Chance für junge Leute - Bauunternehmer wirbt für Maurer-Beruf: „Schnell auf ein Gehalt bis zu 5000 Euro“
Deutschland braucht mehr Wohnungen. Doch die gesamte Baubranche steckt in einer Krise. Neben horrenden Materialkosten und einer Stornierungsquote der Aufträge von 14,3 Prozent stehen deutsche Baufirmen vor einem weiteren Problem: Wer soll die ganzen Wohnungen bauen, die wir so dringend brauchen?
Besonders mittelständische Baufirmen leiden unter dem Fachkräftemangel. Zehn Prozent sehen ihre Existenz sogar bedroht, weil sie einfach kein Personal finden. Der Bauunternehmer Gerrit Terfehr berichtet der „Wirtschaftswoche“, was er anders macht, und wirbt für einen bestimmten Engpassberuf.
Neue Leute ausbilden und die älteren halten
Aktuell gibt es laut Zahlen von Statista rund 83.000 Maurer in Deutschland. Sechs davon könnte er sofort einstellen, sagt Unternehmer Terfehr der Zeitschrift. Doch geschultes Personal ist schwer zu finden. Um der Überalterung der Belegschaft entgegenzuwirken, setze er auf zwei Strategien.
Erstens setzt Terfehrs Firma massiv auf die Ausbildung. 20 Azubis beschäftige er aktuell, berichtet er der „Wirtschaftswoche“ stolz. Um die jungen Leute zu erreichen, würde er bereits in Kindergärten Projekte anbieten, die Interesse am Maurer-Beruf wecken sollen. Außerdem bietet er älteren Arbeitnehmern an, ihre Stunden zu reduzieren, um sie zu halten: „Die wollen weiter Häuser bauen. Ihre Arbeit ist sehr wertschöpfend, sinnstiftend“, resümiert der Bauunternehmer in der Zeitschrift.

Handwerk als Chance für die Generation Z
Besonders für junge Menschen kann die Ausbildung eine große Chance und eine echte Alternative zum Studium sein. Auch wenn handwerkliche Berufe meist körperlich herausfordernd sind, bieten sie finanzielle Sicherheit und in vielen Fällen sogar mehr Gehalt als Akademiker, zumindest bis zum 60. Lebensjahr.
In dem Bericht rechnet Bauunternehmer Terfehr vor: „Als junger Maurer kann man heute schon 3500 Euro brutto verdienen und dann schnell mehr Verantwortung übernehmen – und so auf ein Gehalt bis zu 5000 Euro kommen.“ Der britische Maurer Kurt Malpass (26) berichtet sogar von über 900 Euro Tagessatz als Maurer in seiner Heimat Staffordshire.
„Schnee von gestern“: Die Männerdomänen brauchen Frauen als Arbeiterinnen
Doch immer noch gibt es Vorurteile über die Branche, es handele sich um Männerdomänen. Tatsächlich ist der Frauenanteil in handwerklichen Berufen mit Abstand der geringste. Nur 10,2 Prozent der Erwerbstätigen im Handwerk sind Frauen, belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Eine von ihnen ist die 26-jährige Vanessa Reidel. Sie ist Maurerin in der Meisterschule und begeistert auf Instagram über 33.000 Follower für ihren Beruf. Für sie ist der Maurer-Beruf genau das Richtige: „Ich will draußen sein und sehen, was ich mache“, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Als Frau im Handwerk wolle sie auf ihren Kanälen zeigen, wie schön der Beruf ist, und dass sie von ihren Kollegen akzeptiert wird. Auf der Baustelle sind sie alle ein Team.
Die selbe Meinung hat auch Gerrit Terfehr. Der „Wirtschaftswoche“ erklärt er, das Vorurteil der Männerdomäne sei „Schnee von gestern“. 20 Prozent seiner Azubis seien Frauen.