Change-Experte Kishor Sridhar - Disruption oder Destruktion? Warum Musks Politik-Experiment ein gefährliches Signal sendet

Musk regiert nicht – er zerstört

Eigentlich haben sich viele genau das gewünscht: endlich unternehmerisches Denken in der Politik. Und auch ich würde mir wünschen, dass wir tatsächlich mehr Unternehmer ihre Vorgehensweisen in die Politik einbringen würden. Gestalten statt verwalten ist wichtig. Doch sieht man, dass diese Vorgehensweise auch ihre Grenzen hat. Nicht alles was in der Unternehmenswelt funktionieren mag ist auch in er Politik und Gesellschaft sinnvoll.

Musk will ineffiziente Bürokratie mit der symbolischen Kettensäge beseitigen. Quasi ein Radikalsanierer für das Unternehmen United States of America, das in finanzielle Schieflage gekommen ist. Klingt gut – bis man sich die Details ansieht. Unter Musk wurden tausende Staatsbedienstete entlassen, ganze Behörden zur Disposition gestellt. Radikaler Kahlschlag also.

Musk denkt wie ein CEO, nicht wie ein gewählter Vertreter – genau das ist aber das Problem. In der Wirtschaft kann er Teams entlassen, Produktionslinien umstellen oder sogar Unternehmen schließen – die Politik aber ist an Gesetze, Checks & Balances und demokratische Prozesse gebunden. Ein Land ist kein Startup, das man mit abrupten Kurswechseln auf Gewinn trimmen kann.

Der Plan ganze Bundesbehörden abzuschaffen – darunter sogar die Umweltbehörde EPA und das Bildungsministerium, weil sie finanziell nichts bringen oder vielleicht einfach nicht seiner Ideologie entsprechen ist das was ein Unternehmer in seiner Firma machen würde. Die USA sind aber nicht ein Unternehmen. Der Staat gestaltet die Gesellschaft. Doch wenn man ihn blind einreißt, wird auch der gesellschaftliche Zusammenhalt eingerissen. In Unternehmen können die Mitarbeiter kündigen und zu einem anderen Unternehmen wechseln. Die Bürger eines Landes können das nicht. Willkommen im libertären Tech-Dystopia.

Destruktion statt Disruption

Musk hatte schon immer einen klaren Erfolgsweg: Identifiziere ein Problem, finde eine technische Lösung, skaliere es. Das hat bei Tesla und SpaceX funktioniert, aber schon bei Twitter zeigte sich, dass dies kein Pauschalrezept für alle Herausforderungen ist – vor allem dann nicht, wenn es gesellschaftlich relevant ist.

Politik bedeutet, Kompromisse zu finden, Menschen einzubinden, soziale Realitäten zu akzeptieren. Doch Musk lebt in einer anderen Welt – in der er entscheidet, wer „effizient“ ist und wer überflüssig.

Genau hier zeigt sich die Grenze seines Denkens: Staaten sind keine Unternehmen. Sie bestehen nicht aus austauschbaren Mitarbeitern und profitgetriebenen Prozessen. Musk übersieht, dass hinter jeder Regierungsstelle Menschen stehen, die das Land am Laufen halten. Sein Versuch, die USA in ein Silicon Valley 2.0 zu verwandeln, wirkt nicht visionär, sondern ignorant. Das Schicksal der Menschen eines Landes ist keine Frage der Gewinnoptimierung. Musk will die Regierung schlanker machen – doch er macht sie stattdessen kopflos.

Das DOGE-Debakel: Wie Musk Politik zur Börsenmanipulation nutzt

Musks besonders dreister Schachzug: Das „Department of Government Efficiency“ hat er auf den Namen DOGE getauft – zufällig genauso wie die Kryptowährung Dogecoin, die Musk immer wieder auf Twitter pusht.

Zufall? Wohl kaum. Der DOGE-Kurs sprang in die Höhe, als Musk das Ministerium einführte – ein Paradebeispiel dafür, wie er öffentliche Institutionen für persönliche Interessen instrumentalisiert. Es wäre naiv zu glauben, dass Musk dieser Einfluss auf den Kryptomarkt nicht von Anfang an bewusst war. Tatsächlich befindet er sich gerade in guter Gesellschaft mit Javier Milei, Donald Trump und Melania Trump, die durch Kursmanipulation von Krypto-Coins Vermögen verdienen.

Das erinnert an die Taktiken klassischer Oligarchen: Erst ein Netzwerk aus loyalen Anhängern aufbauen, dann wirtschaftliche Interessen mit politischer Macht verbinden. Der Unterschied? Musk verkauft seinen Kult als Fortschritt. Tatsächlich will Elon Musk den Staat nicht für die Bürger verbessern, sondern für sich selbst. Der Staat ist Musks Spielfeld.