Es ist die größte, jemals dokumentierte Vogelgrippewelle: Der Erreger befällt auf mehreren Erdteilen vor allem Vögel, besonders stark betroffen sind die USA.
Mehr als 166 Millionen Vögel gekeult
Laut der Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) sind in den USA inzwischen mehr als 12.500 Fälle bei Wildvögeln registriert. Zudem wurden Ausbrüche in fast 1000 Rinderherden in 17 Bundesstaaten nachgewiesen. 70 Fälle bei Menschen wurden entdeckt.
Das sind allerdings nur die veröffentlichten Zahlen. In einer kleinen CDC-Studie trugen im September drei von 150 Tierärzten Antikörper gegen das Virus. Dabei hatten zwei von ihnen nach eigenen Angaben gar keinen Kontakt zu infizierten Tieren oder Verdachtsfällen gehabt.
Das Virus müsse also sowohl unter Tieren als auch unter Menschen viel weiter verbreitet sein als offiziell bekannt, schlossen Experten daraus. "Wir kennen das Ausmaß dieses Ausbruchs in den USA nicht", sagte die Virologin Seema Lakdawala von der Emory University in Atlanta der "New York Times". "Es gibt offensichtlich Infektionen, die wir nicht mitbekommen."
Eier in den USA werden knapp
Kommerziell erwerbliche Milch-, Fleisch- und Eierprodukte seien zwar sicher, da Hitze und Pasteurisierung das Virus eliminierten, betonen die CDC-Fachleute. Von Rohmilch-Verzehr wird allerdings abgeraten. Die Lieferung von ausreichend Rinderfleisch sowie Milch sei nicht gefährdet. Rinder könnten eine Infektion überstehen und müssten nicht getötet werden.
Doch mehr als 160 Millionen Nutzvögel wurden in den USA seit Beginn des Ausbruchs gekeult. Das ließ den Preis für Hühnerfleisch, vor allem aber auch für Eier in die Höhe schnellen. Vielerorts sind Eier knapp, Supermärkte verkaufen oft nur noch eine Packung oder sogar drei Eier pro Kunde, rationieren diese. Medien berichten etwa von Preisen mehr als 10 Dollar pro Dutzend.
Zum Vergleich: Laut Daten der US-Regierung haben im vergangenen Dezember ein Dutzend große Eier der Güteklasse A knapp 4,15 US-Dollar (etwa 3,99 Euro) gekostet – im Vorjahr waren es um diese Zeit noch 2,50 US-Dollar. Mittlerweile ist der Eierpreis noch weiter angestiegen.
USA bitten Deutschland um mehr Eier-Exporte
Die Vereinigten Staaten haben deswegen nun Deutschland um mehr Eier-Exporte gebeten. "Wir haben in der Tat eine Anfrage aus den USA erhalten", teile ein Sprecher des Bundesverbands Ei mit. Weitere Einzelheiten ließ der Verband, der die Eierwirtschaft hierzulande vertritt, offen.
Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, baten US-Behörden deshalb auch bereits in anderen europäischen Ländern um mehr Exporte von Hühnereiern. Medienberichten zufolge waren entsprechende Anfragen unter anderem bei Branchenverbänden in Dänemark und Schweden eingegangen. Wegen der Pläne von US-Präsident Donald Trump, Grönland zu kaufen, ist das Verhältnis Dänemarks zu den USA derzeit angespannt.
Nach früheren Angaben des Präsidenten des Bundesverbands Ei, Hans-Peter Goldnick, werden bereits kleine Mengen auch in die USA exportiert. Das Volumen sei aber sehr gering.
Droht auch in Deutschland Eierknappheit?
Die Ausbrüche in Deutschland sind nicht vergleichbar mit denen in den USA, weshalb auch die Eierproduktion hier nicht so stark gefährdet ist. Hinzu kommt, dass Deutschland bereits jetzt einen Großteil seiner Eier importiert. Denn auch Deutschland hat keine Eier im Überfluss: Lediglich 73 Prozent der in der Republik verbrauchten Eier wurden 2023 hierzulande produziert. Der Rest wird importiert.
Ferner trifft die niedrigere Produktion auf eine hohe Nachfrage: "Eier haben ihr Image verändert", sagte Goldnick. Viele Menschen hätten Eier wiederentdeckt, als eine Quelle tierischen Eiweißes mit vergleichsweise guter CO₂-Bilanz. Dem Bauernverband zufolge lag der bundesweite Pro-Kopf-Verbrauch 2024 bei 244 Eiern – ein Plus von acht Eiern im Vergleich zum Vorjahr.
"Die Summe aus diesen Faktoren führt dazu, dass wir aktuell unterversorgt sind", erklärte Goldnick. Normalerweise sei das auch kein großes Problem. Aber vor Ostern kauften um Beispiel auch die Färbereien große Mengen Eier.
Werden auch in Deutschland die Eier teurer?
Die Folge der Gemengelage: Die Großhandelspreise für Eier steigen. Die freien Marktpreise hätten ein Allzeithoch erreicht, hieß es jüngst in einem Bericht der Deutschen Eier-Union. Eier im Großhandel seien mittlerweile teurer als im Supermarkt. So wurden demnach zuletzt zum Beispiel für 100 weiße Eier – Gewichtsklasse M und unterste Haltungsform – 17,63 Euro fällig.
Bei den Kundinnen und Kunden von Discountern und Supermärkten dürfte das Preishoch so schnell allerdings nicht ankommen. Auch Zustände wie in den USA drohten nicht, sagte Goldnick. Zwischen Händlern und Eier-Produzenten gebe es in der Regel einjährige Verträge, die normalerweise im August geschlossen werden. In den meisten Fällen seien also frühestens im Herbst Preiserhöhungen möglich. "Diese spontanen Preissteigerungen auf dem Spotmarkt kommen beim Endverbraucher nicht an. Und wenn, dann nur ganz vereinzelt."
Wie Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD), die selbst einen Legehennen-Betrieb in der Uckermark führte, sagte, könne es "passieren, dass wir eben einen Mangel an Eiern haben, was aber (...) zu Ostern nicht selten ist, weil auch zu Ostern natürlich die Hochsaison ist." Auch in Supermärkten könne es dann mal keine Eier geben, erklärt Mittelstädt. Sie riet, auch auf Direktvermarkter und regional produzierte Lebensmittel zu setzen.
Der Landesbauernverband empfiehlt, die Eier für Ostern frühzeitig zu kaufen. "Denn kurzfristig kann es immer zu Engpässen in den Regalen kommen." Eier halten sich bei richtiger Lagerung mehrere Wochen, sodass man diese auch schon ein bis zwei Wochen vor dem Fest besorgen könne.