Pandemie-Forschung und Gewerbeflächen: Stadt Penzberg unterschreibt zwei wichtige Verträge

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Raum für die Standort-Entwicklung: Auf dem fast 9000 Quadratmeter großen noch unbebauten Areal an der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße errichtet die Fraunhofer-Gesellschaft ein eigenes Forschungszentrum für das Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie. Auf dem rund 29.000 Quadratmeter großen Areal an der Straße Nonnenwald – zwischen dem Dobler-Gelände (weißes Gebäude links) und dem Fraunhofer-Grundstück – will die Stadt heimische Gewerbe- und Handwerksbetriebe ansiedeln. © Andreas Baar

Für zwei große Vorhaben im Penzberger Gewerbe- und Industriegebiet „Nonnenwald“ ist der Weg frei: Die Stadt hat den Erbbaurechtsvertrag mit der Fraunhofer-Gesellschaft für das Pandemie-Forschungszentrum und den Kaufvertrag mit dem Freistaat für eine große Gewerbefläche unterzeichnet.

Penzberg - Der spontane Besucher hatte im April gute Nachrichten: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verkündete auf Stippvisite bei den Fraunhofer-Forschern im Penzberger Roche-Werk ein Hilfspaket für die Stadt. Die Fraunhofer-Gesellschaft arbeitet seit 2022 in Laboren im Penzberger „Campus“ von Roche. Doch der Neubau eines eigenen Standorts für Immunologie, Infektions- und Pandemieforschung auf einem städtischen Grundstück an der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße stand auf „wackligen Füßen“, wie Söder der Rundschau sagte – denn es hakte beim Grundstücksgeschäft mit der Stadt. Fraunhofer darf aus Satzungsgründen keine Flächen erwerben, die Stadt braucht aber Einnahmen.

Mit den Notarverträgen ist der Weg für das Fraunhofer-Forschungszentrum und neue Gewerbeflächen in Penzberg frei

Die Staatsregierung moderierte eine Lösung mit einem Erbbaurechtsvertrag. Schließlich ist dem Freistaat einem Zustandekommen des ehrgeizigen Vorhabens viel gelegen: Bayern stellt für den neuen Fraunhofer-Außenstandort in Penzberg und Großhadern insgesamt 40 Millionen Euro bereit.

Der Notarvertrag zwischen der Stadt und Fraunhofer wurde laut Bauministerium nun unterzeichnet. „Das Fraunhofer-Institut in Penzberg kommt“, wurde Ministerpräsident Söder in der Mitteilung zitiert. Es sei „ein guter Tag für Penzberg, die Region und ganz Bayern“. Söder betonte: „Wir wollen Spitzenforschung und Arbeitsplätze halten und ausbauen.“ Fraunhofer und Roche seien dazu „ein perfektes Match“. Es sei eine „massive Investition“ und ein „klares Bekenntnis“ zur Region und den vielen Arbeitsplätzen.

Für Bauminister Christian Bernreiter (CSU) ist das neue Fraunhofer-Zentrum „ein bedeutender Schritt für die wissenschaftliche Forschung in Bayern“.

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Spontanbesuch: Ministerpräsident Markus Söder (Mitte) hatte im April die Fraunhofer-Abteilung bei Roche besucht – und Hilfe für das in Stocken geratene Neubau-Verfahren des Forschungszentrums angekündigt. © Staatskanzlei

Fraunhofer plant Neubau mit fünf Geschossen

In Penzberg wird derzeit ein Standort des Fraunhofer-Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP) aufgebaut. Ziel der Forschungen vor Ort ist es laut Thomas Eck, Sprecher der Fraunhofer-Gesellschaft, pandemische Erreger zu identifizieren und zu charakterisieren, neue Diagnostika und Therapien zu entwickeln sowie „die Rolle des Immunsystems bei Infektionserkrankungen besser zu verstehen“. Dafür soll laut Eck auf dem 8985 Quadratmetern großen Grundstück im Industriepark „Nonnenwald“ ein neues Gebäude mit fünf Geschossen errichtet werden.

Baubeginn für Herbst 2025 anvisiert

Aktuell sind am ITMP-Standort 15 Mitarbeiter in Roche-Räumen tätig. „Mittelfristig sollen 50 Personen in Vollzeit beschäftigt werden“, teilt der Sprecher auf Rundschau-Nachfrage mit. Vorbehaltlich der Erteilung der Baugenehmigung plant die Fraunhofer-Gesellschaft derzeit mit einem Baubeginn im Herbst 2025. Gemäß der aktuellen Planung sei der Einzug in das neue Gebäude für Frühjahr 2028 vorgesehen. Das Bauprojekt befindet sich laut dem Sprecher in der Planungsphase und wird mit Baukosten in Höhe von circa 15 Millionen Euro veranschlagt – getragen jeweils zur Hälfte vom Bund und dem Freistaat.

Stadt kauft Flächen für Gewerbe vom Freistaat

Parallel zum Fraunhofer-Abkommen hatte der Freistaat die Stadt Penzberg bei der Ansiedlung lokaler Unternehmen unterstützt. Am 30. Juli wurde laut Rathaussprecher Thomas Kapfer-Arrington ein Kaufvertrag durch Zweiten Bürgermeister Markus Bocksberger (PM) mit der bisherigen Eigentümerin Immobilien Freistaat Bayern (IMBY) geschlossen: Der Freistaat überlasst damit der Kommune ein Grundstück, dass bislang von den Bayerischen Staatsforsten verwaltet wurde.

Das Grundstück liegt zwischen dem Dobler-Areal und dem künftigen Fraunhofer-Standort an der Straße Nonnenwald. Es handelt sich um eine circa 29.000 Quadratmeter große Fläche, wie ein Sprecher des Bauministeriums auf Nachfrage mitteilt. Davon würden 5000 Quadratmeter auf künftige Ausgleichsflächen entfallen. Vorgesehen ist die Ansiedlung von „einheimischen Gewerbetreibenden und Handwerksbetrieben mit kleinerem bis mittlerem Flächenbedarfen“, so Rathaussprecher Kapfer-Arrington gegenüber der Rundschau.

Stolz im Rathaus über Ansiedlung

Im Rathaus herrscht Zufriedenheit über den Vertragsabschluss. „Ich bin sehr stolz darauf, dass die Fraunhofer-Ansiedlung nun einen weiteren, entscheidenden Schritt gemacht hat“, so Zweiter Bürgermeister Markus Bocksberger (PM), der aktuell das urlaubende Stadtoberhaupt Stefan Korpan (CSU) vertritt. Dass die Gesellschaft einen weiteren Standort in Penzberg schafft und die Synergieeffekte mit Roche seien „von großer Bedeutung“ im Kampf gegen künftige Pandemien, so Bocksberger.

Aus einem Projekt wurde nichts

Nur aus einem ist nach dem Söder-Besuch im April nichts geworden: Der Ministerpräsident hatte damals zusätzlich eine weitere Finanzhilfe des Freistaats für die Landesgartenschau 2028 in Penzberg angekündigt – doch das Millionenprojekt wurde im Juni wegen der angespannten Haushaltslage schweren Herzens per Stadtratsbeschluss zurückgegeben.

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