Stellenabbau und Jobverlagerung in Billiglohnländer: Dax-Konzern Infineon fährt Sparprogramm
Infineon in der Krise? Die Lagerbestände der Kunden sind hoch, die Gewinne halbierten sich zuletzt. Der Chiphersteller muss Kosten sparen – und kürzt Stellen.
Neubiberg – Der deutsche Dax-Konzern Infineon zählt zu den zehn größten Halbleiterherstellern der Welt. Ein Aushängeschild für die ansonsten schwächelnde Tech-Branche in Deutschland. Doch der Branchenprimus ist in der Krise und muss Kosten sparen. Deshalb will der Chiphersteller 1400 Jobs streichen und weitere 1400 in Billiglohnländer verlagern, wie Firmenchef Jochen Hanebeck am Montagmorgen (5. August) in einer Telefonkonferenz mitteilte. Was das für deutsche Standorte bedeutet.
Chiphersteller schwächelt: Gewinn von Infineon halbiert sich – trotz Umsatzsteigerung
Ergebnis und Umsatz von Infineon stiegen im dritten Quartal im Vergleich zu den drei Monaten vorher leicht an, wie die am Montag veröffentlichten Geschäftszahlen zeigen. Dennoch liegen die Ergebnisse deutlich unter dem Niveau des Vorjahres: Der Gewinn brach mit einem Rückgang um gut die Hälfte auf 403 Millionen Euro ein. „Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran“, kommentierte Firmenchef Hanebeck die Entwicklungen.
Das Infineon-Sparprogramm „Step Up“ sieht vor, weltweit 2800 Stellen abzubauen oder ins billigere Ausland zu verlagern. Diese Maßnahmen seien „ein schwieriger Schritt“, den sich das Management „nicht leichtgemacht“ habe, so Hanebeck. Die Verlagerung der 1400 Jobs betrifft laut Firmenchef alle „Hochlohnländer“ von Nordamerika bis Asien. Diese Stellen gehen in Billiglohnländer, in denen Infineon bereits aktiv ist, hieß es. Insgesamt hat der Konzern rund 58.600 Beschäftigten weltweit.
Vom Stellenabbau ist in Deutschland der Standort Regensburg betroffen. Wie viele Jobs dort genau wegfallen, blieb zunächst offen. Schon vor Monaten war bekannt geworden, dass in Bayern hunderte Stellen wegfallen werden. Betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland schloss Hanebeck allerdings aus. Der Personalabbau erfolgt also, indem ausscheidende Mitarbeiter beispielsweise nicht ersetzt werden. Natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und freiwillige Aufhebungsverträge reduzieren die Stellen nach und nach. Am Standort Dresden will Infineon hingegen weiter Jobs aufbauen.
Infineon kämpft mit geringer Halbleiter-Nachfrage: Börse sieht Ankündigungen positiv
Infineon hat das gleiche Problem, wie viele andere Chiphersteller derzeit: Die Nachrage nach Halbleitern ist gering. Oder wie es Hanebeck formulierte: „Angesichts der anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern die Bestände an vielen Stellen die Endnachfrage.“ Während die Chips in der Corona-Pandemie Mangelware waren, sind die Lager der Kunden nun wieder voll. Die Pandemie hatte die Probleme mit Lieferketten-Abhängigkeiten weltweit deutlich gemacht. Viele Kunden zogen ihre Lektionen daraus, bestellten lange im Voraus und bauten Lagerbestände. In jüngster Zeit ordern die Unternehmen die Halbleiter aber wieder kurzfristiger.
Immerhin: Der Markt quittierte die Ankündigung bei Infineon mit positiven Kursentwicklungen. Zwar startete die im Börsenindex Dax gelistete Infineon-Aktie am Montag schwach in den Handel, zog dann am Vormittag aber deutlich an. Während der Dax insgesamt nachgab, konnte sich das Infineon-Papier als stärkster Wert im Index behaupten. Kurzfristig sind das gute Nachrichten. Der Blick auf die Aktienentwicklung von Infineon seit Beginn des Jahres zeigt jedoch: Es bleibt noch viel zu tun. Seit Januar 2024 gab der Wert insgesamt um mehr als 20 Prozent nach, der Dax stieg im gleichen Zeitraum um rund fünf Prozent.
Meine news
Auch andere große Technologieunternehmen planen einen Jobabbau, darunter Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft oder SAP. Der US-Halbleiter-Pionier Intel kündigte unlängst an, aus Kostengründen etwa 15 Prozent aller Stellen streichen zu wollen. Aufwärts geht es hingegen beim US-Hersteller Nvidia, der auch auf spezielle Chips zum Training Künstlicher Intelligenz setzt (bme mit dpa).