf dem dritten Platz: 20 Prozent (plus 18).

Dagegen stürzt die Bedeutung der Umwelt- und Klimapolitik regelrecht ab. 16 Prozent nannten diesen Bereich, das waren 28 Prozent weniger als 2021. Das macht das grüne Abschneiden noch bemerkenswerter. „Ein Faktor für die Stabilität der Grünen heißt Robert Habeck“, sagt BR-Experte Bachmann. „91 Prozent der eigenen Anhänger halten ihn für einen guten Kanzlerkandidaten. Ein absoluter Spitzenwert, von dem Friedrich Merz oder Olaf Scholz bei den eigenen Anhängern nur träumen können.“

Analog zur Sonntagfrage trauen die Bayern am ehesten der CSU zu, die Probleme des Landes zu lösen (37 Prozent). Zehn Prozent glauben das aber auch von der AfD. „Damit ist klar: die AfD ist längst keine Protestpartei mehr“, sagt Bachmann. „Was die anderen Parteien alarmieren muss: Bei den 18- bis 34-Jährigen sagen sogar 16 Prozent, die AfD könne die wichtigsten Aufgaben in Deutschland am besten lösen.“ Mindestens ebenso besorgniserregend: 27 Prozent der Bayern trauen überhaupt keiner Partei die Lösung der Probleme zu. (Mike Schier)

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