Mit spektakulären Aktionen soll die Flut endlich eingedämmt werden
Rettungskräfte und Betroffene hatten am Montag noch kaum Zeit zum Durchschnaufen. Der Pegel des überschwemmten Gröbenbaches stieg weiter, ebenso das Grundwasser in einigen Gemeinden und Städten. Eine spektakuläre Aktion mit Riesen-Pumpen des THW rettete eine Amperschleuse.
Landkreis – Die Grundwasserpegel sind gerade im östlichen Landkreis extrem stark angestiegen. Das zeigen Daten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU). So stand der Pegel an der Messstation in Gröbenzell am Sonntag bei nur noch 37 Zentimetern unter der Oberfläche. Gut eine Woche zuvor waren es noch 1,73 Meter. Ein ähnliches Bild in Eichenau: Dort stieg der Pegel von 1,84 Meter auf 69 Zentimeter unter der Oberfläche.
Superpumpe rettet Olchinger Innenstadt
In Olching bekam die Feuerwehr am Montag Unterstützung vom THW aus Simbach am Inn. Mit gewaltigen Pumpen wurde das Wasser, das zuvor Siedlungen im Südwesten der Stadt bedroht hatte, über einen Damm in die Amper gepumpt. Ohne dieses Eingreifen wären die Fluten weiter am Deich entlang gen Stadtmitte geströmt, erklärt Olchings Feuerwehrkommandant Josef Gigl.
Riesige Wasserfontänen
Eine mächtige Pumpaktion lief auch am Nachmittag in Eichenau an. Neben einer Siedlung unweit des Sees staute sich das Wasser und drohte mehrere Häuser beziehungsweise ganze Straßenzüge zu überfluten. Es hatte sich bereits eine Wasserlandschaft zwischen den Häusern gebildet, wie ein Sprecher vor Ort sagte. Die Feuerwehrleute sorgten dafür, dass ein Graben wieder aufnahmefähig wurde und pumpten das Wasser dann mit mächtigen Geräten über die Starzel und die Straße daneben hinweg in ein angrenzendes Feld.
Gröbenbach unter strenger Beobachtung
Der Gröbenbach gab auch keine Ruhe. Am Montag stieg er bei anhaltendem Regen beständig an. „Drei Zentimeter etwa pro Stunde“, sagte Christian Weirauch, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gröbenzell. Die war beständig auf Achse, in der Gemeinde und am Gröbenbach. Dort waren zwar Beaver-Systeme ausgelegt, doch bei der Feuerwehr geht man auf Nummer sicher. „Wir kontrollieren den Bachlauf regelmäßig“, versicherte Weihrauch. Um das alles zu gewährleisten, war die Wache an der Wildmoosstraße rund um die Uhr besetzt. Abends und nachts waren die Schichten kürzer.
Herausforderung für Kläranlage
Probleme bereitete das viele Wasser auch dem Amperverband. Dieser kümmert sich in Olching, Gröbenzell, Eichenau, Puchheim, Maisach, Alling und Germering um die Entsorgung des Abwassers – also das, was etwa aus Duschen und Toiletten kommt. Das System ist getrennt vom Kanalsystem, in das das Wasser der Straßen über Gullys fließt. Stünden aber Straßen unter Wasser, könne dieses über die Kanaldeckel in das Abwassersystem gelangen, erklärt der Chef des Amperverbands, Thomas Mösl. Und genau das passiere seit Tagen.
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Zu viel Wasser im Abwassersystem bereite vor allem den 61 Pumpwerken Probleme. Diese sorgen dafür, dass das Abwasser in der Kläranlage in Geiselbullach landet – und sie haben eben nur eine begrenzte Kapazität. Staue sich vor den Pumpwerken das Wasser könne es unschön werden – nämlich dann, wenn das Abwasser zurück in die Häuser gedrängt werde. Das soll zwar eigentlich durch Rückschlagventile verhindert werden. Seien diese aber etwa defekt, könne das Schmutzwasser in die Wohnung fließen. Um das System zu schützen, wurden Bürger aufgerufen, möglichst wenig Wasser einzuleiten. Deshalb sollen die Menschen möglichst aufs Duschen, Baden oder Wäsche waschen verzichten.
An einem normalen Trockentag gehen 300 bis 600 Liter Wasser pro Sekunde „über die Anlage“. Derzeit sind es 1200 Liter. Das ist zu viel. „Wir müssen Abwasser abschlagen.“ Das bedeutet, dass nicht alles Abwasser durch die Kläranlage fließt. Bevor es in die Amper gelangt wird es allerdings an einem Feinrechen mechanisch gesäubert und extrem verdünnt. „Es ist eigentlich klares Wasser, was da in die Amper fließt“, so Mösl. Der Amperverbands-Chef betont, dass man seit dem letzten großen Hochwasser 2013 viel verbessert habe. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.
Banger Blick gen Himmel und Keller
Im benachbarten Puchheim richtete Dieter Sandler seit Samstag immer wieder seine Blicke abwechselnd gen Himmel und in den Keller. Erst hatte er es mit einer vergleichsweise einfachen Pumpe und einer Wanne versucht. Doch dann nahm das hereindrückende Grundwasser überhand. Es stand nur noch ein paar Zentimeter unterhalb der Gullydeckel. Die Feuerwehr Puchheim-Bahnhof wurde gerufen. Bei Sandler haben sie den Schlauch in den Lichtschacht gelegt: Das Wasser wurde in das nahe Gewässer an der Pappelallee geleitet. „Ich hoffe, dass die Feuerwehr hier noch eine Weile pumpen kann“, sagte Sandler. Ein Lichtblick am Montag: Das Grundwasser sank leicht. Improvisieren musste Sandler trotzdem. Duschen etwa und die Toilette benutzen musste er bei Bekannten, die nicht vom Hochwasser betroffen sind.
Wertstoffhof drückt ein Auge zu
Der Große Puchheimer Wertstoffhof hatte am Montag ohnehin geöffnet. Trotzdem hatte man auch dort auf die Notlage reagiert, wie der dortige Leiter Maricel Voinea auf Nachfrage mitteilte. Man habe Anweisung erhalten, ein Auge zuzudrücken, wenn jemand mit mehr als der üblichen Menge anrücken sollte.
Immer wieder aktualisiert wird unser Ticker zum Hochwasser in der Region.