Verschnaufpause vom Alltag und den Demos: Ein Abend nur für die Landwirte
Beim „Abend der Landwirtschaft“ in Aying kamen rund 180 Gäste. Sie bestärkten sich gegenseitig zum weiteren Zusammenhalt.
Aying – Gstanzlsänger Hubert „Erdäpfekraut“ Mittermeier tigert geschmeidig durch die Tischreihen, stets auf der Suche nach „Opfern“ unter den Gästen, denen er dann fiese Verse widmet, humorig, deftig und stets aus dem Stegreif. Frisur, Kleidung... Mittermeier findet immer was, was ihn anstachelt in Sachen Situationsspott, aber immerhin: nie unter der Gürtellinie. Dazwischen ertönt die Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn unter der Leitung von Konrad Sepp, ein Wechselspiel im Dreiviertel-Takt. „Ich mach das jetzt seit 46 Jahren“, sagt Hubert Mittermeier. Er gilt als Meister des Gstanzl-Faches. Nicht umsonst hat ihn der Bauernverband München für den „Abend der Landwirtschaft“ im Ayiner Sixthof Stadl gebucht.
Kreisobmann Stürzer: „Wollen hier mal in lockerer Runde zusammensitzen“
Die gesellige Veranstaltung ist eine Premiere. Eine erfolgreiche: Rund 180 Gäste sind am Samstagabend gekommen, darunter auch der Ayings Rathauschef Peter Wagner (CSU). Er sitzt eher unauffällig an einem Tisch am Rand des Geschehens. Unauffälligkeit ist Anton Stürzers Sache nicht. Der Kreisobmann ist sichtlich gut gelaunt. „Wir wollen hier mal in lockerer Runde zusammensitzen“, ohne Themen wie „Gebietsreform und so“, begrüßt er die Anwesenden.

Der 2. Februar, also Lichtmess, ist als Termin hier auch nicht zufällig gewählt, feiert sie doch das Licht, welches Übel und Tod abwehrt und Wohlstand verheißt. Die Situation der Landwirte ist damit ganz gut zusammengefasst. Und ganz ohne „Übel“ geht es natürlich nicht, der Eindruck von Mahnfeuern und blockierten Autobahnauffahrten ist einfach zu frisch. Weshalb Stürzer sich denn auch für die Berichterstattung „der Presse“ in den letzten Wochen bedankt, die er als Unterstützung für seine Zunft deutet.
DEHOGA-Präsidentin Inselkammer beschwört Miteinander von Landwirtschaft und Gastronomie
Auch sonst gilt es ja, Allianzen zu schmieden in diesen Tagen: Angela Inselkammer, Geschäftsführerin des Brauereigasthofs Hotel Aying und Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, beschwört das Miteinander von Landwirtschaft und Gastronomie, sie sei „beeindruckt von den Demonstrationen“ gewesen und habe gleich gewusst: „Das müssen wir unterstützen!“ Denn, so Inselkammer: „Wir gehören zusammen, die Gastronomie verkauft doch die Produkte, welche von den Bauern erzeugt werden.“ Sie hoffe, dass die Kundgebungen den gewünschten Erfolg haben. Schulterschluss konkret: Auf der Speisekarte stehen hier unter anderem „Bayerischer Wurstsalat“ und „Ayinger Bierbratl“.

Keine Frage, der „Abend der Landwirtschaft“ ist auch so etwas wie eine Verschnaufpause von den Demos, vom Alltag. Zumindest für fast jeden. So muss etwa Martin Stadler aus Peiß das Lokal vorzeitig verlassen. Handyalarm, sein Melkroboter tut nicht so, wie er soll.
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Zeit geprägt von Unsicherheiten
Auf den Tischen liegen Papierstreifen: „Schee, dass wir gemeinsam Zeit verbringen.“ Fragt man mal nach, verbringen die Landwirte gerade viel Zeit mit Unsicherheit. Roman Loidl aus Niederseeon am Steinsee beschreibt die Lage seines Berufsstandes in etwa so: „Wenn man dir sagt, morgen gibt’s nur noch Bleistifte und keine Kugelschreiber, kaufst du dir heute wahrscheinlich noch 100 Kugelschreiber. Und ein paar Tage später heißt es dann: Das mit den Bleistiften war doch keine so gute Idee.“ Flächenstilllegungen von vier Prozent? „Das bedeutet dann unter Umständen auch vier Prozent weniger Einkommen.“ Und überhaupt: Über die alltäglichen Flächenversiegelungen spricht doch kaum einer, so Loidl. In Bayern werden laut Bund Naturschutz täglich gut zehn Hektar verbraucht. Aber Loidl sagt auch Sätze wie: „Die Landwirtschaft drängt die Natur zurück.“
Peter Riedl aus Faistenhaar ist sich indes sicher, dass mit den Demos noch lange nicht Schluss ist. „Es muss jetzt weitergehen, sonst wäre ja alles umsonst gewesen.“