US-Chipriese Nvidia entwickelt brisanten China-Prozessor – trotz massiver Exportbeschränkungen
US-Chip-Entwickler Nvidia plant laut Berichten einen neuen Hochleistungsprozessor speziell für den chinesischen Markt. China jedoch forciert derweil die Unabhängigkeit seiner KI-Industrie.
Santa Klara – China ist für US-Tech-Riesen ein wichtiger Absatzmarkt. Doch die Volksrepublik ist bei der eigenen Entwicklung von Hochleistungstechnologien der USA bereits dicht auf den Fersen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 19. August berichtet, plant das Technologieunternehmen Nvidia jetzt laut Insidern die Entwicklung eines neuen, verschlankten Spezialprozessors für Künstliche-Intelligenz-Chips für den chinesischen Markt.
Nvidia -Blackwell-Architektur: Leistungsstärkerer Prozessor für China
Auf Basis der fortschrittlichen Blackwell-Architektur soll der Chip namens B30A für die chinesischen Märkte entwickelt werden. Die Nachfolgegeneration der Hochleistungsprozessoren haben eine 30-fach höhere Leistungsfähigkeit und bessere Energieeffizienz beim Training von großen Sprachmodellen und komplexen Datenbankoperationen.
Zwar erreicht der Chip auf Basis der Blackwell-Mikroarchitektur etwa nur die Hälfte der Rechenleistung des im Westen erhältlichen NVIDIA-Spitzenmodells B300, jedoch soll er um ein Vielfaches schneller verarbeiten als der in China erhältliche H20. Dieser basiert auf einer im Jahr 2022 gelaunchten Hopper-Architektur und wurde in seiner Leistungsfähigkeit speziell an die von US-Ausfuhrbeschränkungen angepasst.

Statt eines Dual-Die-Setups wie beim B300 enthält der B30A ein sogenanntes Single-Die-Design, welches alle Kernkomponenten auf einem einzigen durchgehenden Siliziumstück platziert. Bei Single-Die-Designs ist die Leistung zwar schwächer, aber die reicht trotzdem aus, um den Anforderungen von chinesischen Entwicklern und den US-Exportbeschränkungen gerecht zu werden. Diese sind weniger komplex und somit auch kostengünstiger sowie weniger energieintensiv herzustellen.
Der B30A wird genauso wie der H20 über einen High-Bandwidth-Memory (Arbeitsspeicher) mit hoher Bandbreite und NVLink-Technologie (Verbindung zwischen den Chips) für eine Beschleunigung der Datenübertragung zwischen den Prozessoren verfügen, so der Reuters-Bericht. Die Spezifikationen seien aber noch nicht endgültig, wie NVIDIA weiter mitteilte.
Chinesischer Absatzmarkt: NVIDIA durch Exportbeschränkungen unter Druck
NVIDIA hat im vergangene Jahr 13 Prozent seines Gesamtumsatzes in China erwirtschaftet. Ein weiterer an die Exportbeschränkungen angepasster Chip wurde bereits entwickelt. Der RTX6000D basiert ebenfalls auf der Blackwell-Architektur und soll laut Reuters im September in kleinen Chargen an chinesische Kunden geliefert werden, um das Interesse der Händler aufrechtzuerhalten.
„Wir evaluieren eine Vielzahl von Produkten für unsere Roadmap, damit wir bereit sind, im Rahmen der von den Regierungen zugelassenen Möglichkeiten zu konkurrieren“, so NVIDIA in einer Stellungnahme. Bereits im kommenden Monat sollen erste Testgeräte an chinesische Kunden geliert werden. „Alle unsere Produkte sind von den zuständigen Behörden vollständig genehmigt und ausschließlich für den gewerblichen Gebrauch bestimmt.“, hieß es weiter.
Trump-Deal mit NVIDIA: Senatoren besorgt um nationale Sicherheit
Laut Aussagen von Trump könnten die neuen Chips für den chinesischen Markt eine um „30 Prozent bis 50 Prozent geringere“ Rechenleistung haben, so US-Berichte. Die Genehmigung für den Verkauf sei aber noch nicht garantiert. Im April wurde NVIDIA dazu gezwungen, sämtlich Lieferungen des H20 einzustellen. Nachdem ein Deal mit der US-Regierung vereinbart wurde, duften die Exporte im Juli wieder aufgenommen werden. NVIDIA muss demnach künftig 15 Prozent seines China-Umsatzes an die Regierung abgegeben.
Kritische Stimmen behaupten, dass selbst schwächere Versionen der Top-Chips von NVIDIA China immer noch einen zu großen Vorsprung bei der KI-Entwicklung verschaffen könnten. „[… ] Amerikas Wettbewerbsvorteil, der für unsere nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung ist, im Austausch gegen eine Provision für den Verkauf von KI-fähiger Technologie an unseren wichtigsten globalen Konkurrenten ‚wegzuverhandeln‘, gibt Anlass zu ernsthafter Besorgnis“, hieß es in einem Brief von sechs demokratischen Senatoren.
Sorge vor Aufstieg Chinas: Volksrepublik baut heimische KI-Infrastruktur weiter aus
Die USA sind seit Jahren über die Entwicklung von Hochtechnologien in China besorgt. Die US-Regierung befürchtet, dass China mithilfe der amerikanischen Komponenten militärisch und technologisch gestärkt werden und dies eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen könnte. Die Ausfuhr von bestimmten Hochleistungsprozessoren wurden daher beschränkt, unter Donald Trump sind die Exportbeschränkungen nach China noch einmal verschärft worden.
Peking arbeitet derweil weiter an der Verringerung seiner US-Chip-Abhängigkeit und warnte erst kürzlich vor dem Gebrauch ausländischer Hochleistungsprozessoren. Laut Berichten der South China Morning Post wurden öffentliche Rechenzentren im ganzen Land dazu aufgefordert, mehr als 50 Prozent ihrer Chips von inländischen Herstellern zu beziehen. Die Volksrepublik beschleunigt zudem den Ausbau von intelligenten Rechenzentren für die lokale KI-Industrie im gesamten Land. Laut Daten von KZ Consulting wurden 2023 und 2024 mehr als 500 neue Rechenzentrumsprojekte angekündigt.