Blick in Hohenpeißenbergs Vergangenheit: Wie nach dem Krieg ein Bauboom einsetzte

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Hohenpeißenberg ist in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gewachsen (Luftbild aus dem Jahr 2012). © Hochenauer

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte ein großer Bauboom in Hohenpeißenberg ein. Ausgebombte Städter und Flüchtlinge strömten in den Ort und es wurde dringend neuer Wohnraum gebraucht.

Hohenpeißenberg – Die Schule auf dem Hohen Peißenberg platzte aus allen Nähten. Im Schuljahr 1943/44 wurde sie von 406 Kindern besucht, im Schuljahr 1948/49 waren es schon 560. Es musste dringend neuer Wohnraum geschaffen werden. Ein neuer Zeitabschnitt begann in Hohenpeißenberg.

Es entstanden Häuser an der Rigi-, der Sonnen-, der Kreuzstraße, am Lindenweg, an der Blumen- und der Glückaufstraße. Im Hetten wurde beim Birken- und beim Ahornweg gebaut. Der Bergbau war prägend für Hohenpeißenberg, das lässt sich aus den Meldungen der „Bayerischen Berg-, Hütten und Salzwerke AG“ (BHS) von Ende der 1950er Jahre ablesen. Der Ort hatte 2800 Einwohner, davon waren 510 bei der BHS beschäftigt.

In Peißenberg, Peiting und Hohenpeißenberg wurden mit 304 Werkswohnungen und 1433 Siedlerwohnungen viele bergbaugebundene Wohnungseinheiten gebaut. Durch zinsgünstige Darlehen konnten in jener Zeit viele Bergleute für ihre Familien ein Eigenheim schaffen, es gab einheitliche Pläne für die Häuser, ein Abweichen war nicht möglich. Die BHS versuchte über diesen Weg auch, Beschäftigte an sich zu binden und sah sich wirklich in der Verantwortung für ihre Beschäftigten. Heute sieht es da in den privaten Unternehmen meist ganz anders aus.

Der Wohnungsbau durch den Bergbau ging bis weit in die 1960er Jahre. Mit der Schließung der Kohlegrube im Jahre 1971 endete diese Ära. Mit weiteren Baumaßnahmen ging es in Hohenpeißenberg ab den 1970er Jahren weiter: Sowohl im Hetten als auch am Bschorrwald wurde gewaltig gebaut. Die Alpenblickstraße, eine Ringstraße, erschloss Wohnraum für etwa 40 Häuser, es entstanden sowohl Einfamilien- als auch größere Mehrfamilienhäuser. Der Ort wuchs sehr stark auf der südlichen Seite des Berges. Hier lagen auch die begehrten Bauplätze.

Wasserversorgung stieß an ihre Grenzen

Das schaffte neue Herausforderungen zum Beispiel bei der Wasserversorgung. Auf der Südseite des Hohen Peißenbergs war Wasserknappheit schon länger ein Problem: Durch den Bergbau versickerten viele Quellen im Untergrund. Eine gemeindliche Wasserversorgung sollte Abhilfe schaffen. Im Jahr 1908 gelang es, dafür Quellen für den südlichen Ortsbereich zu fassen. Damals zahlte das Bergwerk zwei Drittel der Gesamtkosten von etwa 80 000 Reichsmark. Die Wasserversorgung, die dann die Ortsteile Brandach, Schendrich, Klausen, Teile des Hettens sowie Steinfall und den Unterbau mit Wasser versorgte, stieß dann in den 1950er Jahren, als der Ort massiv wuchs, an ihre Grenzen. Damals wurde sogar Wasser aus dem Unterbaustollen mit in das gemeindliche Wassernetz eingespeist.

Ab Mitte der 1960er Jahre wurde an einer neuen, besseren Wasserversorgung gearbeitet und jene Quellen, welche heute den Badesee speisen, wurden als die Hauptquellen für die gemeindliche Wasserversorgung erschlossen. Es wurden ein Pumpenhaus (das heutige „Pumpenhaisl“, Treffpunkt für die Jugend) und ein Hochbehälter am Südhang des Berges mit 800 Kubikmeter Speicherkapazität gebaut. Zwischenzeitlich sind alle Ortsteile an die gemeindliche Wasserversorgung angeschlossen und der Ort bezieht sein Trinkwasser aus Peiting.

Wachstum hat Auswirkungen auf Gemeinde - Grundschule musste saniert werden

Der Hetten, genauer der Bereich Neuhetten, ist heute eine geschlossene Siedlung, in der rund 1000 Menschen wohnen. An der Straße beim Hetten standen um das Jahr 1840 vier Wohngebäude, die Hettenwirtschaft, zwei landwirtschaftliche Anwesen und ein kleines Wohngebäude. In anderen Ortsbereichen, wo vor gut 50 Jahren noch freie Flächen zwischen den Ortsteilen sichtbar waren, sind diese zwischenzeitlich zusammengewachsen.

Zwischen den Ortsteilen Brandach und Schendrich gibt es keinen unbebauten Bereich mehr, der diese trennen würde. In den vergangenen 30 Jahren, von 1988 bis 2018, wuchs die Gemeinde von 3265 auf 3855 um 590 Einwohner, das sind etwa 18 Prozent. Heute hat der Ort etwa 1330 Häuser und knapp über 4100 Einwohner. Im südlichen Bereich war das letzte größere Baugebiet an der Bergstraße, unweit vom Rathaus entfernt, hier wurde eine Fläche für 13 Einfamilienhäuser erschlossen.

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Dieses Wachstum im Ort hat auch Auswirkungen auf die Gemeinde selbst. Die Grundschule, welche im Ort im Jahre 1969 in Betrieb genommen wurde, bedurfte einer grundlegenden Sanierung. Da viele junge Familien mit Kindern im Ort heimisch geworden sind, musste die Gemeinde einen dritten Kindergarten bauen. Die Ortskanalisation wurde in den Jahren 1963 bis 1982 geschaffen. 1982 ging die Kläranlage in der Nähe des Bauhofs in Betrieb. Diese ist nach mehr als 40 Jahren Betrieb technisch an ihre Grenzen gekommen. Die Kläranlage Hohenpeißenberg soll an die Peißenberger angeschlossen werden. Von Rudi Hochenauer

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