Für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit: 800 Teilnehmer bei Kundgebung in Indersdorf
Hunderte Menschen haben in Indersdorf bei der Kundgebung am gestrigen Sonntagnachmittag friedlich ein Zeichen für Demokratie gesetzt. Kritik gab es an der AfD, aber auch an Traditionsvereinen aus dem Dachauer Landkreis.
Indersdorf – Auf dem Marktplatz in Indersdorf hat es am gestrigen Sonntagnachmittag nur so gewimmelt von Menschen. Sie versammelten sich vor dem Rathaus, um den Worten des Initiators Hubertus Schulz zu lauschen, der die Kundgebung „Zusammen für Demokratie“ eröffnete. Wie die Polizei mitteilt, schätzt der Veranstalter die Zahl der Anwesenden auf bis zu 800.
Kundgebung in Indersdorf für Demokratie und Zusammenhalt

Unter ihnen waren nicht nur Indersdorfer, sondern auch Männer, Frauen und Kinder aus anderen Gemeinden, der Stadt Dachau und sogar aus München. Sie alle einte eine gemeinsame Sache: ein Zeichen zu setzen für Demokratie und gegen Hass und rechte Hetze. „Ich bin heute hier“, erklärte etwa der Weichser Jürgen Wortmann, „weil ich befürchte, dass meine Enkel ein erschreckendes Leben haben könnten, wenn Faschisten und Radikale unsere Demokratie stürzen.“
Als Erstes trat Pfarrer Josef Mayer, Geistlicher Direktor der katholischen Landvolkshochschule Petersberg, ans Rednerpult. „Jeder, der Hetze verbreitet, kann in der katholischen Kirche weder haupt- noch ehrenamtlich beschäftigt sein“, sagte er.
„Viele Traditionsvereine verstecken sich hinter Satzungsfragen. Das ist armselig!“
Der ehemalige Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler stellte fest, dass es solch eine große Kundgebung in Markt Indersdorf wohl noch nie gegeben haben dürfte, außer bei der Erhöhung des Bierpreises. Die Menge lachte. Göttler, dem bewusst sei, dass man nicht überall im Landkreis solche Kundgebungen veranstalten könne, ermunterte dazu, „irgendwas zu machen“, zum Beispiel eine Kulturveranstaltung gegen Rechts, so wie sie in Erdweg geplant sei.
Im Zentrum seiner Kritik standen nicht die AfD, sondern Traditionsvereine aus dem Dachauer Land. Diese würden bei dem großen Bündnis, das die Kundgebung unterstützt, fehlen. „Viele Traditionsvereine wurden angesprochen, aber verstecken sich hinter Satzungsfragen. Das ist armselig!“
An Gruppen, die unentschieden sind, wendete sich Göttler mit einem deutlichen Appell: „Lasst euch nicht vereinnahmen von Rechtspopulisten, geht auf uns zu in einem vertrauensvollen Gespräch und kommt wieder in demokratische Mitte!“
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„Demokratie verabschiedet sich nicht mit einem lauten Knall, sondern schleichend und doch schnell“
Heimatforscherin Anna Andlauer betonte in ihrer Rede, wie wichtig es sei, sich zu erinnern. An die Gräuel der Nazis. „Demokratie verabschiedet sich nicht mit einem lauten Knall, sondern schleichend und doch schnell.“ Nach und nach werde die Hemmschwelle, Menschenverachtendes zu sagen, zu denken und zu tun, sinken, befürchtet Andlauer, die die ganze demokratische Kultur bedroht sehe. „Nie wieder Rassismus ist jetzt!“
„Sozialwirtschaft ohne Zuwanderung ist nicht überlebensfähig“
Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks Schönbrunn erklärte in seiner Rede, wie wichtig eine vielfältige Gesellschaft sei. „Sozialwirtschaft ohne Zuwanderung ist nicht überlebensfähig.“ Welche Nationalität seine Mitarbeitenden hätten, spiele keine Rolle. Es könne aber manchmal auch eine Herausforderung sein, immer wieder neu mit Vielfalt umzugehen. „Auch wenn es Tage gibt, an dem die Einfältigkeit als bequemerer und einfacherer Weg erscheint, lassen wir uns nicht einlullen von einfältigen pseudosimplen Botschaften von Populisten und Rechtsextremen!“

„Echter Frieden ist nicht nur das Fehlen von Konflikten“
Von seinen persönlichen Erfahrungen als Geflüchteter berichtete der Asyl- und Integrationsberater der Caritas, Osama Kezzo. Er hob die Bedeutung von Frieden und Freiheit hervor. „Die Geschichte lehrt uns, dass echter Frieden nicht nur das Fehlen von Konflikten ist, sondern auch das Vorhandensein von Gerechtigkeit, Respekt und Verständnis.“
„Jugendliche und Geflüchtete haben ein gemeinsames Schicksal“
Maximilian Biebel vom Zweckverband Jugendarbeit erklärte, wie sich der Rechtsruck in der Gesellschaft auf Jugendliche auswirke. Es gehe darum, Jugendliche früh zu erreichen und in die Demokratie einzubinden, so Biebel. „Die Jugend von heute wird sich in den nächsten Jahrzehnten mit Problemen konfrontiert sehen, für die sie wenig bis gar keine Verantwortung trägt. Ein Schicksal, das sie mit vielen Flüchtlingen gemeinsam haben, die für die Ursachen ihrer Flucht keine Verantwortung haben, aber mit deren Konsequenzen leben müssen.“