Der „Historische Markt an der Stadtmauer“ hat seine Pforten geöffnet. Zehn Tage lang können Besucher in eine andere Welt eintauchen. Ein Spaziergang über das Gelände bei freiem Eintritt lohnt sich.
Dunkle Wolken am Horizont. Dazwischen immer wieder Regenschauer. Man ahnt nichts Gutes zur Eröffnung des Mittelalter-Spektakels im Schatten des Kasselturms am Freitagnachmittag. Doch irgendwie muss Kräuterhexe Ursula Engelwurz ihre Beziehungen eingebracht haben. Seit Jahren empfängt sie Besucher im ehrwürdigen Turm und weiht sie in die Geheimnisse der Räucherei ein. Oder doch auch der Hexerei? Auf alle Fälle sind die Wolken plötzlich wie weggeblasen. Der besondere Markt an der Stadtmauer kann sogar bei Sonnenschein eröffnet werden.
Das übernimmt Bürgermeister Falk Sluyterman persönlich. Flankiert von den Organisatoren Max Diegruber, Herbert Zimmert und Tobias Fuhrmann, ist es für Sluyterman eine Premiere. „Der Markt gehört einfach hier her in diese wunderbare Kulisse. So kann man sich ein Bild machen, wie es vor vielen hundert Jahren hier in der Stadt zuging“, so Sluyterman. Dabei gratulierte er unter großem Beifall der Besucher den Organisatoren, den Markt in die Altstadt zurückgeholt zu haben.
Musik von „Fabula“ entführt in vergangene Zeiten
Sagt's und verzieht sich in die Bier-Ausschank-Bude. Dort übernimmt er mit Gattin Cordula und Walter Popp den Ausschank des flüssigen Goldes. Damit ist das naturtrübe Kellerbier in den Bügelflaschen der Aktienbrauerei Kaufbeuren gemeint. Wer es stilecht liebt, bekommt den Gerstensaft im extra angefertigten Tonbecher serviert.
Schon beim Betreten des Marktes durch das große Eingangstor ist die Musik von „Fabula“ zu hören. Die Musik der Gruppe, die in Schongau auf 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, versetzt in eine längst vergangene Zeit. Dazu die kulinarischen Angebote, die frisch aus Ofen und Töpfen serviert werden. Man hat also die Qual der Wahl. Ein Rundgang ist angesagt.
Kulinarisches auf dem historischen Markt in Schongau
Duftend die Stockbrote und Dinete von Vanessa und Michael. Die schwäbische Pizza ist großzügig mit Zwiebeln, Speck, Käse oder Kartoffeln belegt. Daneben der Stand von Franzi und Jannes. Nach alter Tradition ist ihr ofenfrischer Baumstriezel gebacken. Oder soll es doch das herzhafte Lángos sein?
„Grüß Gott“ oder auch „Namaste“: Hier gibt es indische Kost zu probieren. Chicken Curry oder der große Mix-Teller. Wer den Schweinebraten mit Kruste vorzieht, wem bei geschmortem Gulasch oder Rahmpfifferlingen samt Semmelknödel das Wasser im Munde zusammenläuft, ist bei Simone Schmid genau richtig. Während ihr Ehemann Helmut in der Küche wirbelt, serviert sie die Schmankerl frisch über die Theke.
Es ist toll zu sehen, dass wir hier alle an einem Strang ziehen.
Es wird flüssig: Bei Lisa lockt Granita in den wildesten Farben. „Für Erwachsene auch mit Rum“, kündigt sie an. Im Stand daneben das Getränk, auf das die Gäste besonders abfahren. „Endlich wieder Holunderlikör“, so sagt lautstark eine Gruppe, die schon beim dritten oder auch vierten Glas gelandet sein muss. Der Likör ist nach altem Rezept angesetzt. Wer etwas zum Neutralisieren wünscht, kann sich daneben Crêpes von Max auf der heißen Platte drehen lassen.
„Helden-Spieß“ oder „Prinzessinnen-Pfeil“, egal wie die regionalen Ochsenfetzen genannt werden, sie sind bei „Schmankerl on Tour“ der Hit. Dazu hausgemachte und glutenfreie Saucen, die Andy, Christian und Daniel anbieten. Beim Rundgang nicht zu vergessen der Met in allen Variationen, den es daneben in der „Taverne zum tropfenden Fass“ gibt. „Im Regen getrunken, im Herzen entflammt“ – passend zu den Regenschauereinlagen.
Viele Händler haben ihre Stände auf dem historischen Markt aufgebaut
Der Magen ist gesättigt, das Auge bekommt Nahrung. Vom Turm bis zum Spielplatz sind die Zelte und Buden der Händler aufgereiht. Handwerk ist angesagt. Tom und Alex, Schwergewichte aus der Zunft der Schmiede, bringen das Eisen vor den Augen der Besucher zum Glühen. Daneben zeigt Kürschnerin Helga ihre Pelze, der Winter kann kommen. Sie bietet auch an, für Besucher Änderungen an eigenen Kleidungsstücken vorzunehmen.
Ein Bild, das zum Markt dazugehört: Helene, Christina und Domenika als „spinnendes Trio“. Ihre Spinnräder im Dauereinsatz. Daneben Gabi, die Sattler- und Lederarbeiten anfertigt sowie Reparaturen ausführt. Heiße Eisen bei „Tom Feuer“: Besser gesagt, seine selbst in Handarbeit gefertigten Feuerschalen wecken großes Interesse. Genauso wie die Korbflechtereien von Anna und Reinhard, die ideenreiche Kreationen erstellen.
Mineralien von Heidi und Herbert, Knüpftechnik mit Edelsteinen aus dem Orient oder handgefertigte Geschmeide: Das Auge kann sich satt sehen. Dazwischen Sonja mit ihren unzähligen Gewürzen aus „1000 und einer Nacht“. Der Renner des Tages ist die „Wikinger-Mischung“, die edlen Lachs unwiderstehlich macht. Und wer Edelsteine auf seinem Körper spüren möchte, macht Halt im Zelt von Caroline. Sie verwöhnt mit Edelsteinmassagen mit Aromaölen.
„Genug der Worte, lasset Taten sehen und besuchet den Markt“, so die Empfehlung, der an diesem Tag auch die Schongauer Peter und Hanni Walk nachgekommen sind. Ihr Urteil: „Ein wunderbarer Platz, genau passend für so einen Markt. Der gehört einfach hier her.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.