Die Lebensreise der Landsberger Spital-Lerchen

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Freuen sich schon auf das Konzert am 21. September um 17 Uhr im Sitzungssaal des Landratsamtes: (von links) Chorleiterin Angelika Leif, Chormitglied Bärbel Heike und Meike Vorwold, die das Projekt initiiert hat. © Greiner

Es ist ein besonderer Chor, der in der langen Kunstnacht - zeitgleich der Welt-Alzheimertag - zum ersten Mal öffentlich auftreten wird: die Spital-Lerchen – ein Chor, dessen Mitglieder im Heilig-Geist-Spital, dem Caritas Seniorenzentrum in Landsberg zuhause sind.

Landsberg – „Wir singen hier schon länger zusammen“, sagt die 81-jährige Bärbel Heike, die seit neun Jahren im Heilig-Geist-Spital lebt. „Aber das Singen selbst habe ich erst hier im Spital angefangen. Früher habe ich nur für mich allein gesungen, beim Saubermachen. Dann ging das leichter.“ Vor fünf Jahren kam dann Angelika Leif als ehrenamtliche Betreuungskraft für den Bereich Musik ans Haus. Und begann, mit den Bewohnern regelmäßig zu singen. „Als dann Corona kam, bat mich der damalige Spitalleiter, den Chor wenn möglich weiter zu betreuen“, erinnert sich Leif. „Anfangs waren wir noch nicht so viele, vielleicht zehn.“ Inzwischen sind sie bei den wöchentlichen Proben auch mal über 20 Sängerinnen und Sänger. Dass das Sing-Projekt so viel Zuspruch fand, war auch mit der Grund, ihm einen Namen zu geben: „Wir haben von allen Vorschläge gesammelt, wie der Chor heißen soll. Die Spital-Lerchen haben dann das Rennen gemacht“, erzählt Leif, inzwischen offiziell die Chorleiterin.

Chor des Landsberger Caritas-Seniorenzentrums: Lange Kunstnacht mitgestalten

Probe ist immer dienstags, eineinhalb Stunden singen alle, die mitmachen wollen, im Aufenthaltsraum des Spitals im Erdgeschoss. Eine weitere Betreuungskraft, die ausgebildete Sopranistin Maria de la Torre, kam mit dazu. Und seit die Idee zum Konzert in der Langen Kunstnacht steht, wird zweimal pro Woche geprobt. „Das Projekt hat eine ansteckende Freude“, weiß Chorleiterin Angelika Leif. Es sei schön zu sehen, wie jeder Einzelne zum Projekt beitragen und so an der Kunstnacht teilhaben könne. Auch ihr Mann singt inzwischen im Chor mit, sagt Leif und lacht: „Das ist unser Wochen-Highlight.“

„Es geht darum, dass die Bewohner des Heilig-Geist-Spitals die Lange Kunstnacht aktiv mit gestalten können“, sagt Meike Vorwold, die das Konzert in der Kunstnacht initiiert hat. „Wir haben in der Kunstnacht auch eine Ausstellung im Foyer des Landratsamtes, die das Leben der Menschen im Spital nach außen tragen soll. Und da dachten wir, dass der Sitzungssaal für ein Konzert doch ideal wäre.“ Unter anderem, weil der 21. September auch der Welt-Alzheimertag ist. Einen Vortrag oder einen Film zum Thema fand Vorwold eher unspannend: „Wir wollen ja die Spital-Bewohner mit ins Boot holen.“ Gesagt, getan: Die Spital-Lerchen werden in der Kunstnacht um 17 Uhr eine „musikalische Reise durch die Lebensjahre“ präsentieren. „Alle Bewohner haben ja schon ein gewisses Alter“, begründet Vorwold das Thema. „Wer, wenn nicht sie, könnte über eine Lebensreise erzählen?“

Die Lieder wählte sie zusammen mit Leif aus und gliederte sie in vier Abschnitte: Kindheit, Jugendzeit, Lebensmitte und Lebensabend. Und jeder Abschnitt wird durch einen Text eingeleitet, den Vorwold liest – ein Programm, dem auch die Chormitglieder einhellig zugestimmt haben.

Chor der Spital-Lerchen: Lieder, die Erinnerungen wecken

Chormitglied Bärbel Heike freut sich jetzt schon auf das Konzert. Aufgeregt sei sie nicht: „Ich kann singen und kenn die Lieder. Nervös wäre ich nur, wenn ich alleine auftreten müsste.“ Eines ihrer Lieblingslieder auf dem Programm ist „Zum Tanze, da geht ein Mädel“, sagt Heike und stimmt die Melodie auch gleich an. Aber auch „Wenn ich ein Vöglein wär“, mag sie gerne: „Da fällt mir meine Jugendliebe ein.“ Manche Lieder machten sie etwas traurig: Denn oft tauchen Erinnerungen an Menschen oder Ereignisse auf, die sie wehmütig werden lassen. Aber auch darum geht es bei dem Projekt, sagt Vorwold: „Die Menschen blicken auf Gutes und auf Schweres zurück. Im besten Fall hoffen wir, dass wir das Publikum emotional mit auf die Lebensreise nehmen können“ – Mitsingen beim Konzert ist herzlich willkommen. Es geht Vorwold nicht darum, einen perfekten Auftritt abzuliefern. Sondern darum, dass die Senioren gehört und gesehen werden.

Unterstützt wird das Konzert auch von Pajam Rais Parsi, im Landkreis für das seniorenpolitische Gesamtkonzept zuständig, der Vorwold bei der Organisation hilft. Und beispielsweise auch den Transport durch das BRK Landsberg organisiert hat. Unterstützung kommt aber auch vom Seniorenzentrum selbst, das an dem Tag mit Betreuungskräften hilft. „Es werden leider nicht alle mitsingen können, die jetzt bei den Proben immer dabei sind“, bedauert Chorleiterin Leif. Aber die fremde Umgebung des Sitzungssaals könne für manchen Spital-Bewohner zu aufregend sein und damit dessen Gesundheit schaden. Beim Konzert werden wohl zwölf der Chormitglieder mitsingen.

Die Landsberger Spital-Lerchen: Konzert mit Klavier und Flöte

Mit dabei sind auch vier Profis, unter anderem die So­pranistin de la Torre. „Und ich habe meinen Vater gefragt, ob er mitmacht“, sagt Vorwold. „Er ist Opernsänger und hat auch über 40 Jahre im BR-Chor als Bassist gesungen.“ Inzwischen sei er auch absolut begeistert von dem Projekt. Zusammen mit de la Torre wird er zudem ein Duett aus der Zauberflöte präsentieren. Instrumental unterstützten am 21. September auch noch der Oboist Ingolf Domdey –allerdings mit der Querflöte – und Leifs Tochter, die Pianistin Franziska Reif-Friedl. „Wir brauchen eigentlich keine Begleitung“, sagt die Chorleiterin. „Aber es klingt einfach schön mit Begleitung. Und jeder singt auch ein bisschen mutiger.“

Das Konzert am 21. September im Sitzungssaal beginnt um 17 Uhr.

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