Die Türkei kauft deutlich weniger russisches Öl. Grund dafür sind die jüngsten Sanktionen der USA, der EU und Großbritanniens gegen Russland. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, haben die beiden größten türkischen Raffinerien – die SOCAR Turkey Aegean Refinery (Star) und Tupras – ihre Bezugsquellen geändert. Statt russischem Öl setzen sie zunehmend auf Lieferungen aus Ländern wie dem Irak, Kasachstan, Brasilien und Angola.
Star-Raffinerie reduziert russische Importe
Die Star-Raffinerie, die dem aserbaidschanischen Unternehmen SOCAR gehört, hat laut „Reuters“ für Dezember vier Öllieferungen aus dem Irak, Kasachstan und anderen Ländern bestellt. Das entspricht einer Menge von 77.000 bis 129.000 Barrel pro Tag. In den Monaten September und Oktober hatte die Raffinerie fast ausschließlich russisches Rohöl verarbeitet – etwa 210.000 Barrel täglich, wie Daten des Analyseunternehmens Kpler zeigen.
Eine der neuen Lieferungen stammt aus Kasachstan und enthält KEBCO-Öl, das in seiner Qualität mit russischem Urals-Öl vergleichbar ist. Laut „Reuters“ hat die Star-Raffinerie in diesem Jahr nur eine einzige Lieferung dieses Typs erhalten. Für 2024 war bisher keine weitere geplant.
Tupras plant vollständigen Verzicht auf russisches Öl
Auch die zweite große türkische Raffinerie, Tupras, hat ihre Strategie geändert. Sie kauft nun vermehrt Öl aus dem Irak, das ähnliche Eigenschaften wie das russische Urals-Öl hat. Zwei Quellen sagten „Reuters“, dass Tupras an einem ihrer Standorte bald komplett auf russisches Öl verzichten könnte, um weiterhin Treibstoff nach Europa exportieren zu können. Am anderen Standort soll jedoch weiterhin russisches Öl verarbeitet werden.
Tupras hat in diesem Jahr bereits neue Bezugsquellen erschlossen. So kaufte das Unternehmen erstmals Rohöl aus Brasilien und erwartet im November eine Lieferung aus Angola, berichtet der „Kyiv Independent“.
Russlands Marktanteil schrumpft
Die Türkei importierte zwischen Januar und Oktober dieses Jahres durchschnittlich 669.000 Barrel Rohöl pro Tag. Davon stammten 47 Prozent aus Russland, wie „Reuters“ unter Berufung auf Kpler-Daten berichtet. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil russischen Öls jedoch gesunken: Damals lag er noch bei 333.000 Barrel pro Tag, jetzt sind es nur noch 317.000.
Im November wird die Türkei voraussichtlich 141.000 Barrel pro Tag aus dem Irak beziehen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den durchschnittlichen 80.000 Barrel pro Tag in diesem Jahr. Die neuen Sanktionen scheinen Russland somit einen wichtigen Marktanteil zu kosten.