Wall Street grillt Trump: Der US-Präsident sitzt in der Falle
Der Crash an der Wall Street nahm zuletzt historische Dimensionen an. Jetzt feiern die ersten Anleger schon Trumps mögliches Einknicken. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
So rasant, wie an der Wall Street zuletzt die Kurse purzelten, wuchs im Trump-Lager die Panik: Von einem „Blutbad“ bei den Wahlen nächstes Jahr warnte der einflussreiche republikanische Senator Ted Cruz. Elon Musk, Trumps eben noch eifrigster Gefolgsmann, propagierte in einer steilen Volte gar die Senkung aller amerikanisch-europäischen Zölle auf null. Und durch die Straßen der US-Metropolen rollt eine Wutwelle.
Vom Befreiungstag zum Börsencrash: Trumps „schwarzes Wochenende“
Trumps gespenstischer „Befreiungstag“ entpuppt sich immer mehr als sein Armageddon: An den „schwarzen Donnerstag“ reiht sich der „schwarze Freitag“, gefolgt von einem „schwarzen Montag(morgen)“. Beispiellose 14 Billionen Dollar, fast ein Viertel des US-Aktienvermögens, lösten sich in der Spitze in Rauch auf. Und dem Präsidenten fällt plötzlich nichts mehr ein außer plumpen Durchhalteparolen.
„Seid stark“, ruft er seinen Landsleuten zu. Doch das ist leichter, wenn man wie Trump Milliardär ist und nicht mit ansehen muss, wie die eigene Altersvorsorge implodiert. Die Amerikaner haben Trump nicht dafür gewählt, dass er sie arm macht.
Trumps Zollpolitik: Vom Handelskrieger zum Brandstifter der Weltwirtschaft?
Die Wucht des Trump-Crashs hat den Handelskrieger im Weißen Haus überrascht. Am Wochenende kursierten bereits Gerüchte über Schieflagen großer Hedgefonds. Ein Kollaps großer Finanzadressen wie 2008 bei der Lehman-Pleite wäre der Gau. Schon jetzt ist Trumps Bluff aufgeflogen, seine Reputation schwer beschädigt. Denn das Versprechen blühender Industrien kann der Präsident nicht erfüllen, erst recht nicht auf die Schnelle.
Es dauert Jahre, bis Investoren ihre Fabriken in den USA gebaut haben. Bis dahin drohen Rezession, hohe Inflation und die Verarmung breiter Schichten wie bei der ebenfalls durch einen Zollkrieg ausgelösten Großen Depression in den 30-er Jahren. Er hat jetzt noch die Wahl, als Zerstörer der Supermacht USA in die Geschichte einzugehen, oder zügig einen gesichtswahrenden Rückzug anzutreten.
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Trump kann als Zerstörer Amerikas in die Geschichte ein gehen – oder einen Rückzieher machen
Die EU sollte ihm deshalb Brücken bauen. Nicht, weil er es verdient hätte. Sondern, um Schaden von Europa abzuwenden. Trump in seiner Wut wäre zuzutrauen, dass er sein Vernichtungswerk sonst fortsetzt und den Europäern auch noch den atomaren Schutzschild entzieht. Putin steht schon Gewehr bei Fuß. Das Angebot von EU-Chefin von der Leyen, die EU und die USA sollten wechselseitig alle Industriezölle streichen, ist gut. Trump sollte den Strohhalm ergreifen. Einige mutige Anleger taten es gestern Abend schon, nachdem Gerüchte die Runde machten, Trump erwäge ein 90-tägiges Zoll-Moratorium.